Kreisradwege als Instrument der Radverkehrsförderung im Kreis Steinfurt

24. April 2024: Von Udo Schneiders, Leiter des Amtes für Planung, Naturschutz und Mobilität, und Dr. Dennis Guth, Mobilitätsplaner, Kreis Steinfurt

Der Kreis Steinfurt hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Als Teil dieser Bemühungen werden innovative Ansätze zur Förderung des Radverkehrs erprobt und umgesetzt. Ein Beispiel hierfür sind die Kreisradwege, die im Jahr 2018 als neues Instrument eingeführt wurden. Diese regional bedeutsamen Radwegeverbindungen ermöglichen es dem Kreis, sich auch außerhalb des regulären Kreisstraßennetzes im Radwegebau zu engagieren.

Ausgangslage und Zielsetzungen
Der Radverkehr im Kreis Steinfurt nimmt traditionell einen großen Stellenwert im Mobilitätsalltag der Bürgerinnen und Bürger ein. Praktisch jeder Haushalt verfügt über mindestens ein Fahrrad, das sowohl für alltägliche Wege als auch für Freizeitaktivitäten gerne und intensiv genutzt wird. Radfahren ist im Münsterland fest verankert.

Der Radverkehr im Kreis Steinfurt kommt auf einen beachtlichen Anteil von 27 Prozent an den täglich von den Bürgerinnen und Bürgern zurückgelegten Wegen (Modal Split 2022), wobei dieser Anteil in einigen Kommunen sogar noch höher liegt. Insbesondere der Bereich des elektrifizierten Radverkehrs, darunter Pedelecs/E-Bikes, hat in den letzten Jahren deutliche Zunahmen erfahren und setzt seinen Wachstumstrend fort. Zukünftig dürfte auch das Lastenrad, insbesondere mit elektrischer Unterstützung, weiter an Bedeutung gewinnen.

Die zunehmende Verbreitung elektrifizierter Fahrräder und die dadurch erhöhten Geschwindigkeiten und Reichweiten stellen neue Anforderungen an die Radverkehrsinfrastruktur. Die Radwege müssen nicht nur sicher und komfortabel sein, sondern auch den Anforderungen der verschiedenen Nutzergruppen gerecht werden. Besonders ältere Menschen und Berufspendelnde schätzen die Möglichkeit, längere Strecken mühelos mit dem Fahrrad zurücklegen zu können. Daher ist es wichtig, die Infrastruktur kontinuierlich zu verbessern, um den steigenden Bedürfnissen gerecht zu werden und Unfällen vorzubeugen.

Der Kreis Steinfurt hat sich zum Ziel gesetzt, die Nahmobilität zu stärken und den Radverkehr weiter zu fördern, um bis 2040 klimaneutral zu werden. Als Mitglied im Zukunftsnetz Mobilität NRW und in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) setzt sich der Kreis aktiv für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung ein. Dabei stehen die Förderung klimafreundlicher Mobilität und die Optimierung der Fahrradinfrastruktur im Mittelpunkt der Bemühungen.

Ein Bereich konzentriert sich darauf, klimafreundliche Mobilität durch die alltagstaugliche Optimierung der Radwegeinfrastruktur zu fördern. Planungsgrundlage für die Weiterentwicklung und den Ausbau des Radwegenetzes ist das Radverkehrskonzept des Kreises aus 2020, mit insgesamt 600 Einzelmaßnahmen. Um den Radverkehr zu fördern und den Radverkehrsanteil weiter zu steigern, erprobt der Kreis auch innovative Wege und Maßnahmen. Von enormer Bedeutung ist, den Radfahrenden im Alltagsverkehr den kürzesten Weg anbieten zu können. Das sind nicht immer parallel zu den Kreisstraßen mitgeführte Radwege. Darüber hinaus wurde erkannt, dass ein zentraler „Kümmerer“ als Straßenbaulastträger für die Gewährleistung der Qualität beim Bau kommunenübergreifender Radwege von Vorteil ist. Vor diesem Hintergrund hat der Kreis mit dem Beschluss des Kreistages im Jahr 2018 ein neues Instrument der Radverkehrsförderung eingeführt: die Kreisradwege.

Instrument der Kreisradwege
Bei Kreisradwegen handelt es sich um regional bedeutsame Radwegeverbindungen in Trägerschaft des Kreises, die dem zwischenörtlichen Alltagsverkehr dienen und Grund- und Mittelzentren verbinden. Analog zum Kreisstraßenbau erfolgen Planung, Grunderwerb, Bau, Unterhaltung sowie Finanzierung durch den Kreis. Um die Pflege und Instandhaltung einschließlich Winterdienst sicherzustellen, wurde die Kreisstraßenmeisterei aufgrund eines Beschlusses des Kreistages sowohl personell als auch maschinell besser ausgestattet.

Kreisradwege ermöglichen es dem Kreis Steinfurt, sich auch außerhalb seines Kreisstraßennetzes im Radwegebau zu engagieren. Sie gewährleisten durchgängige Qualitätsstandards für regional bedeutende Radwege insbesondere im schnellen Alltagsnetz. Die festgelegten Qualitätsstandards für Kreisradwege, wie eine Breite von 3,00 m und die Ausweisung als Fahrradstraßen, garantieren eine einheitliche Infrastruktur. Die Baulast für Kreisradwege außerhalb bebauter Gebiete liegt beim Kreis Steinfurt, während innerhalb bebauter Gebiete die jeweiligen Kommunen zuständig sind.


Dieser Kreisradweg auf einem ehemaligen Wirtschaftsweg in Ochtrup wurde zur Fahrradstraße ausgebaut.
Quelle: Reinhard Pries, Kreis Steinfurt

Ursprünglich entstand die Idee dazu während der Planung und Entwicklung des Projektes „Triangel“, eine neue Radwegeinfrastruktur im Westen des Kreises. Mit dem Projekt haben der Kreis Steinfurt sowie die sechs Kommunen Metelen, Neuenkirchen, Ochtrup, Rheine, Steinfurt und Wettringen schnelle, komfortable und verkehrssichere Radwegeverbindung zwischen den Stadt- und Ortszentren geschaffen. Mit einer Gesamtlänge von 62 km stellt sie die längste zusammenhängende Radwegeverbindung im Kreis Steinfurt dar.

Der erste Kreisradweg, der vom Kreistag beschlossen und vollständig in die Baulast des Kreises Steinfurt überführt wurde, ist die RadBahn Münsterland. Diese überregionale, hochwertige Radwegeverbindung führt durch die Parklandschaft des Münsterlandes und erfreut sich u.a. großer Beliebtheit bei Radtouristinnen und -touristen. Neben der RadBahn Münsterland wurden auch die Triangel und die Kanalradwege als weitere Kreisradwege beschlossen.


Kreiswege.
Grafik: Kreis Steinfurt

Ausblick
Insgesamt leisten Kreisradwege einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Radverkehrs im Kreis Steinfurt. Durch die erfolgreiche Anwendung solcher Instrumente bleibt der Kreis auf seinem Weg, bis 2040 klimaneutral zu werden. Zukünftige Projekte, wie der geplante Ausbau der Betriebswege am Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal auf einer Länge von 72 km (Kanalradwege), werden auf den gewonnenen Erkenntnissen aufbauen und die Attraktivität des Radverkehrs im Kreis Steinfurt weiter steigern.

Udo Schneiders
Quelle: Dorothea Böing
Dr. Dennis Guth
Quelle: Privat