Von der Ankunft bis zur Einbürgerung im Kreis Warendorf
Der Kreis Warendorf setzt seit Mai 2021 das Landesprogramm Kommunales Integrationsmanagement (KIM) um. Ziel des Programms ist es, den Integrationsverlauf von Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu unterstützen, einen kontinuierlichen Prozess zu gewährleisten und Verzögerungen sowie Hürden an den Schnittstellen verschiedener gesetzlicher und anderer Zuständigkeiten zu vermeiden. Zugleich sollen mit Hilfe des KIM Rückschlüsse gezogen werden können, welche Bedarfe im Bereich Integration bestehen und an welcher Stelle Strukturen verbessert werden müssen. Das Integrationsministerium fördert die Einrichtung und Umsetzung von KIM durch Personalstellen und Sachausgaben.
Das Team KIM des Kreises Warendorf.
Quelle: Kreis Warendorf
Familie Adl ist eine der ersten Familien im Kreis Warendorf, die von diesem Programm profitieren konnte. Die syrische Familie ist im September 2015, nach einer Flucht unter widrigen Umständen, nach Deutschland gekommen. Seit dem 15.10.2015 leben Mohammed Nazir Adl und seine Ehefrau Rahaf Shaar mit ihren drei Kindern in Ennigerloh.
Mohammed Nazir Adl war in Syrien Arabischlehrer. Heute arbeitet er bei einer Zeitarbeitsfirma und lebt mit seiner Familie unabhängig von Sozialleistungen. Sein Traum war es immer, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erhalten. Er habe mit seiner Familie immer eine gute Unterstützung in Deutschland erhalten. Dennoch war der Weg dahin steinig, wie vieles in seinem Leben in Deutschland. „Was ich als erstes lernen musste, war Geduld“, sagt er rückblickend. Heute sind er und seine Familie stolze deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger. „Es fühlt sich an, wie bei der Geburt meines ersten Kindes“, beschreibt Adl seine Gefühle.
Familie Adl mit Einbürgerungsurkunden.
Quelle: Kreis Warendorf
Geholfen hat der Familie u.a. die Case Managerin im KIM, Aurelia Gryczka. Den Kontakt zur Familie hatten Mitarbeiterinnen der Einbürgerungsbehörde hergestellt. Das Förderprogramm KIM fördert neben Personalstellen für Koordination, Verwaltung und Case Management auch Personalstellen in der Ausländerbehörde und der Einbürgerungsbehörde. Damit soll ein sinnvolles Zusammenspiel dieser Akteure ermöglicht werden. „Das hat in diesem Fall gut funktioniert“, sagt Aurelia Gryczka. Mohammed Nazir Adl erklärt, dass es für ihn anfangs schwierig gewesen sei, die vielfältigen Aufgaben im Kontext der Einbürgerung zu durchschauen und zu erledigen. „Da war Aurelia Gryczka eine große Hilfe“, zeigt er sich dankbar.
Wie die Familie Adl sollen im Kreis Warendorf mehr Menschen von einer besseren Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure profitieren. „Wir versuchen über Einzelfälle Hinweise zu bekommen, an welcher Stelle Strukturen verbessert, Prozesse beschleunigt und Bedarfe gedeckt werden können“, erklärt Matthias Niemann, einer der vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Koordination der Leistungen verantwortlich sind. Der Teamleiter für das KIM, Martin Hanewinkel, ergänzt, dass es eine komplexe und ambitionierte Aufgabe sei, die bestehenden Unterstützungsstrukturen und Angebote im Kreis Warendorf zusammenzuführen und gemeinsam mit vielen Partnern gute, tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu erarbeiten. „Das braucht Zeit“, räumt er ein.
Um die Arbeit in KIM zu legitimieren und die strategische Ausrichtung festzulegen, wurde eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Diese ist besetzt mit entscheidungsbefugten Akteuren der Integrationsarbeit. So sind in der Lenkungsgruppe zwei Bürgermeister der Städte und Gemeinden vertreten, ebenso wie zwei Vertreter aus den Vorständen und Geschäftsführungen der Wohlfahrtsverbände, jeweils eine Vertreterin oder ein Vertreter des BAMF, der Integrationskursträger, der Bildungsträger, des Jobcenters, der Agentur für Arbeit, des Amtes für Jugend und Bildung des Kreises Warendorf, des Kommunalen Integrationszentrums, der Wirtschaft, der Ausländer- und Einbürgerungsbehörde, des Kreissportbundes und nicht zuletzt des Ehrenamtes. Den Vorsitz der Lenkungsgruppe übernimmt die Sozialdezernentin des Kreises Warendorf, Brigitte Klausmeier. Ihr war es wichtig, alle maßgeblichen Akteure der Integrationsarbeit einzubinden. „KIM kann nur erfolgreich sein, wenn es eine weitreichende Legitimation ihrer Arbeit erhält und die strategische Ausrichtung mit allen relevanten Partnern abgestimmt ist“, hebt Klausmeier die Bedeutung des Programms für den Kreis Warendorf hervor.
Konstituierende Sitzung der Lenkungsgruppe KIM.
Quelle: Kreis Warendorf
Dem KIM im Kreis Warendorf stehen zur Bewältigung der Aufgaben insgesamt 16,75 Personalstellen zur Verfügung. 11,75 davon sind in einem eigenständigen Team innerhalb des Sachgebietes „Kommunales Integrationszentrum des Kreises Warendorf (KI)“ eingerichtet. 2,75 Case Management-Stellen sind bei den Wohlfahrtsverbänden, 0,75 Stellen bei der Ausländerbehörde und 1,5 Stellen bei der Einbürgerungsbehörde verortet. Teamleiter Martin Hanewinkel betont, dass es wichtig sei, sich als ein „großes Team“ zu verstehen, „denn nur gemeinsam können die großen Herausforderungen gemeistert werden“. Ähnlich sieht das die Sachgebietsleiterin des KI, Diler Senol-Kocaman. Sie verspricht sich viele Vorteile von KIM und ist davon überzeugt, dass langfristig Synergieeffekte erzielt werden, die die Arbeit aller Akteure der Integrationsarbeit im Kreis Warendorf erleichtert und den Menschen mit Einwanderungsgeschichte zugutekommt.
Martin Hanewinkel
Quelle: Kreis Warendorf