Moderne Berufe für das Goldene Handwerk

09. März 2023: Von Landrat Bodo Klimpel, und Dr. Richard Schröder, Fachbereichsleiter Gesundheit, Bildung und Erziehung, Kreis Recklinghausen

Dass die Stärkung der Ausbildung im gesamten Gesundheits- und Sozialbereich sowie der weitere Ausbau der Digitalisierung in allen Berufsfeldern zentrale Aufgaben und Ziele an den Berufskollegs des Kreises Recklinghausen sind, ist bekannt. Anders sieht es bei vielen Handwerksberufen aus, deren Ausbildung oftmals nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Das heißt aber nicht, dass sie weniger interessant für junge Menschen oder weniger bedeutend für die Wirtschaft in der Region sind.

Mit seinen acht Berufskollegs an neun Standorten bietet der Kreis Recklinghausen über 17.000 Schülerinnen und Schülern in über 80 Ausbildungsberufen und einer Vielzahl weiterer Bildungsgänge moderne Ausbildungs- und Zukunftsperspektiven. Auf dem Campus Vest in Recklinghausen zeigen sich mit dem Max-Born-Berufskolleg und dem Herwig-Blankertz-Berufskolleg gleich zwei Schulen für insgesamt ca. 5.000 Schülerinnen und Schüler mit innovativen Bildungsgängen im Bereich Handwerk. Einige dieser Ausbildungsberufe sollen hier beispielhaft vorgestellt werden.

Hörakustiker (m/w/d)

Anfertigung eines Hörgeräts.
Quelle: Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

„Irgendwann kriegen wir euch alle“, sagen die Optiker. So ähnlich sieht es auch im Berufsfeld der Hörakustiker aus. Die Zahl der Menschen mit Hörproblemen wächst stetig. Hörgeräte werden für ihre Nutzer aufgrund der enormen technischen Fortschritte immer kleiner, attraktiver und vielseitig einsetzbar, z.B. auch als Kopfhörer zum Musikhören. Die Hörakustik-Branche boomt, der Fachkräftebedarf steigt - umso wichtiger ist es, jungen Menschen diesen Beruf wohnortnah im Rahmen der dreijährigen Ausbildung näher zu bringen. Allein im Kreis Recklinghausen finden sich über 90 Betriebe und Niederlassungen der Hörakustik.

Das Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen bietet seit 2016 für Nachwuchskräfte die attraktive Ausbildung im Dualen System an und wurde dazu mit modernster Technik, einem Labor für Otoplastik zur Herstellung von Formpassstücken mittels 3-D-Scannern und 3-D-Druckern, Hörkabinen mit Messtechnik zur Analyse des Hörvermögens sowie einem Hörakustik-Zentrum mit Modellverkaufs- und Beratungsraum ausgestattet. Kooperationen mit Herstellern, Besuche im Gehörlosenzentrum und Weiterbildungsangebote erweitern das schulische Angebot.

Orthopädietechnik-Mechaniker (m/w/d)

Auszubildende bei der Fußvermessung.
Quelle: Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

Auch den Orthopädietechnik-Mechanikern stehen am Max-Born-Berufskolleg modernste Geräte für ihre Ausbildung zur Verfügung. Mit 3-D-Scannern erfasste Körperteile werden erst an CAD-Rechnern bearbeitet, um dann mittels 3-D-Druckern Bauteile für individuell angepasste Orthesen und Prothesen für Arme und Beine zu fertigen. Des Weiteren ermöglichen z.B. moderne digitale Haltungs- und Ganganalysesysteme (2D und 3D) eine kritische funktionale Beurteilung von orthopädischen Krankheitsbildern. In Einsatzbereichen wie Sanitätshäusern, Orthopädischen Werkstätten oder auch internationalen Hilfsorganisationen verbindet der Beruf technisches Interesse und handwerkliches Geschick mit medizinischem Know-how und sozialpsychologischem Einfühlungsvermögen. Zahlreiche Kooperationen mit industriellen Herstellern, Besuche bei Fachtagungen und -messen runden in diesem Berufsfeld das Ausbildungsangebot ab.

Uhrmacher (m/w/d)

Feinmechanikerarbeiten bei der Herstellung von Uhrwerken.
Quelle: Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

Seit 2013 sorgt das Max-Born-Berufskolleg mit der Ausbildung zum Uhrmacher bzw. zur Uhrmacherin für den gesuchten Nachwuchs in einem alten Handwerk. Die Ausbildung wird sowohl in Vollzeit mit dem Max-Born-Berufskolleg als Ausbildungsbetrieb als auch im Rahmen der dualen Ausbildung angeboten. Komplett ausgestattete Uhrmacherarbeitsplätze stehen für die Reparatur und Montage von Groß- und Kleinuhren zur Verfügung. Auch Schmuck-, Prüf- und Messtechniken stehen auf dem Lehrplan. Die Stiftung der Schule unterstützt die Auszubildenden beim Entwurf und der Fertigung hochwertiger, mechanischer und automatischer Armbanduhren. Die Auszubildenden können stolz darauf sein, dass ihnen von vielen namhaften Uhrenherstellern im In- und Ausland interessante Stellen angeboten werden.

Mechatroniker (m/w/d) für Kältetechnik

Auszubildende an moderner Kühl- und Klimatechnik.
Quelle: Max-Born-Berufskolleg Recklinghausen

Für Mechatronikerinnen und Mechatronikern für Kältetechnik, die am Max-Born-Berufskolleg ausgebildet werden, ergibt sich eine Vielfalt an Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten. Die Bandbreite kältetechnischer Anwendungen erstreckt sich von der Lebensmittelkühlung in Privathaushalten, Handel und Wirtschaft über die Raumluft- und Klimatisierungstechnik, Produktions- und Verfahrenstechnik bis zu speziellen Anlagen, z.B. in der Medizintechnik oder in der Informationstechnik. Umweltgerechte Planungen, Umbau veralteter Anlagen auf natürliche Kältemittel und die Programmierung der Steuerungs- und Regelungseinrichtungen sind in diesem zukunftsträchtigen Handwerksberuf erforderlich. Auch hier ist das Max-Born-Berufskolleg stolz auf die Ausstattung mit moderner Kühl- und Klimatechnik wie Wärmepumpen und Klimaanlagen.

Kosmetiker (m/w/d)

Dienstleistung trifft auf Handwerk: Kosmetische Gesichtsbehandlung.
Quelle: Herwig-Blankertz-Berufskolleg Recklinghausen

Das Arbeitsfeld Kosmetik und Wellness stellt in unserer modernen Gesellschaft einen Wachstumsmarkt dar, der für gut ausgebildete Fachkräfte vielfältige Berufsperspektiven bietet. Ausgebildete Kosmetikerinnen und Kosmetiker finden Stellenangebote in Kosmetikstudios und Wellnesseinrichtungen sowie berufliche Perspektiven als Visagisten, Maskenbildner oder in Kosmetikfirmen. Außerdem bietet der Beruf interne Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten in den Bereichen Haarentfernung, Wimpernverlängerung, Nageldesign, Bio-Kosmetik, Medizinische-Kosmetik und vielem mehr. Das Herwig-Blankertz-Berufskolleg vermittelt den Berufsabschluss dreijährig in zwei verschiedenen Bildungsgängen: der vollzeitschulischen Berufsfachschule Kosmetik, in der zusätzlich zum Berufsabschluss die Fachhochschulreife erworben wird, und die praxisorientierte Fachklasse Kosmetik, der ein ausbildungsbegleitendes Praktikum im Kosmetikinstitut zugrunde liegt.

In beiden Bildungsgängen werden gleichermaßen fachtheoretische und fachpraktische Inhalte im Bereich der apparativen und manuellen kosmetischen Behandlungen sowie anatomische, dermatologische und physiologische Grundlagen vermittelt. Dazu stehen den Schülerinnen und Schülern mit apparativer Technologie ausgestattete Fachräume sowie ein hochwertiges kosmetisches Produktdepot zur Verfügung. Außerschulische Projekte und Fortbildungsangebote (Produkt- und Geräteschulungen) sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung.

Zukunftscampus
Ein Blick in die Zukunft: Der Kreis Recklinghausen beteiligt sich an der Idee eines Zukunftscampus für die Emscher-Lippe Region. Ein Zukunftscampus versammelt Lernorte der beruflichen Bildung und anderer Bildungseinrichtungen räumlich und strukturell und ermöglicht einen Austausch und Wissenstransfer zwischen beruflicher und z.B. akademischer Bildung. In der Emscher-Lippe-Region soll über diesen Weg eine weitere Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung ermöglicht werden. Dabei gilt es, die Herausforderungen und Bedarfe der beruflichen Bildung in der Region zu analysieren und konzeptionell mit Berufskollegs, den überbetrieblichen Bildungsstätten der Kreishandwerkerschaften, Hochschulen und Unternehmen mit ihren besonderen Möglichkeiten und ihren Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Ein Beispiel: Das Thema Klima- und Umweltschutz beschäftigt Jugendliche derzeit sehr, viele von ihnen engagieren sich für den Klimaschutz und möchten zur Bewältigung der Klimakrise beitragen. Dabei ist sicherlich häufig nicht bekannt, dass mit vielen Ausbildungsberufen ein aktiver Klimaschutz verbunden ist und sie gleichzeitig eine sichere berufliche Zukunft bieten.  Der Zukunftscampus Emscher-Lippe nutzt die Energiewende als exemplarisches Feld in der dualen Ausbildung, um die Fachkräfte der Region auf Zukunftsthemen vorzubereiten und dadurch eine langfristige Perspektive zu bieten: Wasserstofftechnologie, Sensorik oder Gebäudeenergie sind unter anderem Themen, durch die die Zukunftsthemen für Auszubildende im Kreis Recklinghausen erlebbar gemacht werden können.

Landrat Bodo Klimpel
Quelle: Kreis Recklinghausen

Dr. Richard Schröder