Verantwortungsgemeinschaft in der Kommune - Kooperationen im Kreis Euskirchen

12. Oktober 2021: Von Christina Marx, Teamleitung der Kommunalen Koordinierungsstelle Übergang Schule-Beruf im KoBIZ, Kreis Euskirchen

Den ersten Grundstein für eine verbindliche und rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit haben die Akteure am Übergang Schule-Beruf mit einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kreis Euskirchen, SGB II, III und VIII bereits 2010 gelegt. Durch den darauffolgenden KAoA-Prozess hat sich der Kreis der Akteure im Sinne der Verantwortungsgemeinschaft erweitert. Durch gemeinsame Projekte im Bereich Übergang Schule-Beruf konnten die Kooperationen intensiviert werden.

Im Kreis Euskirchen wurde im Jahr 2013 die Kommunale Koordinierungsstelle (KoKo) für die Umsetzung der Prozesse von „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule – Beruf“ (KAoA) eingerichtet.
Die KoKo im Kreis Euskirchen ist eine der tragenden drei Säulen der Abteilung Kommunales Bildungs- und Integrationszentrum (KoBIZ). Durch die Zusammenfassung von KoKo, Regionalem Bildungsbüro und Kommunalem Integrationszentrum werden auch im Übergangsprozess Projekte im Querschnitt zielgruppengerecht umgesetzt und so Synergien sinnvoll gebündelt.

Verantwortungsgemeinschaft - Steuerungsgruppe Kommunale Koordinierung
Durch die Einrichtung einer Steuerungsgruppe Kommunale Koordinierung zur Umsetzung von KAoA wurde der Ausbau der Kooperationen der Akteure ermöglicht. Auch die Kooperationen der Fachabteilungen innerhalb der Kreisverwaltung wurden dadurch gestärkt. Gemeinsam definieren die Akteure, im Sinne der Verantwortungsgemeinschaft, Handlungsziele, entwickeln Projekte und verstärken die Schnittstellen-Arbeit. Das Steuerungsgremium besteht aus der KoKo, dem Kreisjugendamt, dem Kreisschulamt, der Schulaufsicht, der Stabstelle Struktur- und Wirtschaftsförderung, IHK, HWK, Kreishandwerkerschaft, Agentur für Arbeit sowie dem Jobcenter unter Vorsitz der Verwaltungsleitung.

Kooperationen mit der Struktur- und Wirtschaftsförderung
Um dem Fachkräftemangel im Kreis Euskirchen entgegenzuwirken, kooperiert die KoKo sehr eng mit der kreiseigenen Struktur- und Wirtschaftsförderung. Im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen findet seit 2016 im Kreis Euskirchen die Gesundheitsberufemesse statt.
Weitere Kooperationspartnerinnen und -partner bei diesem Projekt sind: Region Aachen Zweckverband, Agentur für Arbeit, Jobcenter EU und Schulaufsicht. Jährlich nehmen ca. 400 Schülerinnen und Schüler an dieser Messe teil, die als Berufsfelderkundung (BFE) für den Jahrgang 8 und als Schnupper-Praktikumstag für die anderen Jahrgänge anerkannt wird.


Broschüre „Jobexpeditionen“.
Quelle: KoBIZ – Kreis Euskirchen

Ein weiteres gemeinsames Projekt mit der Struktur- und Wirtschaftsförderung sind die „Jobexpeditionen“. Bei den „Jobexpeditionen“ werden die Unternehmen im Kreis Euskirchen mit aktuellem oder absehbarem Fachkräftebedarf angesprochen. Die Durchführung erfolgt mit Schülerinnen und Schüler der beiden kreiseigenen Berufskollegs. Angeboten werden die „Jobexpeditionen“ insbesondere für kaufmännische Berufe und Berufe im Bereich des Metall- und Elektrohandwerks. Den Schülerinnen und Schülern wird Gelegenheit geboten, Unternehmen zu besichtigen, sich vor Ort mit Führungskräften, Personalverantwortlichen und Auszubildenden auszutauschen und sich zu den Ausbildungsberufen und Möglichkeiten zu informieren. Eine umfangreiche Broschüre wurde von der KoKo als Arbeitsheft mit den Daten/Ausbildungsberufen der teilnehmenden Unternehmen erstellt und als Klassensatz an die Schulen verteilt.

Berufsorientierungszentrum und Jugendberufsagentur
Im Rahmen einer KAoA-Arbeitsgruppe zu den Ausbildungsvorbereitungsklassen - bestehend aus Jugendamt, Schulamt, Schulleitungen der kreiseigenen Berufskollegs und der KoKo - entstand 2017 der Plan geeignete Räume am Berufskolleg Eifel zur individuellen Berufsorientierung, Betreuung und Beratung einzurichten: das Berufsorientierungszentrum (BOZ).
Das BOZ soll eine Kombination aus Berufs-Informations-Zentrum, neuen Räumlichkeiten für bestehende Strukturen wie Schulsozialarbeit und Berufsberatung, und auch Ort für Veranstaltungen zum Thema Berufliche Orientierung sein. Perspektivisch soll hier ein Angebot nicht nur für die Schüler*innen des Berufskolleg Eifel geschaffen werden, sondern für alle Schüler*innen am Übergang Schule-Beruf aller Schulen im Kreis Euskirchen.
Nach interner Abstimmung der Fachabteilungen wurde die inhaltliche Arbeit mit den externen Institutionen wie Agentur für Arbeit und Jobcenter zur gemeinsamen Nutzung des BOZ besprochen.
Das BOZ und der damit verbundene Ansatz wird als Vorläufer zur geplanten Jugendberufsagentur gesehen. Da der Kreis Euskirchen ein Flächenkreis ist, wird das BOZ außerdem als zweiter Standort für die geplante Jugendberufsagentur im Südkreis genutzt werden.

Attraktivitätssteigerung der sozialen Berufe – Erzieherinnen und Erzieher
Damit Jugendliche auf Ausbildungsmöglichkeiten sowie Weiterentwicklungs- und Karrierechancen in sozialen Berufen, wie zum Beispiel Erzieherinnen und Erzieher, aufmerksam werden, wurde mit dem Jugendamt ein gemeinsames Vorgehen beschlossen.
Durch die Corona-Krise geraten aktuell die sozialen Berufe und ihre Repräsentantinnen und Repräsentanten stärker in das Blickfeld von Jugendlichen, die sich bislang weniger mit diesem Berufsfeld auseinandergesetzt haben. Gleichzeitig zeigt sich in den KiTas und stationären Einrichtungen ein eklatanter Fachkräftemangel.
Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken und darauf aufmerksam zu machen, wie anspruchsvoll und abwechslungsreich dieser Beruf ist, hat die KoKo Interviews mit einer Umschülerin an der Schule in Bonn, der Bildungsgangleitung des Thomas-Eßer-Berufskollegs und der Leitung einer KiTa geführt und anschließend ein Video zu den Ausbildungsmöglichkeiten im Erzieherinnen-/Erzieher-Bereich, Fokus PIA-Ausbildung erstellt. Dieses Video wird u.a. auf der kreiseigenen Internetseite und auf dem Online-BFE-Portal der KoKo veröffentlicht.


Interkultureller Mädchenkalender des Kreises Euskirchen.
Quelle: KoBIZ – Kreis Euskirchen

Mädchenkalender – Berufliche Orientierung
In Querschnittarbeit zwischen dem Kommunalen Integrationszentrum und der KoKo wird seit 2018 für den Kreis Euskirchen ein interkultureller Mädchenkalender mit dem Fokus auf Themen der Berufswahl, Lebensplanung und einem wechselnden Schwerpunktthema, wie zum Beispiel Digitalisierung in der Berufswelt, erstellt. In Arbeitsgruppen mit zugewanderten Schülerinnen der kreiseigenen Berufskollegs werden die Inhalte erarbeitet. Ergänzt wird es durch Interviews mit jungen Frauen, die zurzeit eine Ausbildung absolvieren, Personalerinnen, Personaler, Ausbildungsmeisterinnen und -meister. Im Jahr 2022 wird das Schwerpunktthema „Nachhaltigkeit“ sein.
Der Mädchenkalender enthält auch viele Informationen von externen Akteuren, wie zum Beispiel der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Brühl.

Die Finanzierung erfolgt durch den Lions Club Euskirchen- Nordeifel, der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen und dem Verein VieLe.eV. Der Kalender wird in einer Auflage von 2.000 Exemplaren gedruckt und an alle Sek. I und Sek. II-Schulen im Kreis Euskirchen verteilt.

Christina Marx
Quelle: Kreis Euskirchen