Konfliktmanagement als Basis für eine erfolgreiche Umsetzung des Kommunalen Integrationsmanagements
Zur Umsetzung des Kommunalen Integrationsmanagements fördert das Land NRW aktuell (Oktober 2022) drei Koordinatorinnen und Koordinatoren, neun Case Managerinnen und Case Manager sowie eine Stelle bei der Einbürgerungsbehörde. Die drei Koordinatorinnen und Koordinatoren sind beim Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Oberbergischen Kreises angestellt. Von den vierzehn möglichen Case Management-Stellen werden bis Dezember 2022 acht in den kreisangehörigen Kommunen tätig sein. Die Einstellung erfolgte entweder direkt über die Städte und Gemeinden oder in Kooperation mit einem Träger der Freien Wohlfahrtspflege, wie dem Caritasverband für den Oberbergischen Kreis oder dem Evangelischen Kirchenkreis An der Agger. Lediglich eine Case Management-Stelle ist im KI angesiedelt.
Durch die Verteilung der Case Management-Stellen auf das gesamte Kreisgebiet, werden die kreisangehörigen Kommunen bestmöglich am KIM-Prozess beteiligt, um damit auf beste Weise am Bedarf der Zielgruppe zu arbeiten. Ein weiterer entscheidender Vorteil dieses Vorgehens ist die Vernetzung vor Ort durch die Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren in Form von „Runden Tischen“, und der damit verbundenen Möglichkeit, auf das gebündelte Wissen des Sozialraumes zurückzugreifen. Dort, wo diese Austauschrunden noch nicht vorhanden sind, wird eine Implementierung im Rahmen von KIM angestrebt. Auf diese Weise sollen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, Themen zu platzieren und rechtskreisübergreifend zu diskutieren, so auch die Case Managerinnen und Case Manager. Die Teilnahme an den „Runden Tischen“ ermöglicht es ihnen, die von ihnen generierten fallorientierten Bedarfe der Zielgruppe auf die Systemebene zu tragen sowie ihrer Aufgabe, Menschen mit Einwanderungsgeschichte gezielt zu beraten und gleichzeitig ihre Integration nachhaltig zu fördern, optimal gerecht zu werden.
Mit dem Wissen, dass Konflikte mit dem Fortschreiten des Integrationsprozesses immer stärker zunehmen (vgl. El-Mafaalani, 2018), war es für Frau Suse Düring-Hesse, Leiterin des KI, eine logische Schlussfolgerung, das Konzept des Oberbergischen Kreises zur Umsetzung von KIM mit dem Konzept des Konfliktmanagementsystems zu verknüpfen, und die Case Managerinnen und Case Manager zu Konfliktberaterinnen und Konfliktberatern auszubilden.
Das Konfliktmanagement als Teil des KIM
Daneben sollen auch Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sowie weitere haupt- und ehrenamtliche Akteurinnen und Akteure, die Schlüsselpositionen im Bereich Integration einnehmen, durch die Schulung zur Konfliktberatung im Hinblick auf ihre Konfliktfestigkeit gestärkt werden.
In mehreren Einheiten werden Inhalte zu Konfliktanalyse, Mediation sowie Gewaltfreier Kommunikation (nach Marshall Rosenberg) vermittelt, wobei auch die Besprechung eigener Fälle einen festen Platz einnimmt. Neben der Kombination von theoretischen Kenntnissen und praxisbezogener Fallanalyse besteht die Möglichkeit, die Schulung sowohl an den lokalen Gegebenheiten des jeweiligen Sozialraumes als auch an den individuell gelagerten Bedarfen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auszurichten. Über die Qualifizierung hinaus trägt die weiterführende Begleitung zur Professionalisierung der Konfliktberaterinnen und Konfliktberater bei. In einer unterstützenden Funktion entwickelt das KI begleitend Vorgehensweisen, um frühzeitig auf Spannungen reagieren zu können und eine strategische Anpassung auf Konflikte zu erreichen.
Dies stärkt einerseits die Konfliktbearbeitungsstrategien der Konfliktberaterinnen und -berater, andererseits besteht auch die Option, sich bei Konflikten an die im Kommunalen Integrationszentrum angesiedelte Konfliktanlaufstelle zu wenden. „Diese KI-interne Konfliktanlaufstelle stellt eine Entlastung für die Konfliktberaterinnen und –berater da, da Sie nicht alleine für die Bearbeitung der Konflikte verantwortlich sind. Bei Bedarf können über den sog. Interventionspool externe Fachleute einbeziehen“, berichtet Frau Düring-Hesse. Im Interventionspool finden sich beispielsweise Mediatorinnen und Mediatoren, Supervisorinnen und Supervisoren, Coaches, Moderatorinnen und Moderatoren, Referentinnen und Referenten und Beraterinnen und Berater.
Bereits 2018 erarbeitete das KI des Oberbergischen Kreises im Rahmen einer Expertise „Kommunales Konfliktmanagement fördern: Teilhabe und Integration konstruktiv gestalten“, durch Feldforschung Indikatoren, die zum Gelingen des Integrationsprozesses beitragen. Diese herausgearbeiteten Indikatoren finden sich in der Umsetzung des KMS wieder: Die regelmäßigen „runden Tische“ stellen ein festes Austauschformat sicher, sodass Probleme frühzeitig erkannt und zur Sprache gebracht werden können. Das KI unterstützt die einzelnen Kommunen durch den kreisweiten Überblick und hat aktuelle Kenntnisse über die jeweiligen Bedarfe und Angebote. Bei den „Runden Tischen“ nehmen die Case Managerinnen und Case Manager auch die Rolle als Konfliktberaterinnen und –berater ein, um so einen umfassenden Überblick zu erhalten, und Handlungsstrategien umsetzen zu können.
Die erwähnte Verknüpfung des Konfliktmanagementsystems mit dem Kommunalen Integrationsmanagement bringt mit sich, dass die KIM-Lenkungsgruppe zugleich auch die Steuerungsgruppe des Konfliktmanagementsystems darstellt. Dadurch werden zum einen durch positive Kooperation die Kompetenzen bestehender Netzwerke erweitert, zum anderen entlastet die Konfliktanlaufstelle die haupt- und ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure. Auf diese Weise können die „Runden Tische“ in den einzelnen Kommunen zudem als Frühwarnsystem fungieren, um möglichst frühzeitig Spannungsfelder zu identifizieren und potentiellen Konflikten vorzubeugen. Durch die Schaffung fester Strukturen und Abläufe sollen Integrationsprobleme frühzeitig erkannt und niedrigschwellig gelöst werden können.
Suse Düring-Hesse
Quelle: Oberbergischer Kreis