Mitarbeiterbindung ab dem ersten Arbeitstag

25. Juli 2018: Von Katja Fall, Ausbildungsleiterin Märkischer Kreis

Der Märkische Kreis sucht, wie auch viele andere Unternehmen im privaten und öffentlichen Sektor, engagierte und motivierte Nachwuchskräfte zur Deckung des Personalbedarfes. Aber der einst arbeitgeberorientierte Markt steckt im Wandel. Ausbildungsplattformen im Internet, Infotage an Schulen, Ausbildungs- und Berufsmessen etc. offerieren den Schulabgängern ein riesiges Angebot. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Schüler: duale Ausbildungen, duale Studiengänge, allgemeine Studiengänge. Für die Schulabsolventen ist es daher nicht immer leicht, den für sie „richtigen“ Weg aus diesem Angebot auszuwählen. Was kann man als Arbeitgeber im öffentlichen Dienst heutzutage bieten, um Bewerber zu finden und zu binden?

Einstellungsverfahren mit Werbeblock
Bereits das Einstellungsverfahren hat sich dahingehend entwickelt, dass der Arbeitgeber um seine Bewerber „werben“ muss. Bewerber erwarten von einem potentiellen Arbeitgeber einen modernen Internetauftritt, positiv motivierende Schreiben, schnelle Rückmeldungen, einfache Wege und möglichst viel auf digitalem Wege. Daher setzt der Märkische Kreis seit 2017 durch den Einsatz von Online-Bewerberportal und Online-Bewerbertest auf digitale Kommunikation. Persönlich wird es dann aber natürlich im Vorstellungsgespräch, in dem Arbeitgeber und Bewerber sich gegenseitig kennenlernen. Nicht mehr nur der Arbeitgeber entscheidet, ob er den Bewerber einstellen will. Auch der Bewerber beurteilt bereits während des Gespräches, ob ihm sein Gegenüber gefällt und er bereit wäre, bei dem Arbeitgeber anzufangen. Es geht nicht mehr nur um die Frage „Warum sollen wir uns für Sie entscheiden?“ sondern auch um den eigenen Werbeblock des Arbeitgebers: „Als Märkischer Kreis bieten wir Ihnen (…)“.

Lebensphasenorientiertes Personalentwicklungskonzept
Genau an dieser Stelle können Verwaltungen richtig punkten. Beim Märkischen Kreis gibt es zahlreiche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von (Privat-)Leben und Beruf durch ein Angebot von Telearbeit, Teilzeit, Gleitzeit, usw.. Wir begleiten unsere Mitarbeiter durch ein lebensphasenorientiertes Personalentwicklungskonzept, das ihnen in fachlicher und persönlicher Hinsicht Unterstützung bietet. Wir fördern unsere Mitarbeiter u.a. durch ein internes und externes Fortbildungsangebot, Weiterbildung, Master- und Bachelorförderprogramme. Unser Nachwuchsführungskräfteprogramm mit Mentoring bereitet junge Menschen auf spätere Führungsaufgaben vor. Wir unterstützen neue Kollegen durch ein Onboarding- und Einarbeitungskonzept. Und dies beginnt bei uns bereits in der Ausbildung.

Bedenken ernst nehmen und begleiten
Entscheiden sich junge Menschen nun dafür, eine Ausbildung zu beginnen, ist es wichtig, sie in ihrer Entscheidung zu bestärken und sie von Beginn der Ausbildung bis zum Übergang auf die spätere Stelle passend zu begleiten. Viele Auszubildende haben noch vor Beginn der Ausbildung, aber auch während der Ausbildung Zweifel, ob die Berufswahl richtig war. Um derartige Bedenken ernst zu nehmen und zu begleiten, holt der Märkische Kreis seine Auszubildenden dort ab, wo sie sich befinden. Wir unterstützen sie darin, Kontakte zu knüpfen, erste Erfahrungen zu sammeln, sich selbst und einander besser kennenzulernen. Dazu hat der Märkische Kreis ein abgestimmtes Programm für seine Auszubildenden entwickelt.

Onboarding mit Paten an Kennenlern-Nachmittag und Einführungstagen
In den ersten Tagen der Ausbildung kommt viel Neues auf die Auszubildenden zu. Durch eine unbekannte Umgebung und neue Kollegen aus verschiedensten Altersgruppen sind manche Azubis verunsichert und haben Angst, sich nicht zurechtzufinden, wenn der erste Arbeitstag beginnt.
Um dem vorzubeugen bietet der Märkische Kreis vor Ausbildungsbeginn einen Kennenlern-Nachmittag an, an dem die neuen Auszubildenden sich untereinander, die Kollegen aus dem Team Ausbildung sowie die aus den Reihen der älteren Auszubildenden stammenden Paten schon einmal in lockerer Atmosphäre kennenlernen können. Es finden kleine teamfördernde Spiele statt, um die ersten Hemmungen zu überwinden. Hier haben die Azubis auf freiwilliger Basis die Chance, vor Ausbildungsbeginn Kontaktdaten auszutauschen. Die Paten sorgen dafür, dass die neuen Auszubildenden sich nicht allein gelassen, sondern willkommen und gut aufgehoben fühlen. Auch für die Paten ist es eine wertvolle Erfahrung, da sie ihr Verantwortungsbewusstsein und Empathievermögen dadurch steigern.
Die Ausbildung startet mit Einführungstagen, in denen weiterhin Wert auf Kontaktknüpfung gelegt wird und die neuen Auszubildenden auch einen ersten Eindruck von der Arbeit des Märkischen Kreises gewinnen. Die Azubis organisieren einen Hausrundgang, bei dem die neuen Auszubildenden das Kreishaus mit seinen wichtigsten Knotenpunkten kennenlernen. Gemeinsam mit ihren Paten bekommen die neuen Azubis bereits einen ersten Arbeitsauftrag: Arbeitsbereiche unserer Verwaltung und Besonderheiten der Ausbildungen in Form einer Präsentation auszuarbeiten. In welchen Fachdiensten gibt es Leistungs-, Ordnungs-, Finanz- oder Personalverwaltung? Welche Aufgaben hat der Kreistag? Was ist eine Praxisprüfung? Diese und viele weitere Fragen werden durch die Azubis selbst am „Tag der Präsentationen“ beantwortet. Dabei haben sich die jungen Auszubildenden in den vergangenen Jahren als gute Präsentatoren erwiesen, was ihnen zusätzlich ein gutes Gefühl gibt, hier „richtig“ zu sein. Die Aufgabenbereiche einer Verwaltung zu kennen unterstützt Azubis darin, in den späteren theoretischen Lerneinheiten an Fachhochschule, Berufsschule und Studieninstitut an vorhandenes Wissen anzuknüpfen.

 
Netzwerkbildung durch Schulungsfahrt und gemeinsame Aktivitäten
Besonderes Augenmerk legt der Märkische Kreis auf ein gutes Netzwerk unter seinen Auszubildenden.
Zum Ausbildungsbeginn findet jedes Jahr eine Schulungsfahrt nach Norderney für alle Auszubildenden statt. Dort finden sowohl Gruppenstunden zu Themen der Ausbildung beim Märkischen Kreis als auch Gruppenaktivitäten und –spiele statt. Dadurch werden einerseits die Kompetenzen der Auszubildenden geschult und zum andern Kontakte aufgebaut und gefestigt.

Teilnehmer Schulungsfahrt 2017
Quelle: Katja Fall/Märkischer Kreis

Für die Kreisinspektoranwärter wird den Praxismodulen ein Lernnachmittag ermöglicht, an dem sie sich auf den kommenden Theorieblock vorbereiten können. Zusätzlich bietet dies auch Gelegenheit, Kontakte untereinander zu pflegen. Er bietet die Gelegenheit, sich auch fachlich über die gesammelten Erfahrungen in den verschiedenen Fachdiensten auszutauschen.

Auch die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) setzt sich verstärkt für ein gutes Miteinander beim Kreis ein. Es gibt beispielsweise Angebote für Gruppenaktivitäten, die von der JAV organisiert werden, für die sich die Auszubildenden anmelden können. Außerdem werden Treffen von Auszubildenden gestaltet, wie etwa das gemeinsame Kaffeetrinken in der Einführungswoche, ein Grillnachmittag und eine Weihnachtsfeier.

Seminare und Fortbildungen
Die Auszubildenden können schon während der Ausbildung Seminare und Fortbildungen belegen. Es werden Fortbildungen und Seminare zum Thema Datenschutz, Gleichstellung, Brandschutz, Verhaltensregeln in der Arbeitswelt sowie Gesundheit während der Ausbildung angeboten. Diese Seminare helfen den Auszubildenden dabei, in der Arbeitswelt „anzukommen“ und sich passend zu verhalten.

Ausbildungsorganisation und -betreuung
Eine duale Ausbildung oder ein duales Studium stellt einen neuen und neuartigen Lebensabschnitt dar. Daher ist es wichtig, durch einen individuellen Ausbildungsplan für jeden Azubi eine feste Rahmenstruktur zu schaffen. Doch neben diesem formellen Gerüst ist es auch wichtig, dass die Ausbildungsleitung und die Ausbilder ein offenes Ohr für die Anliegen der Azubis haben. Nach jedem Theorieblock bekommen die Auszubildenden Gelegenheit, über ihre dort gesammelten Erfahrungen zu berichten. Es gibt aber auch Themen, die sich in solchen Gruppengesprächen nicht regeln lassen, so dass auch viele Einzelgespräche durchgeführt werden. Dabei geht es teilweise darum, schlechte Lernergebnisse zu optimieren, aber auch darum persönliche Probleme zu lösen. Besonders wenn Auszubildenden Misserfolge widerfahren, entstehen neben den Selbstzweifeln oft auch große Bedenken, was die Berufswahl angeht. Es ist wichtig, dass die Sorgen und Ängste ernstgenommen werden, ein wertschätzender Umgang erfolgt und Lösungsansätze gemeinsam entwickelt werden.

Sommerakademie und Projekt
Für die Auszubildenden zu Verwaltungsfachangestellten (VA) im zweiten Ausbildungsjahr findet jährlich eine Sommerakademie statt. Über 1-2 Wochen treten Kollegen aus dem Hause für einen Tag als Dozent in Aktion. Es besteht die Möglichkeit, dass rechtliche Grundlagen aufgefrischt und vertieft werden oder einen interessanten Fall mitzubringen und die Azubis in Gruppenarbeit daran arbeiten zu lassen.

Bestandteil der Sommerakademie ist die Durchführung eines Projektes. Dabei geht es darum, etwas Gemeinnütziges zu tun, die Welt aus Bürgerperspektive zu betrachten. Die Auszubildenden lernen Projektmanagement, da sie beginnend mit einem Projektantrag, den sie an die Ausbildungsleitung stellen müssen, einem Projektkonzept, den Arbeitssitzungen, der Projektdurchführung und dem Projektabschlussbericht alle wichtigen Projektphasen durchlaufen. Bisherige Themen waren die Entwicklung eines MK-Thermobechers zur Vermeidung von Einweg-Kaffeebechern, gesundere Ernährung und Sport an Grundschulen sowie eine Spendensammlung für das SOS Kinderdorf.

Spendenübergabe an SOS Kinderdorf 2017
Quelle: Celine Dumschat/Märkischer Kreis

Unsere Auszubildenden bekommen bei zahlreichen Veranstaltungen die Gelegenheit, sich einzubringen. Es gibt Berufsfelderkundungstage, die sie eigenverantwortlich planen und durchführen, Messen, bei denen sie die Standbetreuung übernehmen, Methodentage an und mit Schulen, bei denen sie den MK präsentieren, den Katastrophenschutz oder auch Kulturveranstaltungen, bei denen sie die Kollegen unterstützen.

Eine Ausbildung beim Märkischen Kreis bietet den Auszubildenden daher viele Möglichkeiten, Kontakte aufzubauen, Fachkompetenz zu erlangen und Berufserfahrung und zu sammeln. Das Gesamtkonzept der Ausbildung des Märkischen Kreises bietet bei den Auszubildenden optimale Bedingungen für einen guten Berufsstart. Es sorgt aber auch für eine stabile Mitarbeiterbindung, mit der wir dem Wandel auf dem Arbeitsmarkt effektiv die Stirn bieten.

Katja Fall
Quelle: Märkischer Kreis