Kreis Lippe: Bauen und Mobilität neu gedacht
Zwei Projekte. Ein Ziel. Nachhaltiger Klimaschutz. Der Kreis Lippe geht mit „RE-BUILD-OWL“ und seinem interkommunalen Fuhrpark sowie sechs Mobilstationen wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität. RE-BUILD-OWL möchte den zirkulären Bau digitalisieren, indem eine Plattform als digitaler Wissensort rund um das zirkuläre Bauen entsteht. Sie wird praxisnahe Informationen bieten sowie Kooperationen von Kommunen, Planung, Industrie, Handwerk und Forschung ermöglichen und vereinfachen. Der interkommunale Fuhrpark sowie die Mobilstationen im Kreis fördern die E-Mobilität und den postfossilen Individualverkehr.
„Diese Projekte sind zukunftsweisend für den Kreis Lippe. Wir setzen uns damit nicht nur innerhalb der Kreisverwaltung für unsere Umwelt und Ressourcen ein, sondern schaffen auch für die lippische Wirtschaft sowie für die Privatpersonen im Kreis Möglichkeiten zur Partizipation“, sagt Landrat Dr. Axel Lehmann. „Denn Klimaschutz kann nur gemeinsam funktionieren. Deshalb hat das Projekt RE-BUILD-OWL das Ziel, eine Plattform zum Austausch zwischen den vielen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette zu schaffen, und die Mobilstationen bieten, über unseren grünen Fuhrpark hinaus, diverse Möglichkeiten den ÖPNV zu nutzen und gleichzeitig das E-Auto oder E-Bike zu laden“, betont er die Vorteile der beiden Projekte.
RE-BUILD-OWL: Materialien im Baukreislauf halten
Die Grafik zeigt den Kreislauf des zirkulären Bauens.
Quelle: Kreis Lippe
Doch was steckt da jetzt genau hinter? RE-BUILD-OWL. Wörtlich übersetzt: Wieder-Bauen-OWL. Das Ziel: Ressourcenbewusst Baumaterialien wiederwenden und diesen zirkulären Prozess in Ostwestfalen-Lippe digitalisieren. Innerhalb von zwei Jahren entsteht eine kommunale Innovations- und Transferplattform, auf der Wissen zu kreislaufgerechten Prozessen, Methoden, Bauteilen und -stoffen ausgetauscht werden kann. Hier werden praxisnahe Leitfäden, Tools und Expertisen rund um zirkuläres Bauen für Kommunalvertreter zu finden sein. Zudem sind dort Architekten, das Handwerk sowie Industrie und Forschung vertreten. Auf der Plattform werden außerdem Möglichkeiten zur Material und Bauteil-Vermittlung aufgezeigt. Hierzu gibt es im Internet bereits eine Reihe von Angeboten. Über diese wird der Kreis Lippe informieren, ein Verkauf wird über die Plattform nicht stattfinden. Ziel ist hier das Wissensmanagement und die Vernetzung.
Außerdem entsteht eine sogenannte Roadmap. Also ein strategischer Fahrplan mit möglichen Handlungsmaßnahmen und Tipps für Städte und Gemeinden, damit zirkuläres Bauen funktioniert. Um die Plattform und die Liste mit validen Informationen füllen zu können, analysiert der Kreis Lippe zusammen mit seinen Projektpartnern außerdem drei Liegenschaften des Kreises:
„Hier schauen wir, wie zirkuläres Bauen gelingen kann. Es geht nicht nur darum, Materialien wiederzuverwenden, sondern auch darum, dass wir weniger fossile Rohstoffe aus der Erde entnehmen und diese materialbewusst einsetzen“, erklärt Projektleiterin Lisa Pusch vom Kreis Lippe und nennt das Förderprojekt Lippe_Re-Klimatisiert als Beispiel. Dieses umfasst die energetische Fassadensanierung des Kreishaues in Detmold, denn die zirkuläre Sanierung zeigt, wie zirkuläres Bauen schon heute in der Praxis aussehen kann.
„Die modularen Dämm-Module aus schadstofffreien und ökologischen Materialien lassen sich komplett abbauen, in Einzelteile zerlegen und wieder neu verwenden, schlechtestenfalls recyclen“, berichtet Projektsteuerer, Diplom-Architekt und DGNB-Auditor Uwe Schulte vom Kreis Lippe. „Wir sind stolz, mit einer so konsequent nachhaltigen Bestandssanierung andere Kommunen zu inspirieren und Lösungen zu aktuellen Herausforderung wie beispielsweise der Rohstoffunsicherheit zu geben.“
Der Kreis Lippe mit dem Technischen Gebäudemanagement und Lippe zirkulär, einem Konsortium aus mehr als 40 Akteuren aus Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung sowie kommunaler Politik und Verwaltung, arbeitet für RE-BUILD-OWL transdisziplinär mit dem Wissenschaftsladen Bonn (WILA) und dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) zusammen. Von Oktober 2021 bis September 2023 entwickeln die Projektpartner die festgelegten Ziele.
(v.l.n.r.): Manuel Schaubt, Institut für angewandtes Stoffstrommangement (IfaS) der Hochschule Trier, RE-BUILD-OWL; Olrik Meyer, Fachbereichsleitung Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Mobilität, Kreis Lippe; Birgit Essling, Leitung Geschäftsstelle Lippe zirkulär, Kreis Lippe, RE-BUILD-OWL; Lisa Pusch, Projektleitung RE-BUILD-OWL, TGM/Kreis Lippe; Dr. Axel Lehmann, Landrat Kreis Lippe; Jan Kehl, Teamleitung Technisches Gebäudemanagement (TGM), Kreis Lippe und Dr. Anke Valentin, Mitglied der Geschäftsführung, Wissenschaftsladen Bonn e.V. (WILA), RE-BUILD-OWL, freuen sich darüber, wie weit der Kreis Lippe beim Thema zirkuläres Bauen bereits ist.
Quelle: Joachim Stäbler
Interkommunaler Fuhrpark stärkt den Klimaschutz
Eine weitere Maßnahme zum Klimaschutz ist die postfossile Mobilität im Kreis Lippe. Dahinter verbirgt sich die Umstellung auf klimafreundliche Fortbewegung. Einmal für die Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Form eines interkommunalen Fuhrparks, und einmal für die lippischen Bürgerinnen und Bürger in Form von bislang sechs sogenannten Mobilstationen.
Im Hinblick auf den Fuhrpark kooperiert der Kreis Lippe mit den Städten Lemgo und Detmold. In einem ersten Schritt haben der Kreis und die Stadt Detmold über „Lippe_Re-klimatisiert“ 15 E-Fahrzeuge angeschafft. Daneben wurde die Integration der Fahrzeuge in ein Sharing-Konzept und die Gründung eines interkommunalen Fuhrparks geprüft.
Es ist angedacht, dass die Verwaltungsmitarbeiter über eine digitale Anwendung bei Eingabe des Startpunkts und des Reiseziels aufgezeigt bekommen, welches Verkehrsmittel in der Umgebung zur Verfügung steht und wie lang der Fahrweg jeweils dauert. „Die Wirkungen sind vielfältig: Eine höhere Auslastung der E-Dienstfahrzeuge, geringere Emissionen, weniger Kosten. Da dieses Konzept bundesweit noch einzigartig ist, haben wir vom Bundesverkehrsministerium eine Förderung zur weiteren Umsetzung erhalten“, betont Dr. Ute Röder, zuständiger Verwaltungsvorstand beim Kreis.
So erarbeiten die Projektpartner nun in einem weiteren Schritt eine Organisationsform, wie die jeweiligen Dienstflotten zusammengeführt werden können. Eine mögliche Ausweitung des gemeinsamen Fuhrparks auf weitere lippische Kommunen wird dabei gleich berücksichtigt.
Mobilstationen unterstützen die postfossile Mobilität zusätzlich
(v.l.n.r.): Landrat Dr. Axel Lehmann, Verwaltungsvorständin des Kreises Lippe Dr. Ute Röder, Lügdes Bürgermeister Torben Blome und Dennis Hetmann, Mobilitätsmanager beim Kreis Lippe zeigen im Oktober 2022 den Stand der Dinge an der Lügder Mobilstation. Hinter ihnen entsteht die Fahrradabstellanlage.
Quelle: Kreis Lippe
In vier lippischen Kommunen stehen schon Mobilstationen. Diese Stationen bieten moderne Fahrradabstellanlagen mit Lademöglichkeiten für E-Bikes, Ladesäulen für E-Autos, Parkplätze sowie digitalen Anzeigetafeln, die die Fahrten des ÖPNV anzeigen.
„Den Lipperinnen und Lippern wird an den Mobilstationen eine niedrigschwellige Möglichkeit geboten, selbstbestimmt zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln zu wechseln“, beschreibt Landrat Dr. Axel Lehmann das Projekt. „Besonders freue ich mich über die tolle interkommunale Zusammenarbeit mit den Städten. Natürlich können wir nicht sofort jedes Dorf an den ÖPNV anbinden, aber wir entwickeln unsere Projekte Schritt für Schritt weiter, damit alle an ihr Ziel kommen“, fügt er hinzu.
Die beteiligten Projektkommunen erhalten für die Umsetzung knapp 1,4 Millionen Euro aus dem Förderprojekt „Lippe_Re-klimatisiert“ zugewiesen, das der Kreis Lippe eingeworben hat. Bei den Ausschreibungen und der Vergabe der verschiedenen Baumaßnahmen unterstützt der Kreis Lippe die Projektpartner. Für die Stationen heißt das: Der Kreis Lippe baut die Mobilstation, betrieben wird sie dann von der jeweiligen Stadt.
Ein Platz in einer der Fahrradabstellanlagen lässt sich übrigens ganz einfach online buchen – und das NRW-weit, denn die Anlagen sind an das System radbox.nrw von mobil.nrw gekoppelt. Damit ist der Kreis Lippe einer der ersten Kreise in OWL, die an das System angeschlossen sind. „So kann ein Lügder zuhause einen Platz in der Fahrradanlage buchen, mit dem E-Bike zum Bahnhof fahren und dort sein Fahrrad sicher abstellen und gleichzeitig laden. Währenddessen ist beispielsweise eine Fahrt mit der S5 nach Schieder oder mit dem Bus in andere Ortsteile möglich“, nennt Dennis Hetmann, Mobilitätsmanager vom Kreis Lippe, ein Beispiel.
Informationen über LiRek
Die Mobilstationen sowie die Fassadensanierung des Kreishauses sind Teil des Projektes „Lippe_Re-Klimatisiert“, das vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Projektaufrufes "KommunalerKlimaschutz.NRW" mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird.
Karolina Schmidt
Quelle: Kreis Lippe