GeoDatenAtlas Kreis Borken – Das vollständig integrierte, durchgängige und medienbruchfreie Geoportal

03. November 2021: Von Thomas Westhoff, Koordinator Arbeitsbereich Geodatenmanagement, Kreis Borken

Seit 1997 setzt die Kreisverwaltung Borken geografische Informationssysteme zur Erledigung ihrer Aufgaben erfolgreich ein. Begonnen wurde zunächst klassisch mit Desktop-Einzelplatzlösungen, einer verteilten Datenhaltung und Auskunftssystemen, die weitgehend auf diesen Desktop-Lösungen basierten. Mit dem Umstieg auf eine serverbasierte GIS-Architektur im Jahr 2007 wurden große Teile der seinerzeit in unterschiedlichen Clients redundant vorgehaltenen Anwendungslogik auf eine gemeinsame Softwareplattform gehoben. Mit dem nächsten Technologiesprung auf eine vollständig integrierte Portallösung wurde nun in 2021 ein weiterer wichtiger Schritt gegangen. Die Entwicklungen und Möglichkeiten, die sich durch die aktuelle Umstellung ergeben haben, bestätigen schon jetzt sehr deutlich, richtig entschieden zu haben.

Infrastruktur / Lizensierung
Mit Einführung der Portal-Lösung wurde die Voraussetzung geschaffen, die GIS-Infrastruktur an die aktuellen Anforderungen anzupassen. Diese bietet nun die Möglichkeit, aktuelle GIS-Technologien und Apps in Wert zu setzen, Cloud-Ressourcen zur Lastverteilung und Ausfallsicherheit zu nutzen und gerade im Bereich der Bereitstellung von Daten, Diensten und Services ein breites Angebot zur Verfügung zu stellen. Exemplarisch sind hier der Image-Server als zusätzliche Bereitstellungs- und Analysekomponente für Raster- und Drohnenbefliegungsdaten und das neue Rechte- und Rollenkonzept zur gezielten Bereitstellung von geschützten Daten und individuellen Apps für interne und externe Nutzergruppen zu nennen. Hinzu kommt das breite Angebot von konfigurierbaren App-Buildern und mobilen nativen Apps.
Durch die mit der Portal-Lösung abgeschlossene Kreislizenz für ArcGIS Softwareprodukte der Firma ESRI Deutschland (Small Gouvernement Enterprise Agreement – SG-EA) konnte eine hohe Flexibilität bei der Zuweisung neuer User erreicht werden. Störende Lastspitzen gibt es so nicht mehr, Auftragsarbeiten von Ingenieurbüros oder über Werkverträge sind inkludiert, für Auszubildende oder Praktikanten müssen keine Lizenzen mehr vorgehalten werden und auch Inhouse-Schulungen werden abgedeckt. Durch die nun mögliche Integration einer Cloud-Subskription können zudem Ausfälle in der eigenen Infrastruktur abgefangen werden.


Lösungskomponenten GIS-Infrastruktur Kreis Borken.
Quelle: Kreis Borken

GeoExplorer - mehr als ein webbasierter Auskunftsclient
Durch den im Hause etablierten webbasierten Auskunftsclienten GeoExplorer werden intern Informationen für die Antragsbearbeitung in den Facheinheiten, aber auch Geodaten zur Beurteilung und Bearbeitung verschiedener Fragestellungen (etwa aus den Bereichen Umwelt, Gesundheitsschutz, Krisenmanagement, Jugendhilfe- und Sozialplanung) bereitgestellt. Bei der Weiterentwicklung des GeoExplorers ist die geplante vollständige Integration in die Portal-Umgebung gelungen, das neue Rechte- und Rollenkonzept greift und durch die Einbettung in das „Active Directory“ lassen sich die Nutzung und Inhalte gezielt ohne zusätzlicher Autorisierung abrufen. Gerade im Bereich der Web-Editier-Clienten konnte diese Integration die Einsatzbreite deutlich erhöhen und den Einsatz von „schweren“ GIS-Desktop-Arbeitsplätzen im Sinne der Anwender verringern. Als Beispiele sind hier Editor-Clienten in den Bereichen Funklochauswertung (Mobilfunk), Wildunfallerfassung der Polizei, soziale Freizeitorte, Gebäudeabbrüche, Gebäudedigitalisierung oder auch externe GeoExplorer, etwa der Gemeinde Raesfeld für das Beleuchtungskataster oder des Naturparks Hohe Mark für die POI-Erfassung zu nennen. Von den 1258 derzeit im Portal aufgenommenen Usern sind 178 User für vorgenannte Editier-Clienten registriert.

GeoDatenAtlas - Kommunikation und Austausch
Geoinformationen der Kreisverwaltung werden extern über den GeoDatenAtlas veröffentlicht, die mit nahezu 250.000 Zugriffen im Jahr 2020 meistgenutzte Anwendung auf den Internetseiten der Kreisverwaltung Borken. Der GeoDatenAtlas dient aber nicht nur der Information, er ist auch Austauschplattform zwischen den Verwaltungen, den Bürgern und Fachleuten unterschiedlicher Fachdisziplinen. Durch die tiefe Integration in die neue ESRI-Portallösung ist es auch hier mit der Lizenz SG-EA gelungen, im GeoDatenAtlas nicht nur das Branding anzupassen, sondern auch als Produktnamen für verschiedene Services auszubilden. So wurden neben den reinen Kartenclienten der Themenbereiche unserer Facheinheiten u.a. der GeoDatenAtlas MapExport, Schrägluftbilder oder der Luftbildvergleich im Sinne von OpenData etabliert. Hier konnte erstmals die neue Portal-Komponente ArcGIS Server Site zum Einsatz kommen, die über Gruppenberechtigungen standardisierte Kartendienste für externe GIS-Anwender automatisiert bereitstellt.


Pressetermin Vorstellung GeoDatenAtlas, Stefan Menze und Thomas Westhoff, beide Geodatenmanagement Kreis Borken.
Quelle: Kreis Borken

Mobile Anwendungen / native Apps
Gerade im Bereich der mobilen Anwendungen stehen in der Portal-Lösung viele innovative Produkte bereit. Hier sind keine zusätzlichen Investitionen in spezielle Endgeräte notwendig. Handelsübliche Tablets oder Smartphones können dabei als Plattform dienen. Web-Applikationen sind einfach und schnell an verschiedene Fragestellungen anzupassen und bedarfsgerecht zu konfigurieren. So sind mobile Apps bei Aufgaben der Verkehrsüberwachung, der Immobilienwirtschaft, der Standortplanung, der Verkehrssicherung, der Artenvielfalt und Biotoptypenkartierung, des Aufbruchkatasters, der Baumkontrolle oder als Bioabfall-App im Einsatz. Die standortbezogene Formularsoftware findet im Veterinärwesen, in der KFZ-Zulassungsstelle, bei der Kindergartenbedarfsplanung, der Suche nach Corona Spontanhelfern oder zur Meldung der Eichenprozessionsspinner ihren Einsatz.

FME / MapExport
Die zentrale Schnittstelle zur automatisierten Bereitstellung von Daten (auch ohne unmittelbaren Raumbezug) ist die Feature Manipulation Engine (kurz FME der Fa. Safe Software). Sie bildet die Schnittstelle zu den Fachverfahren, z.B. aus dem Bau- und Umweltbereich, ordnet Bilddokumente den zugehörigen Akten zu, wandelt Formate, bereitet Daten zur Weiterverarbeitung auf und generiert schließlich die Datenabgaben. Die FME wurde in die neue Portalumgebung integriert und sorgt für die Aktualisierung aller dort angebotenen Kartendienste. Der GeoDatenAtlas MapExport stellt hier eine sehr gefragte Komponente zur Bereitstellung von Karten und Daten dar, in der die Dienste aus dem Portal, die Visualisierung aus dem Kartenclienten und die Aufbereitung und Bereitstellung über die FME in einem Produkt erfolgt. Zielgruppen sind in der Hauptsache Architekten und Planungsbüros, aber auch Touristiker, Grafikbüros, die Presse und auch die Bürger. In Zahlen gesprochen haben sich derzeit 964 externe Nutzer beim MapExport registriert und bislang rd. 10.000 Flurkarten, 1400 Luftbildausschnitte und 1100 Basisk@rten (als eigenes Kartenprodukt mit variablem Maßstabsbereich) abgerufen.

Digitalisierung / Kollaboration
Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive der Kreisverwaltung Borken ist auch der Arbeitsbereich Geodatenmanagement bestrebt, seine Prozesse zu automatisieren, Dienstleistungen weitestgehend zu automatisieren und Kommunikationswege mit den vielen Kunden digital aufzubauen. Neben diesen eher allgemeinen Services werden spezielle Dienst- oder Unterstützungsleistungen im GIS-Umfeld angeboten. Mit derzeit zwei Pilotanwendern ist eine Expertenauskunft für Institutionen oder auch Privatanwender, die über eine Vielzahl von Liegenschaften im Kreis Borken verfügen, umgesetzt worden. Über die digitale Bereitstellung Ihrer aktuellen Grundstücke in Verbindung mit für die Bewirtschaftung wichtiger Geofachdaten wird so ein digitales Gesamtpaket für den Kunden geschnürt. Vollständig digital läuft bereits die Verarbeitung aktueller Veränderungen im Wegenetz des Naturparks Hohe Mark und des gerade neu aufgebauten Rad-Knotenpunktnetzes Münsterland. Touristiker können hier aktuelle Veränderungen des Routenverlaufs sehen und downloaden oder in den speziellen Online-Clienten aktuelle „Points of Interests“ einpflegen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die in der Kreisverwaltung bestehenden Ressourcen synergetisch zu nutzen. Gerade in der Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Kommunen ergeben sich im GIS-Bereich noch viele weitere Möglichkeiten. Erste Pilotprojekte sind hier erfolgreich angelaufen, weitere Angebote sollen folgen. Ein wichtiger neuer Aspekt, der mit der neuen Portal-Lösung angeboten wird, ist die Kollaboration mit GIS-Infrastrukturen anderer Verwaltungen. So kann die seit 2002 bestehende strategische GIS-Partnerschaft der Kreise Steinfurt und Borken insoweit neu gedacht werden, als bestehende GIS-Infrastrukturen beider Verwaltungen über diese Kollaboration miteinander kommunizieren und damit Ressourcen geteilt werden können. Dies ermöglicht neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, vom Daten- und Diensteaustausch bis hin zur gegenseitigen App-Bereitstellung, der gemeinsamen Nutzerverwaltung oder der Ausfallsicherheit. Kurzum, ein gemeinsames GIS- Dienstleistungsangebot der Kreise Borken und Steinfurt ist denkbar und technisch umsetzbar.

Solution as a Service
Die Corona-Krise hat sehr deutlich gezeigt, dass der Arbeitsbereich Geodatenmanagement schnell auf neue Fragestellungen reagieren und Lösungen schnell und unkompliziert anbieten muss. Mit der Portal-Lösung ist es nun möglich, auf die sehr umfangreichen GIS-Ressourcen der gesamten Subskription zuzugreifen. „Solution as a Service“ wird immer mehr zum Schlüsselbegriff künftiger Entwicklungen. Der Vorteil ist, dass mit einer Lösung gearbeitet wird und durch das breite Portfolio eine erhöhte Wertschöpfungsgeschwindigkeit bei reduziertem Projektrisiko erzielt und letztendlich eine Kostensicherheit durch langfristiges Planen ermöglicht wird.
Durch diesen Ansatz war es uns möglich, im letzten Jahr in sehr kurzer Zeit Angebote zur schnellen Visualisierung der Infektionszahlen in dem Covid19-Dashboard der Öffentlichkeit und den Verwaltungen bereitzustellen. Aufbauend hierauf wurde mit gleicher Anforderungsgeschwindigkeit das Dashboard Impfgeschehen, das Spontanhelfer-Formular und die Heatmap der aktuell Infizierten zur Bestimmung aktueller Infektionsherde aufgebaut. Alle vorgenannten Anwendungen laufen vollständig automatisiert ab. In Zahlen gesprochen wurde vom 21.04.2020 – 20.04.2021 das Dashboard des Kreises Borken 7,3 Millionen Mal abgerufen, der Spitzentag/wert war hier der 02.04.2021 mit ca. 23.000 Aufrufen.

Zusammenfassung
Durch die immer weiter steigenden Bedarfe und die sich schnell weiter entwickelnden IT- und GIS-Technologien hat der Kreis Borken mit der Firma ESRI einen verlässlichen und innovativen Partner gefunden, der eine große Kontinuität in den Produkten liefert. Komplette Systemwechsel sind der Kreisverwaltung erspart geblieben und mit Einführung der Unternehmenslizenz gehören nun auch zeit- und kostenintensive Beschaffungen sowie die Verwaltung und Pflege von Einzellizenzen der Vergangenheit an. So präsentiert sich heute das Geoportal GeoDatenAtlas Kreis Borken – vollständig integriert, durchgängig und medienbruchfrei.


Thomas Westhoff
Quelle: Kreis Borken