Talentmanagement mal anders – mit Coaching zum Erfolg

24. April 2024: Von Katrin Knorr, Team Ausbildung, und Elmar Diemel, Leiter Abteilung Personalentwicklung, Kreis Soest

Neue Führungskräfte zu finden wird auch beim Kreis Soest zunehmend schwerer. Seit 2022 werden mit einem neuen Programm gezielt Führungstalente geworben und ausgebildet. Besonders an dem Programm beim Kreis Soest ist, dass systemisches Coaching als Herzstück fungiert. Drei ausgebildete Coaches aus der Personalentwicklung übernehmen dabei die Begleitung und Unterstützung. Und das mit Erfolg – nach rund anderthalb Jahren wurden bereits mehrere Führungskräfte gewonnen. Abgerundet wird das Programm von Talenttagen zum Einstieg sowie Fortbildungen und einem eigenen Netzwerk.


Talentmanagement beim Kreis Soest.
Quelle: Kreis Soest

Eine hohe Anzahl an neu zu besetzenden Führungsstellen in den nächsten Jahren auf der einen und immer weniger Nachfrage und Bereitschaft zu Führung auf der anderen Seite. Eine ungünstige Konstellation, die den Kreis Soest betrifft, von der aber auch viele andere berichten. Gespräche zur Ursachenforschung ergaben verschiedene Gründe. Immer wieder wurde genannt, dass Führungsstellen als große Herausforderung gesehen werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren häufig unsicher, ob es das richtige für sie ist und sie den Anforderungen gerecht werden. Der Kreis Soest hat bereits seit mehreren Jahrzehnten ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm für neue Führungskräfte. Die Begleitung in der Zeit vor Übernahme der Funktion war jedoch ausbaufähig. Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Führungskräften und anderen Partner wie dem Personalrat, machte sich der Personalbereich auf den Weg. Häufig fanden wir Angebote, die rein auf Qualifizierungen / Fortbildungen beruhen. Das war grundsätzlich ansprechend. Allerdings ergab der Austausch mit einigen Behörden, dass dort nicht alle passgenau mitgenommen werden können. Die Sorge, hier nicht individuell genug auf die einzelne Person eingehen zu können, beschäftigte uns daher. Auf der anderen Seite ist beim Kreis Soest eine hohe Coachingkompetenz vorhanden. Mehrere Personen sind als systemische Coaches oder Businesscoaches mit systemischem Ausbildungsschwerpunkt qualifiziert. Die Erfahrungen mit dem Instrument Coaching für Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist sehr positiv. Daraus erstand schnell der Gedanke, Coaching bei dem Programm in den Fokus zu nehmen. Klar war allerdings auch, dass andere klassische Elemente, wie z.B. Fortbildungen auch wichtig sind.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Programm abholen – Informationsveranstaltungen und Talenttage
Der Einstieg für Interessierte soll möglichst niedrigschwellig sein. Informationsveranstaltungen, persönliche Gespräche und Werbung durch alle Beteiligten brachten das Thema in die Breite. Den Einstieg ins Programm bildeten Talenttage. Ziel war es dabei in lockerer und angenehmer Atmosphäre eine Standortbestimmung für Coaches und Mitarbeiter zu bekommen. Außerdem waren sie auch notwendig, um den genauen Teilnehmerkreis festzulegen, da die Platzzahl auf 10 Plätze/Jahr limitiert ist. Die Talenttage wurden dabei durch Frau Dr. Gärtner vom Institut Dr. Müller in Köln moderiert und begleitet. Dieser externe Blick und auch das gemeinsame Feedback von Personalentwicklung und ihr kamen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut an. Inhaltlich wurden während der Talenttage auf Führung gemünzte Assessmentbestandteile durchgeführt.
Nachdem die Gruppe ausgewählt war, ging es in einem 1,5-tägigem Kick-off für Coaches und Teilnehmende gemeinsam los. Diese vermittelten erstes Führungswissen, zeigten den Teilnehmenden Führungswerte und -haltung beim Kreis Soest auf und beinhalteten das erste Coaching. Durch die Talenttage konnte dabei häufig schon direkt ein schneller und guter Einstieg erfolgen. Ebenfalls ein wichtiger Aspekt war die Netzwerkbildung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese gelang auch durch die gemeinsame Abendveranstaltung jeweils gut.
In der Folge finden mehrmals im Jahr Coachings statt. Dabei werden die individuellen Ziele der Teilnehmer weiter bearbeitet, so dass diese ihre Fähigkeiten entwickeln können. Die vereinbarten Schritte und Maßnahmen sind dabei bei allen Mitarbeitenden unterschiedlich. Konflikte besser bewältigen, mehr Zeit durch weniger „perfekt sein“ oder eine offenere Kommunikation sind nur einige der vielfältigen Themen, die die Mitarbeitenden in die Coachings einbringen. Die Coachingeinheiten an sich entfalten dabei schon eine Wirksamkeit. Darüber hinaus wird ein Fahrplan erstellt, wie die weiteren Ziele erreicht werden können. Dabei sind die Wege vielfältig – von reiner Selbstreflexion, intensiven Feedbacks durch Führungskräfte oder Kolleginnen und Kollegen bis zur Persönlichkeitsanalyse. Dabei liegt der Schwerpunkt in vielen Fällen auf Maßnahmen, die Mitarbeitende selber steuern und umsetzen können, ohne zusätzliche finanzielle Ressourcen in Anspruch zu nehmen.
Das Coaching wird ergänzt von zwei Fortbildungen (z.B. zum Konfliktmanagement) sowie der Arbeit in einer großen Netzwerkgruppe. Darin findet ein interner Austausch statt und es wird selbstständig Wissen aufbereitet. Außerdem gibt es kleine Peergruppen zum Austausch im Alltag.
Das Programm ist grundsätzlich auf 18 bis 36 Monate ausgerichtet und soll damit enden, dass die Beteiligten eine Führungsposition übernehmen. Beim Kreis Soest hat sich allerdings gezeigt, dass häufig schon nach rund einem Jahr die Übernahme einer Führungsposition möglich war. Aktuell konnten aus den beiden seit Sommer 2022 gestarteten Gruppen bereits 6 Personen eine Führungsposition übernehmen. Weitere Teilnehmende sind auf einem guten Weg und werden womöglich in Kürze folgen. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass auch wertvolle Informationen zu den übrigen Teilnehmenden aus den Talenttagen vorliegen. Selbst, wenn es für die Teilnahme am Programm noch nicht reichte, konnten hier teilweise sinnvolle Personalentwicklungsmaßnahmen oder Stellenwechsel angestoßen werden.
Außerdem wird uns von einigen Beschäftigten zurückgemeldet, dass dieses Programm die Attraktivität des Arbeitgebers erhöht. Aus Sicht des Kreises Soest ist das Modell daher erfolgreich und wird auch in der Zukunft weiter etabliert.