„Welcome-Center“ des Kreises Kleve: Hell, serviceorientiert und energieeffizient
Ökologisches Bauen nimmt beim Klimaschutz einen zunehmend hohen Stellenwert ein. Die Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH widmet sich diesem Thema seit ihrer Gründung im Jahre 1995 und hält bei der Sanierung wie auch der Neuerrichtung von Gebäuden in Trägerschaft des Kreises Kleve das Thema Energie über die gesetzlichen Forderungen hinaus im Blick. Zum Vorzeige-Objekt wird der Neubau des „Welcome-Centers“ mit direkter Anbindung zur Kreisverwaltung werden.
Kurze Wege, enger Austausch und viele Serviceangebote unter einem Dach: Der Kreis Kleve baut ein neues Welcome-Center, in dem das Foyer der Ausländerbehörde, die Einbürgerungsstelle sowie das Kommunale Integrationszentrum (KI) Kreis Kleve künftig gemeinsam untergebracht sein werden. So haben die Kundinnen und Kunden einen zentral gelegenen, modernen Anlaufpunkt für ihr Anliegen beim Kreis Kleve. Das Welcome-Center ist an die Büroräume der Ausländerbehörde angeschlossen. Es wird als separates Gebäude gegenüber der Hauptverwaltung an der Nassauerallee gebaut. Nachhaltige Integrationsarbeit und interkulturelle Öffnung benötigen nicht zuletzt auch ein ausreichendes Platzangebot und eine ansprechende Optik. Zudem wachsen die Aufgaben in der Integrationsarbeit – und damit der benötigte Raum – stetig weiter an. Bislang war das KI in den vorhandenen Verwaltungsgebäuden untergebracht. Die Serviceangebote der Ausländerbehörde bietet der Kreis Kleve aktuell unter anderem auch behelfsmäßig in Bürocontainern im Umfeld des Kreishauses an.
Das neue Verwaltungsgebäude bietet mit einer Nutzfläche von insgesamt 492 Quadratmetern helle und ansprechende Räume für die Mitarbeiter des KI im Obergeschoss sowie ein großzügiges Foyer der Ausländerbehörde und Räume für die Einbürgerungsstelle im Erdgeschoss.
Quelle: KKB GmbH
Die „verstreute“ Betreuung soll nun zusammengeführt werden. Daher hat sich der Kreis Kleve zum Neubau eines Welcome-Centers entschlossen. Mit der Umsetzung wurde die Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH (KKB) beauftragt. Auf dem Grundstück an der Nassauerallee in Kleve befand sich zuletzt ein Wohnhaus. Nach dem Abriss haben die Arbeiten für den Neubau des Welcome-Centers im Februar 2022 begonnen, voraussichtlich März 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Das neue Verwaltungsgebäude bietet mit einer Nutzfläche von insgesamt 492 Quadratmetern helle und ansprechende Räume für die Mitarbeiter des KI im Obergeschoss sowie ein großzügiges Foyer der Ausländerbehörde und Räume für die Einbürgerungsstelle im Erdgeschoss. Durch die Verblendfassade fügt sich das Gebäude hervorragend ins räumliche Umfeld ein.
Frontansicht des neuen Gebäudes: Durch die Verblendfassade fügt sich das Welcome-Center hervorragend ins räumliche Umfeld ein.
Quelle: KKB GmbH
Neben diesen genannten Anforderungen an die Gebäudegröße und inhaltliche Ausrichtung steht bei diesem Neubauprojekt auch die Nachhaltigkeit im Fokus. Vor allem bei der Energieeffizienz soll das Welcome-Center für den Kreis Kleve neue Maßstäbe setzen.
Im ersten Schritt wurde der Wärmeschutznachweis für das Gebäude erstellt. Das Welcome-Center wird mit einem Jahresprimärenergiebedarf von lediglich 60 Prozent in Bezug auf die Mindestanforderungen an einen Neubau auskommen (Q‘‘P von 73,7 kWh/m²a im Vergleich zu 122,5 kWh/m²a). Die größte Herausforderung für die Planer der KKB: Aufgrund der sehr beengten Grundstücksverhältnisse mit einer Größe von lediglich 875 Quadratmetern ist es erforderlich, eine äußerst platzsparende Gebäudetechnik zu installieren – ohne die Reduktion klimaschädlicher Emissionen einzuschränken.
Die auf dem Grundstück realisierbaren fünf PKW-Stellplätze erhalten alle Energieladesäulen. Diese werden zum einen aus der großen Photovoltaik-Anlage, die auf dem extensiven Gründachs des Gebäudes errichtet wird, eingespeist (28 Module mit jeweils 350Wp). Zum anderen erhalten sie Energie aus dem Ökostromanschluss des örtlichen Energieversorgers. Es versteht sich von selbst, dass das Lastprofil zur Deckung des zu den Geschäftszeiten anfallenden Stromverbrauchs vorrangig berücksichtigt wurde und in Spitzen auch für die nötigen Fahrradstellplätze mit entsprechenden Ladepunkten zur Verfügung steht.
In den öffentlich zugänglichen Wartebereichen, Fluren und Sanitärräumen gibt es Präsenzmelder: Die effiziente LED-Beleuchtungssteuerung schaltet sich nur ein, wenn Personen anwesend sind. Arbeitsplätze sind am stärksten beleuchtet (500lx); auch in Sanitärräumen und auf Verkehrswegen ist eine gute Ausleuchtung gewährleistet (200lx).
Funktionsschema der Gasabsorptionswärmepumpe: Das Herzstück der Energieversorgung arbeitet als hocheffizientes geschlossenes System.
Quelle: KKB GmbH
Herzstück der Energieversorgung ist die Heizanlage: Die für das Gebäude benötigte Heizenergie wird mittels einer modernen Gasabsorptionswärmepumpe erzeugt (Leistungsspektrum 18-35 kW). Dabei handelt es sich um hocheffizientes geschlossenes System, das vom lokalen Energieversorger mit Öko-Gas gespeist wird und die Wärmeenergie durch den Wechsel von Aggregatzuständen der Lösung erzeugt. Die Anlage entspricht der Stufe A+ der europäischen Ecodesign-Richtlinie für Heizanlagen mit einem Primärenergiefaktor Gas von 1,1. Der Wirkungsgrad bezogen auf die einfache Verbrennung von Erdgas steigt durch die Synergie aus Brennwert-und Wärmepumpentechnologie auf ca. 165 Prozent. Durch die Verwendung von Öko-Gas entsteht eine CO2-Reduktion von ca. 57 Prozent im Vergleich zu einer strombetriebenen, aus dem Netz gespeisten Wärmepumpe.
Dieses Heizsystem eignet sich nicht ausschließlich für Neubauten, sondern ist insbesondere bei der Sanierung von Bestandsgebäuden sinnvoll, da Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad Celsius durch die Anlage mühelos bereitgestellt werden können. Damit ist es nicht nötig, vorhandene Heizflächen zu entfernen und durch Heizestriche zu ersetzen. Als Pilotprojekt wurde diese Anlage bereits bei der Sanierung des Verwaltungsgebäudes der KKB im Frühjahr 2021 umgesetzt. Die Anlage hat sich im ersten Winter 2021/22 bewährt.
Der Luftaustausch im Wartebereich und in den Sanitärräumen wird mit einer modernen Lüftungsanlage gewährleistet. Sie entspricht der Stufe A+ der europäischen Ecodesign-Richtlinie für Lüftungsanlagen (maximaler Volumenstrom von 1500 m³/h, stufenlos über Druckdifferenz regelbar). Der maximale Wirkungsgrad der Wärmerückgewinnung beträgt stolze 81 Prozent und wird durch niedrige Strömungsgeschwindigkeiten im Gerät und demzufolge einer optimalen Wärmeübertragung gewährleistet.
Die nachhaltige Bauweise des neuen Welcome Centers wird durch eine Hülle aus hochgedämmten Außenbauteilen abgerundet (U-Wert Dach 0,15 W/m²K, Wand 0,16 W/m²K und Boden 0,20 W/m²K). Gegen die Hitze in den Sommermonaten schützt eine Raffstoreanlagen mit entsprechender Solarsteuerung. So ist es möglich, ein Gebäude mit vergleichsweise großen Fenster- und Pfosten-Riegel-Fassadenanteilen zu bauen. Diese Kombination ermöglicht helle Innenräume und zugleich angenehme Temperaturen.
Das Bauprojekt macht deutlich, dass insbesondere auch Nichtwohngebäude signifikante Einsparpotenziale beim Energiebedarf bieten. Die KKB unterhält und betreibt die Liegenschaften des Kreises Kleve über den gesamten Lebenszyklus. Daher legt die KKB auch künftig ein besonderes Augenmerk auf effizienzsteigernde Baumaßnahmen. Dies ist zum einen aus Kostengründen wichtig, um den unkontrollierbaren Preiskapriolen am Energiemarkt entgegentreten zu können. Auf der anderen Seite leisten nachhaltig gebaute Verwaltungsgebäude einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, ohne den die angestrebte Energiewende nicht zu realisieren ist.
Dipl.-Ing. Stephan Giesen
Quelle: KKB GmbH