Geschichte erleben: Das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen

22. Januar 2025: Von Anke Petrat, Einrichtungsleiterin des Niederrheinischen Freilichtmuseums, Kreis Viersen

Ein Museum ist stets mehr als die reine Sammlung alter Gegenstände – es ist ein Tor in die Vergangenheit, das uns in die Welt früherer Generationen eintauchen lässt. Genau das bietet das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen seit 1973 in der Gemeinde Grefrath. Hier wird Geschichte lebendig, greifbar und erlebbar gemacht, sodass Besucherinnen und Besucher die kulturellen und gesellschaftlichen Wurzeln des Niederrheins hautnah spüren können.

Auf rund 4,5 Hektar zeigt das Museum die bäuerlich-handwerkliche Kultur des Niederrheins und veranschaulicht das Leben und Arbeiten vergangener Jahrhunderte. Historische Bauernhöfe, Werkstätten und Bauerngärten vermitteln ein authentisches Bild des damaligen Lebens und schaffen eine umfassende Zeitreise, die von Natur und historischen Gebäuden umgeben ist.


Das Herzstück ist die denkmalgeschützte Dorenburg.
Quelle: Kreis Viersen / Foto Naus

Zentraler Bestandteil ist die von einem Wassergraben umgebene, denkmalgeschützte Dorenburg, die eine Dauerausstellung zum adeligen Wohnen beherbergt sowie wechselnde kulturhistorische Sonderausstellungen. Die wiederaufgebauten Gebäude aus der Region – darunter Höfe aus Mönchengladbach, Viersen und Schwalmtal – repräsentieren das Wohn- und Arbeitsleben vom 17. bis ins 20. Jahrhundert und geben ein umfassendes Bild der damaligen Lebenswelt.

Die Besonderheit des Freilichtmuseums zeigt sich in seiner ganzheitlichen Darstellung: Anders als in klassischen Museen, die Exponate oft in Vitrinen zeigen, wird hier eine „lebende“ Umgebung geschaffen, in der Gebäude, Landschaft und Natur eine Einheit bilden. Dies trägt entscheidend dazu bei, die historische Kulturlandschaft zu bewahren und Wissen auf ansprechende Weise zu vermitteln. Die Geschichte der Region wird so für Jung und Alt verständlich, begreifbar und spannend.


Die Hofanlage aus Waldniel war ursprünglich ein reines Fachwerkhaus, bei dem im Jahr 1785 große Teile der Fassade durch Feldbrandsteine ersetzt wurden.
Quelle: Kreis Viersen / Frank Hohnen

Ein weiterer Höhepunkt des Museums ist das Spielzeugmuseum. Auf drei Etagen zeigt es Spielzeug der vergangenen 200 Jahre und veranschaulicht die Geschichte des Spielens und der Spielzeugproduktion. Die Ausstellung umfasst nicht nur Raritäten, wie Blechautos und historische Puppen, sondern auch funktionsfähige Modelleisenbahnen, die nicht nur bei jüngeren Gästen beliebt sind.
Das Museum ist ein Ort des Staunens und der Nostalgie aber auch ein lebendiger Treffpunkt für Groß und Klein. Drei Spielplätze und der inklusiv betriebene Tante-Emma-Laden mit selbstgebackenem Kuchen und traditionellem „Pannekookehuus“ runden das Erlebnis ab. Ein Highlight im Jahreskalender ist der „Romantische Weihnachtsmarkt“, neben vielen weiteren Veranstaltungen, wie der „Nacht der Sinne“ und dem „Treckertreff“.

Das umfangreiche Angebot an museumspädagogischen Programmen für Personen jeden Alters ermöglicht ein lebenslanges Lernen. Ob Kindergeburtstage, Betriebsausflüge, Programme für demenziell Erkrankte oder erlebnisreiche Vollmondführungen: Die Vielfalt ist immens und lädt die Besucherinnen und Besucher ein, das Museum immer wieder neu zu entdecken und zu erleben.
Das Museum ist ein Ort der Freizeit und der Bildung. Dem Kreis Viersen ist dabei besonders wichtig, allen Menschen die kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Daher stellt das Angebot „Pay what you want“ den Besuchenden jeden Mittwoch frei, den Eintritt ans Museum zu entrichten, der ihnen angemessen und möglich erscheint. Seit diesem Jahr haben Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahren freien Eintritt, was auch die Einbindung des Museums als außerschulischen Lernort attraktiv macht.
Auch für die Zukunft wird das Niederrheinische Freilichtmuseum stets weiterentwickelt mit dem Ziel, die Besucherinnen und Besucher nachhaltig für die regionale Geschichte zu sensibilisieren und ihre Wertschätzung für das (eigene) kulturelle Erbe zu stärken. Hierdurch wird eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart gespannt, die die Identität der Region schafft und bewahrt.


Anke Petrat
Quelle: Norbert Prümen