Zukunftsthemen prägen das Kommunale Integrationsmanagement im Kreis Euskirchen

13. Februar 2023: Von Vera Secker, Leitung Kommunales Integrationszentrum, Kreis Euskirchen

Das Kommunale Integrationsmanagement (KIM) als Teil des Kommunalen Integrationszentrums (KI) hat im Kreis Euskirchen zur Besonderheit, dass die Koordinierungsstellen in der Kreisverwaltung in vier Handlungsfeldern tätig sind: Ausländeramt, Case Management, Interkulturelle Öffnung (IKÖ) und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Daneben gibt es in Kooperation mit vier Wohlfahrtsverbänden das „KIM Team Case Management“, das eingewanderte Menschen in allen Anliegen engmaschig bis hin zur Zielerreichung begleitet. Durch diese breite Ausrichtung ergeben sich weitere Schnittstellen, Synergien und Wirkungen, die die Arbeit der Integrationsakteure im Kreis beeinflussen.

Von bewährten Kooperationen zu neuen Kooperations- und Koordinationsformen
In der Integrationsarbeit kooperiert der Kreis Euskirchen seit vielen Jahren mit den kreisangehörenden Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Institutionen und dem Ehrenamt in der Geflüchtetenhilfe.
Die wertvolle Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Beratungs- und Begleitstrukturen wird durch KIM nun ergänzt und unterstützt. Durch die enge Einbindung der neuen KIM-Struktur in die bestehende Integrationsarbeit im KI und in die Netzwerke, erfolgen umfassende Abstimmungsprozesse, um eine nachhaltige Integration zu koordinieren und zu sichern. Diese stark vernetzte Struktur hat sich in den letzten zehn Jahren immer weiter ausgebaut und ausdifferenziert – so wie sich auch der Personenkreis der neuzugewanderten Menschen und deren Bedarfe im Integrationsprozess immer wieder verändern.
Im Rahmen der Einrichtung des KIM wurden die Kooperationen innerhalb der Kreisverwaltung, zu den Kommunen und externen Partnerinnen und Partner nochmal ausgeweitet.


Das Team des Kommunalen Integrationsmanagements im Kreis Euskirchen.
Quelle: Medienzentrum Kreis Euskirchen

Zusammen für ein offenes Miteinander
Im KIM wird das Handlungsfeld IKÖ durch eine abteilungsübergreifende Kooperation zwischen dem KI und dem Team Personalmanagement umgesetzt und verfolgt das Ziel, eine diversitätssensible Organisationskultur und Vielfaltsförderung voranzutreiben. Kreisseitige Dienstleistungen sollen für Personen mit Einwanderungsgeschichte zugänglicher gemacht und dadurch die sozialen Teilhabechancen gesteigert werden. Intern werden für die Mitarbeitenden verschiedene Formate der Sensibilisierung organisiert und durchgeführt, die dazu beitragen sollen, Konfliktpotentiale im Arbeitsalltag und in Beratungen zu reduzieren und so die Zufriedenheit für alle Beteiligten zu steigern. Des Weiteren soll dadurch die Attraktivität der Kreisverwaltung Euskirchen als potentielle Arbeitgeberin bei Personen mit Einwanderungsgeschichte gesteigert werden. Auch ist eine Unterstützung der kreisangehörenden Kommunen beim Öffnungsprozess möglich. Perspektivisch sollen die internen Strukturen einen Spiegel der Gesellschaft im Kreis Euskirchen darstellen und dadurch den großen Mehrwert bieten, Ideen und Lösungsansätze aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Neben der Durchführung von Sensibilisierungsformaten für Führungskräfte und Auszubildende wurden gemeinsam mit KI-Kolleginnen und Kollegen Veranstaltungen zur Förderung von Vielfalt im Ehrenamt organisiert.

Wirkungsvolle Unterstützung durch Case Management
2/3 der KIM-Case Management sind bei den Kooperationspartnerinnen und –partnern Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Euskirchen, Caritasverband für die Region Eifel, Caritasverband für das Kreisdekanat Euskirchen und Katholische Jugendagentur Bonn/Rhein-Sieg sowie beim Integration Point verortet. Die Stellen haben Zielgruppen- und Kommunen-spezifische Zuständigkeiten und den Vorteil, durch die Einbindung in die Trägerstrukturen einen multiperspektivischen Blick sowie einen zum Teil erleichterten Zugang zu den jeweiligen Zielgruppen zu erhalten.
Die enge Zusammenarbeit der Koordinierungsstelle Case Management mit den KIM-Stellen in der Ausländerbehörde ermöglicht den Case Managerinnen und -manager effiziente Abstimmungswege. Bei „Runden Tischen Integration“ wurde die Bedeutung von KIM für die Kommunen deutlich und die Unterstützung durch die Case Managerinnen und Manager – gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation der Zuwanderung – sehr begrüßt.
Im Case Management wird die Lebenssituation des zu begleitenden Menschen systematisch in den Blick genommen. Es erfolgt eine erste Bedarfs- und Ressourcenanalyse. Darauf aufbauend steuern Case Managerinnen und Manager Angebote und Leistungen und gewährleisten in Zusammenarbeit mit den Klientinnen und Klienten deren Umsetzung nachhaltig.
Durch die rechtskreisübergreifende Vernetzung aller Integrationsakteurinnen und -akteure entsteht ein effizientes Produktionsnetzwerk für die Klientinnen und Klienten. Hierbei decken die Case Managerinnen und Manager unterschiedlich gelagerte Bedarfe der Klientinnen und Klienten auf und machen Lücken im System sichtbar. Dies dient als Grundlage zur Optimierung von Strukturen und Prozessen. Case Managerinnen und Manager fungieren somit als Brückenbauerinnen und -bauer zwischen einer Nutzerinnen- und Nutzerperspektive von Personen mit Einwanderungsgeschichte und den an sie gerichteten Integrationsstrukturen.

Die Zukunft unserer Umwelt in den Blick nehmen
Ein weiterer Fokus wird in einer KIM-Koordinationsstelle auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gelegt. Die globalen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen, verlangen von allen Menschen eine aktive Rolle in der Gesellschaft. Unter anderem erfordern Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, demografischer Wandel, inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung einen Beitrag aller Akteurinnen und Akteure für die Gestaltung einer fairen und nachhaltigen Entwicklung. BNE ebnet einen Weg, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und mitzuwirken. Es soll ein Bewusstsein für die Erfordernisse der Zeit und zum zukunftsorientierten Denken und Handeln geschaffen werden.
Im KIM wird über den Schwerpunkt BNE das Ziel verfolgt, das Thema Nachhaltigkeit im Alltag zu verankern, indem im Kreis Euskirchen alle Menschen die Möglichkeit erhalten, sich bewusst am Veränderungsprozess zu beteiligen. Des Weiteren sollen Synergien zum Integrationsbereich erschlossen und die Teilhabe von Personen mit Einwanderungsgeschichte an einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gestärkt werden. Das sozialraumorientierte-sozialpädagogische Case Management soll die Menschen kreisweit dabei unterstützen, persönliche Nachhaltigkeitsziele zu definieren und zu erreichen.

Mit Expertise Perspektiven entwickeln
Die Expertise des Ausländeramts ist für eine erfolgreiche Integration ein zentraler Faktor.
Das Ausländeramt baut mit dem KIM einen präventiven Ansatz aus, um frühestmöglich Wege für eine rechtliche Verstetigung der Integration aufzuzeigen und zu stärken. Ziel ist es, Personen mit Einwanderungsgeschichte aus einem unsicheren Aufenthaltsstatus in ein sicheres Bleiberecht zu überführen und perspektivisch bis hin zur Einbürgerung zu begleiten.
Im Wissen um ausländerrechtliche Möglichkeiten der gezielten und nachhaltigen Integration, lassen sich individuelle Integrationsprozesse fördern und Strukturen nachhaltig weiterentwickeln. Dies wird unter anderem durch ein zusätzliches Informations- und Beratungsangebot sowie durch öffentliche Veranstaltungen bedarfsgerecht unterstützt.
In Kooperation mit dem Case Management werden ausländerrechtliche Fragestellungen erörtert und individuelle Perspektiven erarbeitet.
Die strategische Zusammenarbeit im Rahmen des KIM zwischen dem Ausländeramt und dem KI wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Blick auf Notwendiges zu schärfen und praxisnahe Integrationsprozesse mit verschiedenen Ämtern und Akteuren abzustimmen.

In der Ukraine-Krise hat sich dieser Ansatz sehr bewährt, als kurzfristig ein Online-Austauschforum für die kreisangehörigen Kommunen und die Hauptamtlichen der Integrationsarbeit im Kreis angeboten werden konnte, um mit dieser neuen Situation der Zuwanderung bestmöglich umgehen zu können. Das Format besteht noch heute und behandelt nun auch alle integrationsrelevanten Fragen und Angebote.

Bewährte Kooperationen weiterentwickeln
Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wird deutlich, wie wertvoll die bestehenden Programme, Veranstaltungen und Qualifizierungen des KI sind und wie hilfreich - insbesondere in der Situation verstärkter Zuwanderung - die neue Struktur KIM ist. Wichtig sind aber auch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Kooperationen, Angebote, der Informationsfluss und der stetige Austausch.


Vera Secker
Quelle: Kreis Euskirchen