Ein Jahr PENDLA im Kreis Coesfeld

24. April 2024: Von Cornelius Dahm, Klimaschutzmanager, Kreis Coesfeld

Der Kreis Coesfeld ist geprägt von vielen täglichen Pendelbewegungen. Tag für Tag verlassen über 46.000 Menschen das Kreisgebiet, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen. Die häufigsten Ziele sind insbesondere das Oberzentrum Münster, aber auch das nördliche Ruhrgebiet und die Nachbarkreise.

Über 26.000 Menschen pendeln aus dem Umland in den Kreis Coesfeld und weitere ca. 48.000 Menschen pendeln innerhalb des Kreises Coesfeld (Quelle: Pendleratlas Deutschland). Durchschnittlich erreichen Erwerbstätige aus dem Kreis Coesfeld nach rund 23 km ihren Arbeitsplatz. Immerhin die Hälfte pendelt zum Arbeitsplatz weniger als 17 km (Quelle: Mobilitätsuntersuchung Kreis Coesfeld 2022). Gleichzeitig liegt der deutschlandweite durchschnittliche Besetzungsgrad im Berufsverkehr bei ca. 1,2 Personen pro Pkw, obwohl sich die Pendelwege der Bürgerinnen und Bürger häufig regional bündeln ließen (Quelle: FIS - Forschungsinformationssystem 2023). Laut der aktuellen Modal Split-Erhebung des Kreises Coesfeld aus dem Jahr 2022 ist weiterhin der Pkw das dominierende Fortbewegungsmittel. So werden 68 % aller werktäglichen Wege mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegt. Dies schlägt sich auch in der Treibhausgasbilanz des Kreises wieder. Im Bilanzjahr 2019 entfällt der größte Anteil mit 45 % der THG-Emissionen auf den Sektor Verkehr.

Um den Umweltverbund zu stärken, werden im Kreis Coesfeld zahlreiche Maßnahmen und Projekte zur Realisierung einer vernetzten Mobilität umgesetzt und sowohl der ÖPNV als auch insbesondere der Radverkehr gefördert. Gleichwohl bleibt der motorisierte Individualverkehr – das eigene Auto – in vielen Fällen ein attraktives, manchmal sogar alternativloses Fortbewegungsmittel

Im März 2023 initiierte der Kreis Coesfeld daher gemeinsam mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden das kreisweite Pendlerportal PENDLA. Ein Jahr später kann der Kreis auf eine kleine Erfolgsgeschichte zurückblicken. Denn das Pendlerportal hat das gemeinsame Pendeln im Kreis Coesfeld einfacher und klimafreundlicher gemacht.

 
PENDLA im Kreis Coesfeld
PENDLA ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern, Fahrgemeinschaften für den täglichen Weg zur Arbeit zu bilden. In der einjährigen Pilotphase konnten bereits beachtliche Erfolge erzielt werden: Aktuell (Stand 19.02.2024) sind 782 Nutzende auf der Plattform registriert, die eine Gesamtpendelstrecke von ca. 44.500 km zurückgelegt haben. Die Zahl der User steigt zudem weiterhin an und es haben sich bereits 54 Fahrgemeinschaften gebildet. Damit sparen die Pendelnden nicht nur Geld, sie leisten auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz: Die aktuellen Werte bei der Nutzung des Portals bedeuten hochgerechnet auf das Jahr, dass 22.275 Autos im Straßenverkehr und 270 Tonnen CO2 eingespart werden können. Das entspricht 63.942 € eingesparten Klimakosten (bei zugrunde gelegten 237 €/t CO2 laut Umweltbundesamt 2022).

 
Mitarbeitende der Kreisverwaltung Coesfeld werben für PENDLA.
Quelle: Kreis Coesfeld

Eine besondere Rolle als Multiplikatoren spielen bei PENDLA die Arbeitgeber. Diese können sich selbst kostenlos registrieren und PENDLA als Teil ihres Mobilitätsmanagements nutzen. Sie werden so zum auswählbaren Fahrtziel in PENDLA, was es einfacher macht mit Kolleginnen und Kollegen eine Fahrgemeinschaft zu gründen. Mitarbeitende eines Unternehmens, die ihren Arbeitsweg zusammen zurücklegen, entlasten zudem den Parkraum am Unternehmensstandort. Im Kreis Coesfeld sind aktuell 43 Unternehmen mit 65 Unternehmensstandorten registriert. Zusätzlich sind alle 95 Standorte der öffentlichen Hand als Fahrtziel auswählbar. Hierzu zählen u.a. die kommunalen Verwaltungen und Schulen. Die Netzwerkarbeit zwischen Kreis und Kommunen stellte in der Anfangsphase einen wichtigen Erfolgsfaktor dar. Gerade die Abstimmung mit den kommunalen Klimaschutz- und Mobilitätsmanagements im Kreis vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit hat den Start des Portals vereinfacht. 


Eine weitere leicht umzusetzende Maßnahme für mehr Fahrgemeinschaften: Für Fahrgemeinschaften vorbehaltene Stellplätze am Standort der Kreisverwaltung Coesfeld.
Quelle: Kreis Coesfeld

Fazit und Ausblick
Pendlerportale sind kein neues Phänomen, können aber gerade in ländlich geprägten Regionen einen kleinen, gleichwohl aber wichtigen Baustein für mehr nachhaltige Mobilität darstellen. Für den Erfolg dieser Portale hilft es ungemein, wenn sich Kommunen zusammenschließen und so zum Start Standorte der kommunalen Verwaltung als Fahrtziele zur Verfügung stehen. Dafür ist natürlich Werbung unter Kolleginnen und Kollegen in der eigenen kommunalen Verwaltung notwendig, um eine grundlegende Erreichbarkeit der wichtigsten Ortslagen im Kreis zu erzielen. Im Kreis Coesfeld ist die Zahl der registrierten Unternehmen noch ausbaufähig, zumal die Unternehmen wichtige Multiplikatoren für den Einsatz des Pendlerportals sind. Hier empfiehlt sich die gezielte und direkte Ansprache. Das Bewerben von Pendlerportalen sollte zudem von vornherein als Daueraufgabe verstanden werden, ansonsten drohen sie schnell, in der Versenkung zu verschwinden.


Cornelius Dahm
Quelle: Kreis Coesfeld