JobGesund - Betriebliches Gesundheitsmanagement als Antwort auf Fachkräftemangel und dynamische Arbeitswelten
Beschäftigte, die in gesunden Strukturen arbeiten und von ihren Unternehmen in ihrer Gesundheit gefördert werden, sind nicht nur zufriedener und weniger wechselwillig, sondern auch deutlich produktiver. Für Unternehmen ist ein Betriebliches Gesundheitsmanagement deshalb ein wichtiger Hebel, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig an sich zu binden.
JobGesund ist ein Angebot, das die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Kreise Borken und Coesfeld sowie Experten der Krankenkasse Barmer, der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Rentenversicherung Westfalen gemeinsam entwickelt haben. Mit diesem Angebot möchten die Kooperationspartner kleine und mittlere Unternehmen an die Hand nehmen und bei der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagement begleiten.
In Zeiten des Fachkräftemangels und der kontinuierlichen Veränderungen in der Arbeitswelt kann sich die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) als entscheidender Schritt für Unternehmen erweisen. Durch gezielte Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeitergesundheit können nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber gesteigert, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit der Beschäftigten verbessert werden. Dennoch sind die Hürden für kleinere und mittlere Unternehmen für die Initiierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements hoch.
Finanzielle Ressourcen: Ein häufiges Hindernis ist der begrenzte finanzielle Spielraum. Die Implementierung eines umfassenden betrieblichen Gesundheitsmanagements erfordert Investitionen in Programme, Schulungen und Infrastruktur. Oftmals befürchten Unternehmen, dass die Kosten den Nutzen übersteigen könnten.
Mangel an Fachwissen: In kleineren Unternehmen fehlt es häufig an spezialisiertem Personal, das sich um die Entwicklung und Umsetzung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements kümmern könnte. Das Fehlen von internem Know-how kann zu einer Verunsicherung führen, wie die Initiative anzugehen ist
Fehlende Zeitressourcen: Kleinere Unternehmen haben oft begrenzte personelle Ressourcen. Die Beschäftigten haben alle Hände voll zu tun, um den Tagesbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements erfordert jedoch Zeit und Engagement, was zu Zögern oder Ablehnung führen kann.
Widerstand gegen Veränderungen: In vielen Unternehmen besteht eine natürliche Skepsis gegenüber Veränderungen. Die Einführung neuer Programme kann auf Widerstand stoßen, insbesondere wenn die Beschäftigten keine klaren Vorteile für sich erkennen oder Veränderungen als zusätzliche Belastung empfinden.
Um diese Hürden zu überwinden, ist es entscheidend, dass Unternehmen die langfristigen Vorteile eines betrieblichen Gesundheitsmanagements erkennen. Die Investition in die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter zahlt sich nicht nur durch höhere Produktivität und Mitarbeiterbindung aus, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten des Fachkräftemangels.
Das Angebot JobGesund bietet einen neuartigen Ansatz, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, indem es Unternehmen in den Kreisen Coesfeld und Borken Schritt für Schritt bei der Einführung und Umsetzung von BGM-Maßnahmen unterstützt. Das neue Format wurde im Rahmen der Arbeit des Netzwerk GesundArbeiten (s.u.) entwickelt und richtet sich an sämtliche Unternehmen in den Kreisen Coesfeld und Borken mit mindestens zehn Beschäftigten. Kleineren Unternehmen soll durch die intensive Unterstützung die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements ermöglicht werden, ohne dass eine Überlastung befürchtet werden muss.
Die Idee und der besondere Ansatz von JobGesund, Mehrwert für teilnehmende Betriebe.
Quelle: WFG
Das betriebliche Gesundheitsmanagement soll von den Beschäftigten im Unternehmen selbst aufgebaut werden. Hauptziel ist, ein oder zwei Beschäftigte zu BGM-Guides auszubilden, die das Wissen und die Fähigkeiten erwerben, betriebliche Gesundheitsförderung voranzutreiben. Es erfolgt eine enge Begleitung durch die Kooperationspartner von JobGesund. Dies gewährleistet eine neutrale Unterstützung und Impulse über die gesamte Einführung und erste Umsetzung des BGM hinaus.
Der Ablauf von JobGesund ist genau strukturiert und erstreckt sich über einen Zeitraum von 15 Monaten. In acht halbtägigen Workshops vermitteln die Experten von JobGesund das notwendige Wissen an die zukünftigen BGM-Guides. Im August 2023 starteten 16 Unternehmen in den ersten Durchlauf von JobGesund. In drei ersten Grundlagen-Workshops zu den drei Säulen des BGM, betriebliches Wiedereingliederungsmanagement (BEM), Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), wurde Schritt für Schritt erarbeitet, welche BGM-Maßnahmen aus den drei Säulen möglich sind und wie sie optimal auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens ausgerichtet werden können.
Die gemeinsame Arbeit in den Workshops bietet schafft auch eine Plattform für einen Erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmenden Unternehmen. Durch die Vielfalt der beteiligten Betriebe erhalten die teilnehmenden BGM-Guides wertvolle Einblicke, die bei der Entwicklung von individuellen Maßnahmen für ihre eigenen Betriebe hilfreich sein können. Dieses „Voneinander-Lernen“ stärkt auch das Netzwerk der Unternehmen, was langfristig zu Synergien und Kooperationsmöglichkeiten im Bereich betriebliche Gesundheitsförderung führen kann.
Die Umsetzung der ersten individuellen BGM-Maßnahmen beginnen etwa sechs Monate nach dem Start des Angebotes und werden durch das Experten-Netzwerk begleitet, um Analysen, Anpassungen und laufende Evaluationen sicherzustellen.
Nach Ablauf der 15 Monaten bleibt die Unterstützung erhalten. Die Experten von JobGesund stehen den Unternehmen weiterhin als Ansprechpartner zur Verfügung und fördern die dynamische Weiterentwicklung des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Der voraussichtliche zusätzliche Zeitaufwand für die BGM-Guides beträgt durchschnittlich ein bis zwei Stunden pro Woche neben den Workshops. Mit JobGesund wird somit nicht nur die Implementierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements erleichtert, sondern auch eine nachhaltige Integration und Entwicklung im Unternehmensalltag gewährleistet.
Netzwerk GesundArbeiten
Das in den Kreisen Borken und Coesfeld aktive Netzwerk GesundArbeiten möchte Unternehmen Anregungen und konkrete Hilfen geben, um die Beschäftigten in ihrer Gesundheitsförderung zu unterstützen. Partner des Netzwerks sind die Wirtschaftsförderungesellschaften der Kreise Borken und Coesfeld, die Barmer, die Deutsche Rentenversicherung Westfalen, die Unfallkasse NRW und der Caritasverband des Kreises Coesfeld. Seit der Gründung im Jahr 2021 hat das Netzwerk in etwa 30 Workshops und weiteren Angeboten zu den unterschiedlichsten Themen des betrieblichen Gesundheitsmanagements informiert und Impulse gegeben.
Kirsten Vennemann
Quelle: WFG