Mehr Lebensqualität und zukunftsfähige Mobilität durch Velorouten im Müns-terland
Vier Landräte und der Oberbürgermeister im Münsterland haben sich im Frühjahr 2020 auf gemeinsame Handlungsbedarfe in der Regionalentwicklung verständigt! Die „Schnelle Fahrradmobilität“ ist für die Münsterlandkreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie für die Stadt Münster als eines von drei wichtigen gemeinsamen Startthemen identifiziert worden. Das Ziel ist ein münsterlandweit konfiguriertes Alltagsradwegenetz mit Radschnellwegen und Velorouten. Die gemeinsame Vision ist eine Fahrradregion Münsterland, wo immer mehr Menschen auch im Alltag auf das Fahrrad umsteigen und damit sich und anderen mehr Lebensqualität eröffnen. Voraussetzung hierfür sind schnelle, komfortable, direkte und sichere Radwegeverbindungen.
Hintergrund
Die Regionalentwicklung steht vor komplexen und großräumigen Herausforderungen in der Raumentwicklung, die in wesentlichen Teilen nur in Zusammenarbeit über Kommunal- und Kreisgrenzen hinweg zukunftsfähig bewältigt werden können. Auf diese Ansätze zielen auch überörtliche Förderprogramme. Die Erfahrungen in der Region Münsterland mit den REGIONALEN 2004 und 2016 waren hier durchweg positiv, nachhaltig und fruchtbar.
Gemeinsames Agieren über kommunale Grenzen wird auch in der Stadtregion Münster vorbildlich gelebt. Dieser langjährige Verbund von elf kreisangehörigen Kommunen mit der Stadt Münster hatte 2017 infolge der Unterstützung im Rahmen des Wettbewerbs StadtUmland.NRW einen wesentlichen Impuls erhalten, der, seit 2018 organisatorisch und strukturell neu ausgerichtet, in eine noch engere Zusammenarbeit auf der Grundlage eines gemeinsamen Kontraktes mündete.
Für die Zukunft beabsichtigen die vier Münsterlandkreise und die Stadt Münster im landesseitig geförderten und von der Bezirksregierung Münster unterstützten Arbeitsprozess „Informelle Regionalentwicklung im Münsterland“ notwendige gemeinsame Handlungsfelder und Themen aufzugreifen und dazu geeignete Arbeitsstrukturen zu entwickeln. Ein entsprechendes Bekenntnis mit den Grundzügen der künftigen Zusammenarbeit findet sich in der „Erklärung der Münsterlandkreise und der Stadt Münster zur Zusammenarbeit in der Regionalentwicklung“
In der Münsterland Erklärung sind die Grundzügen der künftigen noch engeren Zusammenarbeit in der Region zusammengefasst.
Quelle: Kreis Borken
Vorstellung der Münsterland Erklärung im August 2020 durch (v.l.n.r.) Landrat Dr. Kai Zwicker (Kreis Borken), Klaus Ehling (Vorstand Münsterland e. V.), Landrat Dr. Martin Sommer (Kreis Steinfurt), Oberbürgermeister Markus Lewe (Stadt Münster), Landrat Dr. Olaf Gericke, (Kreis Warendorf), Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr (Kreis Coesfeld).
Quelle: Kreis Steinfurt
Für den Einstieg in eine verstärkte Zusammenarbeit auf Münsterlandebene fokussiert sich die Region zunächst auf die Themen „Schnelle Fahrradmobilität“, „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung“ und „Zukunftsfähiges Wohnen“.
Das Münsterland als Fahrradregion noch stärker machen
Das Fahrrad ist traditionell im Münsterland ein sehr verbreitetes Verkehrsmittel, das im Tourismus und im Alltag auf der Kurzstrecke nicht wegzudenken ist. Mit der stetig zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrrädern eröffnen sich neue Möglichkeiten, das Fahrrad auch für längere Strecken und über Ortsgrenzen hinweg als Alternative zum PKW zu nutzen. Dazu bedarf es des konsequenten Ausbaus eines leistungsfähigen regionalen Radwegenetzes, welches ein komfortables, sicheres und zeitsparendes Radfahren und damit den Umstieg vieler Menschen auf das Fahrrad begünstigt. Die Liste der damit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden, auf die Umwelt und auf die Stadträume sowie letztlich auch auf die Lebensqualität ist lang. Da liegt es nahe, das Fahrradfahren als Bestandteil der „münsterländischen DNA“ und des Lebensgefühls im Münsterland zu etablieren.
Auf dem Weg zum münsterlandweiten Radwegenetz
Für den Aufbau eines hierarchisch strukturierten und funktional integrierten Radwegenetzes kann das Münsterland auf umfangreich vorhandene planerische Grundlagen zurückgreifen.
Eine besondere Rolle spielt hierbei die Velorouteninitiative der Stadtregion Münster. Die Velorouteninitiative der Stadtregion basiert auf dem Grundgedanken, ein bedarfsgerechtes System von kommunalen und überörtlichen Radwegenetzen zu entwickeln, das alle Siedlungsteile einbezieht und somit niedrigschwellige Zugänge für möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner als Radfahrende eröffnet.
Dazu war es erforderlich, zwischen den Radschnellwegen und den Radwegen nach ERA-Standard als drittes Format „Velorouten“ als Radvorrangrouten zu etablieren. Es gilt mit den Velorouten, integriert im Stadt- und Landschaftsraum, Radverkehr zu bündeln und Radfahrenden im Verkehrsgeschehen häufig Vorrang einzuräumen. Die zwölf Städte und Gemeinden in der Stadtregion Münster wollen 14 solcher Velorouten über Kommunalgrenzen hinweg bis in die Kreise Coesfeld, Steinfurt und Warendorf hinein realisieren, um die Umlandgemeinden mit den Außenstadtteilen und dem Zentrum Münsters zu verbinden.
In diesem Rahmen sind in Zusammenarbeit aller Planungs- und Baulastträger für die Velorouten Mindestanforderungen zum Ausbaustandard definiert worden, die z. B. mit Blick auf die Mindestbreite oder die grundsätzliche Trennung von Rad- und Fußverkehr vom landesseitig definierten höheren Standard eines Radschnellwegs einerseits und vom niedrigeren ERA-Standard andererseits abweichen. Der damit konfigurierte „Mittelstandard“ war insbesondere deshalb erforderlich, weil der höhere Radschnellwegstandard oftmals mit vertretbarem Aufwand nicht realisierbar ist und um gleichwohl den notwendigen Anforderungen einer komfortablen, sicheren und zeitsparenden Radwegeverbindung entsprechen zu können.
Weitere wichtige Grundlagen für die Planung des gesamtregionalen Velorouten-Netzes für das Münsterland sind die aktuellen Radverkehrskonzepte und Mobilitätsuntersuchungen, die in allen Münsterlandkreisen vorliegen bzw. aktuell erarbeitet werden. Sie beinhalten auch grundsätzliche Aussagen zu den vorgesehenen Routenverläufen der Infrastruktur für die schnelle Fahrradmobilität. Diese werden im ersten Schritt miteinander abgeglichen, um sie besonders an den Schnittstellen zwischen ihren jeweiligen Geltungsbereichen zu harmonisieren und ein gemeinsames regionales „Zielbild“ eines münsterlandweiten Routennetzes für die schnelle Fahrradmobilität herauszuarbeiten. Dabei werden auch die Übergänge zu den Nachbarregionen mit in den Blick genommen, um die „Andockstellen“ an die dort gegebenenfalls vorhandenen Planungen frühzeitig vorsehen zu können. Auch bereits laufende Projekte können so adäquat in das Gesamtkonzept eingearbeitet werden, wie beispielsweise das TRIANGEL-Projekt im Kreis Steinfurt oder auch die regionsweiten Überlegungen zum fahrradfreundlichen Ausbau der Seitenwege entlang des Dortmund-Ems-Kanals. Die intensive Vorarbeit in der Stadtregion hat zudem dazu geführt, dass alle Kreise sich mit Blick auf ihre eigenen Planungen von Radvorrangrouten eng am Velorouten-Standard der Stadtregion orientieren, sodass im Ergebnis ein münsterlandweites gemeinsames Verständnis der Erfordernisse für eine schnelle Fahrradmobilität vorliegt.
Ein weiterer Ansatz für die regionale Zusammenarbeit, der in den kommenden Monaten vorangetrieben werden soll, ist die gemeinsame Entwicklung geeigneter Marketing- und Kommunikationskampagnen, um die Pendlerinnen und Pendler von den Vorzügen der schnellen Fahrradmobilität zu überzeugen. Auch hier ist die Stadtregion Münster bereits einen ersten Schritt gegangen, indem im Oktober 2020 das interaktive Informationsportal www.veloregion.de ins Leben gerufen wurde.
Das interaktive Informationsportal www.veloregion.de informiert seit Oktober 2020 über die Planung und Realisierung der Velorouten in der Stadtregion Münster.
Quelle: Kreis Borken
Das Herzstück ist ein Kartenmodul, mit dem alle Streckenabschnitte der geplanten Velorouten digital erlebbar werden. Außerdem sind hier neben vielfältigen Hintergrundinformationen auch die aktuellen Planungs- und Realisierungsstände des ambitionierten Vorhabens abrufbar.
Mit Blick auf den Umfang und die Komplexität der Aufgabe steht die gemeinsame Arbeit an einem münsterlandweiten Infrastrukturnetz für die schnelle Fahrradmobilität derzeit noch am Anfang.
Im Münsterland soll ein flächendeckendes Wegenetz für die schnelle Fahrradmobilität realisiert werden (Systemskizze).
Quelle: Kreis Borken
Die Region hat sich aber im ersten Schritt mit dem Aufbau der erforderlichen Austausch- und Abstimmungsstrukturen auf den Weg gemacht, um die Aufgabe in einer strategischen Allianz gemeinsam und systematisch zu bearbeiten. Denn das Münsterland ist eine Fahrradregion und will durch eine weitere Stärkung dieses Profils die Mobilität im regionalen Maßstab vorantreiben.
Dr. Olaf Gericke Quelle: Kreis Warendorf |
Dr. Christian Schulze Pellengahr Quelle: Kreis Coesfeld |
Dr. Martin Sommer Quelle: Kreis Steinfurt |
Dr. Kai Zwicker Quelle: Kreis Borken |
Markus Lewe Quelle: Stadt Münster |