Nachhaltiges Bauen-KiTA BAU
Die StädteRegion Aachen - als Gemeindeverband bestehend aus zehn regionsangehörigen Städten und Gemeinden - hat sich die Umgestaltung zu einer CO2-neutralen Region bis 2030 als Ziel gesetzt. Laut Umweltbundesamt geht ein nicht unerheblicher Anteil der CO2-Emissionen vom Gebäudesektor aus (deutschlandweit mehr als 30 %). Um das gesetzte Ziel zu erreichen, nimmt vor diesem Hintergrund das Amt für Immobilienmanagement als öffentlicher Bauherr städteregionseigener Gebäude eine besondere Vorbildfunktion ein. Den Anforderungen hinsichtlich Klimaschutz und Ressourceneffizienz soll zukünftig Rechnung getragen werden.
Dazu wurden in jüngster Vergangenheit für Gebäude der StädteRegion Aachen unterschiedliche politische Beschlüsse auf den Weg gebracht, die u.a. folgende Themenfelder einschließen:
- Nutzung von Dach- und Parkplatzflächen für die solare Eigenstromversorgung
- Einsatz von Recycling-Baustoffen im Hoch- und Tiefbau
- Dach- und Fassadenbegrünung auf Gebäuden der StädteRegion Aachen
- Reduzierung der Luftverschmutzung durch Gebäude der StädteRegion Aachen
Die Umsetzung des energiepolitischen Ziels einer CO2-neutralen Region und die damit verbundenen komplexen Anforderungen an die Planung, die Ausführung und den Betrieb von Gebäuden gehen mit zunehmenden Herausforderungen einher, die einen ganzheitlichen Blick auf zukünftige Bauprojekte erfordern. Dabei sind neben den ökologischen Aspekten u. a. die gesetzlichen Anforderungen, der Termindruck, der stetig voranschreitende technologische Fortschritt und die steigenden Anforderungen an die Qualität der Bauplanung und -umsetzung zu berücksichtigen. Diese sind gleichzeitig mit den Erfordernissen an ein nachhaltiges Gebäude in Einklang zu bringen. Um den genannten Aspekten gerecht zu werden, bedarf es geeigneter Arbeitswerkzeuge, die alle qualitativen Erfordernisse im Rahmen von Bauprojekten zusammenfassend darstellen, ohne dabei den Überblick zu verlieren.
Vor diesem Hintergrund hat die StädteRegion Aachen für ihre Gebäude und Liegenschaften mit Beschluss vom 09.12.2021 Leitlinien für nachhaltiges Bauen verabschiedet. Diese gelten zukünftig für alle städteregionalen Baumaßnahmen. Oberster Planungsgrundsatz bei Neubau, Sanierung und Betrieb von Gebäuden ist es, im Sinne der Nachhaltigkeit die Umweltauswirkungen und zugleich die Gesamtkosten (Summe aus Investitionskosten, Betriebskosten und Folgekosten) über den gesamten Lebenszyklus bei gegebener Nutzungsqualität zu minimieren. Dabei werden zur Berücksichtigung der Klimaschutzaspekte u.a. Umweltfolgekosten durch CO2-Emissionen monetär bepreist.
Aufgrund des kurz- und mittelfristig hohen Bedarfs von Kindertagesbetreuungseinrichtungen liegt ein besonders großes Augenmerk auf der Planung und dem Bau von Kindertageseinrichtungen (KiTa). Zukünftige KiTa-Neubauten sollen grundsätzlich in nachhaltiger Holzmodul-/Holzmassivbauweise errichtet werden. Hierfür wurde neben den Leitlinien für nachhaltiges Bauen ein Konzept zur funktionalen Leistungsbeschreibung als weiteres Instrument erarbeitet.
Dieses Ausschreibungskonzept ermöglicht es, über einen Bauteilkatalog ein Raumbuch mit allen erforderlichen baulichen Kriterien zusammenzustellen. In diesem sind zum einen grundsätzliche Anforderungen definiert und zum anderen können verschiedene Varianten von Bauteilen ausgewählt werden. Anhand der so entstehenden Raumbücher ist es für anbietende Unternehmen möglich, ein auf ihre Module/Fertigteile abgestimmtes Gebäude anzubieten. Im Vorfeld ist zur Ausschreibung kein konkreter Entwurf mehr erforderlich. Die allgemeine Projektbeschreibung enthält die jeweiligen Planungsgrundlagen zum Grundstück und zur KiTa mit den damit einhergehenden Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit, Infrastruktur, Erschließung, Nachhaltigkeit und Geschossigkeit. Es umfasst zudem das mit dem Nutzer abgestimmten Raumprogramm.
Idee eines zukünftigen KiTaneubaus in nachhaltiger Holzbauweise.
Quelle: StädteRegion Aachen
Die Systematisierung soll zu einer effizienteren und schnelleren Abwicklung von KiTa-Bauprojekten führen, indem die erforderliche Anzahl von Ausschreibungen, Vergabeverfahren, Rechnungsabwicklungen und nötigen Personalressourcen minimiert werden.
Vorgesehen ist, beide Arbeitswerkszeuge (Leitlinien für nachhaltiges Bauen und das KiTa-Standard-Konzept) im Rahmen eines KiTa-Modellprojektes mit insgesamt 4+1 Gruppen in Monschau-Mützenich zu erproben und als Blaupause für zukünftige KiTa-Bauten zu nutzen.
Die Modell-KiTa in Mützenich-Monschau soll dabei in ökologischer Holzmassivbauweise, welche „Cradle to Cradle“ zertifiziert ist, unter Berücksichtigung des Passivhausstandards ausgeführt werden. Die lediglich mit Holz verdübelten, leimfreien Wandelemente sind in einzelne Schichten zerlegbar und zu neuen Elementen zusammenbaubar. Somit können bereits bestehende Gebäudestrukturen in Zukunft als Rohstoffquelle für neue Gebäude dienen.
Auch bei der Gestaltung und Materialauswahl des Innenraumes soll Wert auf natürliche Rohstoffe gelegt werden. Die Art und Qualität der Bauweise soll die KiTa-Kinder in die Themenfelder Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Lebensweise heranführen. Die lichtdurchfluteten Räume sollen zudem eine positive Auswirkung auf das Wohlbefinden von Erziehern und Kindern haben.
Um möglichst viel Energie für Heizung, Warmwasser, Belüftung, Beleuchtung und elektrische Geräte ressourcenschonend und gebäudenah zu produzieren, soll die KiTa mit einer Photovoltaikanlage und einer Wärmepumpe ausgestattet werden. Ob die Nutzung von Geothermie möglich ist, werden noch ausstehende Untersuchungen zeigen. Für das Gebäude ist angestrebt, eine während des Betriebs mindestens ausgeglichene CO2-Bilanz vorzuweisen. Des Weiteren ist die Begrünung von Dach- und Fassadenflächen geplant. Beabsichtigt ist die Fertigstellung der KiTa für das Jahr 2024.
Farhad Mir
Quelle: StädteRegion Aachen