Gemeinsam mit starken Akteuren die Jugendlichen auch in Zeiten der Pandemie in den Beruf begleiten

12. Oktober 2021: Von Claudia Stermer, Fachdienstleiterin Bildung, und Janina Zaepernick, Teamleiterin Kommunale Koordinierung, Kreis Recklinghausen

Seit dem Jahr 2013 wurde im Kreis Recklinghausen Kein Abschluss ohne Anschluss sukzessive an rund siebzig Schulen implementiert. Eine große Aufgabe für den einwohnerstärksten Kreis des Landes mit seinen zehn starken Städten - die mittlerweile eine Erfolgsgeschichte ist. Dabei wurden verschiedene Herausforderungen bewältigt: Die Zusammenarbeit zwischen Kreis und Städten im Übergang Schule-Beruf wurde erstmals systematisiert und stellt mittlerweile eine Selbstverständlichkeit dar. Die Partner des Ausbildungskonsenses wurden auf regionaler Ebene immer stärker einbezogen, sodass mittlerweile eine verlässliche Zusammenarbeit ganz unterschiedlicher Akteure zum Standard geworden ist. Die Kommunale Koordinierungsstelle hat sich sowohl für diese Partner als auch für Schulen als Anlaufstelle etabliert, sodass mit Schulleitungen, Studien- und Berufswahlkoordinatoren (StuBos) und natürlich auch Schulaufsicht ein regelmäßiger guter Austausch stattfindet, der auf Partizipation ausgerichtet ist.

Etablierte KAoA-Veranstaltungen
Jährliche Fachtagungen zu wechselnden Themen im Rahmen von KAoA bieten im Kreis Recklinghausen Gelegenheit zum Austausch und zur Weiterbildung für Lehrkräfte, Beschäftigte aus Schulsozialarbeit, Jugendberufshilfe, von Bildungsträgern und weitere Bildungspartner. Zu Themen wie „KAoA. Gut angefangen. Wie geht`s weiter?“, „Potenzialanalyse gemeinsam entwickeln“ und „Erfolgreich bewerben für die Ausbildung!“ kamen stets zwischen 120 und 180 Bildungsakteure aus dem Übergang Schule-Beruf zusammen, um interessanten Referentinnen und Referenten zuzuhören und sich über aktuelle Beispiele guter Praxis zu informieren.


Fachtagung 2019 „Erfolgreich bewerben für die Ausbildung“.
Quelle: Kreis Recklinghausen

Die zweimal jährlich stattfindenden StuBo-Arbeitskreise, die gemeinsam von Schulaufsicht und Kommunaler Koordinierungsstelle veranstaltet werden, sind längst zu eigenen kleinen Fachtagungen geworden: Nach einem internen Teil zu aktuellen Aufgaben, Zielen und Maßnahmen werden Gäste zu unterschiedlichen Themenfeldern geladen. Kolleginnen und Kollegen von Arbeitsagentur, Kammern, Bildungsträgern sowie von externen Partnern referieren beispielsweise zu Themen wie Unterstützungsangebote für ausbildungssuchende Jugendliche oder die Gründung von Schülerfirmen und stellen sich den StuBos auch im Nachhinein als Ansprechpersonen zur Verfügung. Dass KAoA im gesamten Fachdienst Bildung im Kreis Recklinghausen fest verankert ist, zeigt die von der Kommunalen Koordinierung und dem Regionalen Bildungsbüro gemeinsam durchgeführte Regionale Bildungskonferenz „Schule und Wirtschaft – das sind wir“.

Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg
Nicht nur innerhalb der Verwaltung führt das System KAoA zu weitreichendem Teamwork, sondern auch interkommunal hat sich eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt. Innerhalb des Regierungsbezirkes Münster besteht guter Kontakt zwischen allen Kommunalen Koordinierungen und der Bezirksregierung. Es gibt gemeinsame Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themenfeldern und übergreifende Projekte, wie zum Beispiel das Buchungsportal zur betrieblichen Berufsfelderkundung. Gemeinsam mit der Regionalagentur Emscher-Lippe und den Kommunalen Koordinierungsstellen Bottrop und Gelsenkirchen bestehen regelmäßige Austauschrunden, gemeinsame Projekte werden entwickelt und durchgeführt. So auch großangelegte Werbekampagnen für den besonderen Ausbildungsstart 2020 und 2021 mit Werbungen auf Plakatwänden und Bussen oder Videoclips in sozialen Netzwerken. 


Werbung auf Bussen für den verspäteten Ausbildungsstart 2020 im Kreis Recklinghausen.
Quelle: Kreis Recklinghausen

Im Mittelpunkt stehen natürlich stets die Jugendlichen, die im Rahmen von KAoA ihre Stärken und Interessen entdecken und sich praktisch in verschiedenen Berufsfeldern ausprobieren können. Hierzu braucht es engagierte Betriebe, die Jugendlichen Einblicke in die Arbeitswelt ermöglichen. Bei einer Zahl von ca. 5.500 Schülerinnen und Schülern pro Jahrgangsstufe eine Mammutaufgabe. Darum werden immer weitere Unternehmen und Betriebe gesucht, die Jugendlichen interessante Berufsfelder näherbringen möchten. Um ihnen Unterstützung bei der beruflichen Orientierung sowie Praxiseinblicke zu gewährleisten, ist ein Netz aus Bildungsträgern unerlässlich. Im Kreis Recklinghausen gibt es verlässliche Bildungsträger, mit denen Schulen zum Teil bereits viele Jahre vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Im Zuge der Pandemie sind solch gewachsene Kooperationen von immenser Bedeutung, mussten doch in einer unsicheren Zeit viele Standardelemente und Maßnahmen immer wieder abgesagt und umgeplant werden. Die Phase des Übergangs von der Schule in den Beruf markiert einen der bedeutsamsten Umbrüche im Bildungsweg von Jugendlichen und ist dabei nicht selten ohnehin mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, welche in der Zeit der Pandemie ganz besonders zu Tage treten. Unterstützungs- und Beratungsangebote konnten nicht wie gewohnt stattfinden. Damit ist es gerade während der Pandemie besonders wichtig, Jugendliche in den Blick zu nehmen und ihnen im Übergang in die Arbeitswelt besondere Unterstützung zukommen zu lassen. Der Kreis Recklinghausen geht daher in seinen aktuellen Angeboten und Projekten bewusst auf die veränderte Lage ein und möchte einen Beitrag leisten, den Jugendlichen eine sichere Anschlussperspektive zu bieten. So wurde beispielsweise an den Berufskollegs eine niederschwellige Kontaktaufnahme zur Berufsberatung ermöglicht, indem an zentralen Plätzen in den Schulen Einwurfboxen für bereitliegende Postkarten aufgestellt worden sind, mit denen Schülerinnen und Schüler ihre Beratungsbedarfe signalisieren können. Die Berufsberatung nimmt dann zeitnah Kontakt zu diesen Jugendlichen auf und unterstützt bei einem verspäteten Start in die Ausbildung.


KAoA-Kalender: Mai 2021
Quelle: Kreis Recklinghausen

Auch kann die jährliche, für das Jahr 2019 begonnene Erstellung des KAoA-Kalenders nur in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren erfolgen. So lenkt der aktuelle KAoA-Kalender 2021 die Aufmerksamkeit von Schülern und Lehrkräften ein Jahr lang auf weniger bekannte Ausbildungsberufe, die im Kreis Recklinghausen angeboten werden und gute Zukunftsperspektiven in der Region bieten. Dabei hatten alle Beteiligten die besondere Situation am Ausbildungsmarkt im Kreis Recklinghausen sowie neue und/oder innovative Berufe mit Fachkräftebedarf im Blick. Neben jeweils fünf Ausbildungsberufen der IHK und HWK werden im Kalender 2021 auch der neue Ausbildungsberuf Pflegefachmann/ -frau sowie der Beruf Zahnmedizinische Fachangestellte dargestellt.


In der Fachklasse Friseurin/Friseur
Quelle: Kreis Recklinghausen

Das Pilotprojekt für Schnuppertage in der Berufsschule wendet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler, die an betrieblicher Ausbildung interessiert, sich aber bei ihrer Entscheidung für einen Beruf noch nicht ganz sicher sind. Sie erhalten einen Einblick in den Berufsschulunterricht und lernen den Alltag am Berufskolleg sowie in den jeweiligen Fachklassen der dualen Ausbildung kennen. Von besonderer Bedeutung sind die Schnuppertage für die Schüler auch, da sie hier mit Auszubildenden und Gleichaltrigen ins Gespräch kommen können. Dabei erhalten sie wertvolle Tipps und Erfahrungsberichte von den Auszubildenden, etwa zum beruflichen Alltag im Ausbildungsbetrieb, den Berufsperspektiven nach der Ausbildung und welche davon die Auszubildenden anstreben, aber auch konkrete Tipps für die Suche nach Ausbildungsbetrieben und die Bewerbung. Ihre Eindrücke halten die Schülerinnen und Schüler während des Schnuppertages anhand eines Laufbogens fest. Der Laufbogen kann von den allgemeinbildenden Schulen sowohl für die Vor- als auch Nachbereitung des Schnuppertages im Rahmen des Schulunterrichts zur beruflichen Orientierung oder im Rahmen der Beratung der Schüler genutzt werden.

Kommunale Koordinierung – eine Zukunftsaufgabe
Das vorhandene Netzwerk aus Schulaufsicht, Agentur für Arbeit, Jobcenter, Kammern und Bildungsträgern gemeinsam mit der Kommunalen Koordinierungsstelle macht es in den Zeiten der Pandemie möglich, schnell zu agieren, Ideen und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Die Kommunale Koordinierungsstelle nimmt dabei im Kreis Recklinghausen eine zentrale Bedeutung ein. In der Koordinierungsstelle werden Ideen (mit)entwickelt, Projekte initiiert und einzelne Netzwerkpartner zusammengebracht. So sind sich alle Akteure im Übergang Schule-Beruf im Kreis Recklinghausen einig, dass die Kommunale Koordinierungsstelle auch in Zukunft einen hohen und zentralen Stellenwert haben wird, um Jugendliche bei einem gelingenden Start in die Arbeitswelt zu unterstützen.

Claudia Stermer

Quelle: Kreis Recklinghausen

Janina Zaepernick