Naturdenkmale - Jahrhundertealte Bäume und sagenhafte Baumgestalten zwischen Maas und Nette
Jahrhundertealte Bäume wirken erhaben und geheimnisvoll. Wuchsform, Stamm, Rinde und Wurzelstrukturen besitzen Charakter und erzählen Geschichte. Doch was macht ein Naturdenkmal eigentlich aus? Wie wird aus einem Baum ein Naturdenkmal? Und wie sehen die Aufgaben der Baumkontrolle, der Verkehrssicherung und die Möglichkeiten eines QGI- gesteuerten Baummanagements aus?
Was sind Naturdenkmale und wie werden sie ausgewiesen?
Naturdenkmale sind Einzelschöpfungen der Natur, wie beispielsweise Felsen, Höhlen, Quellen oder auch Bäume und Baumgruppen. Es können auch Flächen bis zu fünf Hektar sein, die einen besonderen Schutz benötigen – sei es aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit.
Die Ausweisung von Naturdenkmalen ist häufig Bestandteil der Erstellung von Landschaftsplänen. Auch Bürgerinnen und Bürger können einen Antrag auf den Schutzstatus eines Naturdenkmals stellen. Dieser wird von einer Jury, die sich aus Landschaftsplanerinnen und Landschaftsplanern sowie Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten zusammensetzt, beurteilt. Sie untersuchen den allgemeinen Zustand des Baumes, seinen Habitus, seinen Standort und seine Vitalität sowie wissenschaftliche Gründe, um den Baum als Naturdenkmal auszuweisen.
Rotbuche im Naturschutzgebiet in der Nähe von Kempen.
Quelle: Kreis Viersen
Bei der Ausweisung von Einzelschöpfungen, wie geologischen Bodenaufschlüssen, Findlingen oder ähnlichen Objekten, kann das Naturdenkmal einer bestimmten Baumgattung oder -art angehören und auch ein möglicher naturgeschichtlicher Aspekt berücksichtigt werden. Zur Ermittlung der landes- oder heimatkundlichen Gründe für ein Naturdenkmal und seiner herausragenden historisch begründeten Funktion werden zudem historische Quellen ausgewertet. Auch die Seltenheit des Exemplars und seine Eigenart, wie etwa außergewöhnliches Alter, knorrige Wuchsform oder sonstige Besonderheiten, können ebenfalls als Ausweisungskriterien für die Unterschutzstellung als Naturdenkmal herangezogen werden.
Wie sieht der Schutz eines Naturdenkmals aus?
Naturdenkmale benötigen einem besonderen Schutz. Dazu gehört, dass sie nicht beseitigt, zerstört oder verändert werden dürfen. Ebenso ist das Abtrennen von Baumteilen und Wurzeln verboten. Dazu kommt, dass der Bereich um das Denkmal besonders zu schützen ist. Hier dürfen keine baulichen Anlagen wie Schilder, Bänke, Zäune, Verkaufsstände, Zelte oder Wohnwagen errichtet werden. Auch das Befahren, Verdichten oder Versiegeln ist untersagt. Selbst in einem Abstand von 20 Metern um das Naturdenkmal herum gelten strenge Regeln: Weder dürfen hier Materialien gelagert, noch Feuer entzündet werden.
Wer kümmert sich um die Naturdenkmale?
Im Kreis Viersen gibt es aktuell 82 Naturdenkmale. 81 Bäume und ein Bodendenkmal, die Reste eines Bruchwaldes, sind durch einen Sonderstatus geschützt. Für den Schutz und die Pflege dieser Einzelschöpfungen ist der Kreis Viersen als Untere Naturschutzbehörde verantwortlich und ebenso, im Rahmen des Zumutbaren, die Eigentümerinnen und Eigentümer. So wäre das regelmäßige Entfernen des Efeuaufwuchses am Baum Aufgabe der Eigentümer, die Kronenpflege mittels Hubsteiger oder Baumkletterer jedoch Aufgabe des Kreises.
Wie kontrolliert der Kreis Viersen seine Naturdenkmale?
Mammutbäume in Schwalmtal.
Quelle: Kreis Viersen
Die zum Teil über 300 Jahre alten Bäume müssen regelmäßig auf ihre Vitalität, ihre Stand- und Bruchsicherheit kontrolliert werden. Dank der Verwendung eines Geografischen Informationssystems mit eigener Attributstruktur können alle baumrelevanten Daten komfortabel abgefragt und diverse Kartenwerke erzeugt werden. Außerdem ist es möglich, die einzelnen Naturdenkmale mit ausgewählten Daten interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf der Internetseite des Kreises vorzustellen.
Erhalt und Fördermöglichkeiten von Naturdenkmäler
Wie alle Bäume haben auch die Naturdenkmale unter den vergangenen Hitzesommern stark gelitten. Wochenlange Trockenperioden ohne Regen und eine zunehmende Anzahl heißer Tage haben die Vitalität vieler Bäume beeinträchtigt. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wird eine ausreichende Wasserversorgung sichergestellt. Hier kommen oft sogenannte Baumtankstellen zum Einsatz, die beispielsweise vom Hausmeister vor Ort regelmäßig befüllt werden.
An einigen Standorten wird zusätzlich ein spezielles Injektionsverfahren angewendet, um die Bodenqualität zu verbessern. Dabei werden verdichtete Bodenschichten mit Druckluft aufgelockert. In die entstandenen Hohlräume werden Mykorrhiza-Pilze, Wasserspeichergranulate und Huminsäuren eingebracht. So bekommen der Boden und die darin befindlichen Baumwurzeln mehr Sauerstoff und einen besseren Eintrag und Zugang zu Oberflächenwasser. Gleichzeitig wirkt sich das Verfahren positiv auf die Bodenlebewesen aus.
Die Wasserversorgung in akuten Trockenperioden wird vom Kreis Viersen – soweit möglich – durch regelmäßige Bewässerungsgänge kostenfrei organisiert. Das Injektionsverfahren, das rund 6.000 Euro pro Baum kostet, wird durch das Naturschutzprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen mit einem Zuschuss von bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten gefördert. So kann der langfristige Schutz und Erhalt der Naturdenkmale sichergestellt werden.
Mattias Nickel
Quelle: Kreis Viersen