Digitalisierung an den Schulen im Kreis Coesfeld: Interkommunale Netzwerkarbeit weitet sich aus

22. August 2022: von Philip Hanses, Schul-IT, und Wilfried Mohring, Leiter Regionales Bildungsbüro, Kreis Coesfeld

Was die Digitalisierung an den Schulen im Kreis Coesfeld betrifft, leisten alle Beteiligten Pionierarbeit – und sind sich dabei bewusst, dass mit der digitalen Ausstattung die eigentliche Arbeit erst beginnt. Dabei wird auf interkommunale Kooperation gesetzt. Das Ganze ist ein stetiger Lernprozess auf allen Seiten.

Im Kreis Coesfeld ist es schon länger geübte Praxis, die schulische Digitalisierung im engen interkommunalen Austausch voranzutreiben. Nachdem der Einstieg mit gemeinsamen Ausstattungsstandards gelang, erfolgte nun eine Ergänzung um Verfahrens- und Abstimmungsschemata – für die Sicherung des laufenden Betriebes und der notwendigen Rollenklarheit zwischen schulischen Anwendern und der Unterstützung durch die Schulträger-IT. Aus der Praxis der Schul-IT heraus wird von sehr positiven Erfahrungen berichtet.
Bereits 2018 hatten sich – unter dem Dach des Regionalen Bildungsnetzwerkes – die zwölf Schulträger im Kreis Coesfeld, also die elf Kommunen plus Kreis, auf einen gemeinsamen Orientierungsrahmen für die Ausstattung des „Lernens im digitalen Wandel“ verständigt (siehe Eildienst 6/2019). Dieser konnte effektiv genutzt werden, um die dann folgenden Förderprogramme – darunter insbesondere der Digitalpakt von Bund und Ländern – schnell und effizient vor Ort umzusetzen.  Mit der digitalen (Erst-) Ausstattung, darüber waren sich alle Beteiligten klar, beginnt jedoch erst die eigentliche Arbeit. Denn dann gilt es flächendeckend, die Erstinbetriebnahme und anschließend den laufenden Betrieb und Support umzusetzen und abzusichern. Angesichts dieser Aufgabe haben die Schulträger im Kreis Coesfeld wieder gemeinsam die Initiative ergriffen und ein Gutachten in Auftrag gegeben.
Im Januar 2021 legte das Ifib-consult-Institut dieses „Gutachten über die interkommunale Zusammenarbeit beim Schul-IT-Support im Kreis Coesfeld“ vor. Hierin werden neben dem Aspekt der trägerübergreifenden Arbeit unter anderem Handlungsempfehlungen zu Wissensmanagement, Supportorganisation und der damit verbundenen Personalentwicklung formuliert, die anschließend Grundlage für die weitere Umsetzung waren und sind. Von vorrangiger Bedeutung war dabei zunächst, die bestehende Struktur des interkommunalen Austausches zu verstetigen und mit Blick auf die IT-Fachlichkeit zu intensivieren. Entscheidend für die nachhaltige Einführung der digitalen Schulinfrastruktur ist die Rollenklarheit aller Beteiligten an der Schnittstelle zwischen Schulträger (Fach-IT) und Schule (Medienbeauftragten). Hier wurde inzwischen ein Konzeptpapier entwickelt, das strukturiert die Aufgabenpakete beschreibt und deren Zuordnung zu den unterschiedlichen Supportebenen für jeden einzelnen Schulträger ermöglicht.          
Doch wie sieht die Digitalisierung der Schulen eigentlich aus Sicht der technischen „Digitalisierer“, also der IT-Fachleute aus? Dank Fernwartung und Cloudlösungen stellt sich diese bei einem kurzen Blick durch die Tür oft wie jeder andere Bürojob dar, nur, dass im Büro überdurchschnittlich viel Technik zu sehen ist. Bei fehlender Netzwerkverbindung oder Hardwaredefekten muss man als „Schul-ITler“ aber auch in den Schulen selbst präsent sein. Dann versucht man unter anderem, mit einer Hand ein Kabelende in den passenden Anschluss zu stecken, während man sein Smartphone mit aktivierter Taschenlampe zwischen Kinn und Schlüsselbein drückt und das Notebook auf dem Knie balanciert. Digitalisierung bedeutet im IT-Bereich vor allem Projektarbeit, und sobald das vermeintlich letzte Projekt abgeschlossen ist, muss das erste schon wieder modernisiert werden. Bei der Kreisverwaltung Coesfeld kümmert man sich innerhalb des IT-Fachdienstes im Team „Schul-IT“ mit drei Fachinformatikern um die technische Ausstattung der Berufskollegs und Förderschulen in Trägerschaft des Kreises. Kaum waren die Schulen mit Glasfaseranschlüssen und flächendeckendem WLAN ausgestattet, kamen auch schon palettenweise die ersten größeren iPad-Lieferungen bei der Kreisverwaltung an. Dank Mobile Device Management war das Anbringen der entsprechenden Fördermittel-Aufkleber zeitlich aufwendiger als die technische Vorkonfiguration der Geräte.
Mittlerweile sind an den Schulen in Kreisträgerschaft etwa 2.400 iPads unterwegs, die immer wieder um weitere Geräte ergänzt werden.


iPad-Koffer am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg.
Quelle: P. Hanses 

Die Problemmeldungen der Kreisschulen erreichen die Schul-IT über ein zentrales Ticketsystem, worüber die interne Abstimmung läuft und auch Maßnahmen und Lösungen dokumentiert werden können. Für laufende Projekte existieren eigene Unterbereiche innerhalb des Systems, damit man gegenseitig auf dem aktuellen Stand gehalten wird. Die Kommunikation mit den Schulen erfolgt im Normalfall immer über die Medienbeauftragten, die die technischen Anfragen der Lehrkräfte filtern und nur komplexere Probleme an unser Ticketsystem weiterleiten. So muss die Schul-IT nicht für eine defekte Maus durch das Kreisgebiet fahren und kann die Medienbeauftragten besser bei den komplexeren IT-Problemen entlasten. Bei den technisch anspruchsvolleren Berufskollegs wird die Schul-IT im Hintergrund von einem örtlichen IT-Dienstleister unterstützt, der als offizieller Partner der eingesetzten pädagogischen Oberfläche im Notfall aushelfen kann.             


Klassenraumansicht am Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg.
Quelle: P. Hanses

Was hier auf dem Papier vielleicht wie eine abgeschlossene Konzepteinführung klingt, ist natürlich ein nie endender Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Nicht nur die Schulen müssen sich laufend anpassen, sondern auch die Schul-IT muss ständig dazulernen und immer mehr eine „pädagogische Brille“ für die Arbeit entwickeln. Die Einarbeitung in den Bereich Schul-IT ist anfangs langwierig und erfordert viel Umdenken, wenn man vorher die verwaltungsinternen IT-Systeme mitbetreut hat. Um das gegenseitige Verständnis zwischen Schul-IT und Schulen zu stärken sowie gemeinsam mögliche Lösungen für aktuelle IT-Herausforderungen zu erarbeiten, wurde vom Medienzentrum der Kreisverwaltung Coesfeld eine Arbeitsgruppe initiiert. Diese Arbeitsgruppe ist Bestandteil der interkommunalen Zusammenarbeit und besteht aus einigen Schul-IT-Vertretern der Städte und Gemeinden aus dem Kreisgebiet und des Kreises sowie mehreren Medienbeauftragten von verschiedenen Schulen. Das Medienzentrum vermittelt zwischen beiden Seiten und moderiert die Diskussionen. Neben dieser Arbeitsgruppe existiert schon etwas länger eine technische Austauschrunde für die Schul-IT-Verantwortlichen aller Kommunen im Kreisgebiet, die alle vier Wochen virtuell oder in Präsenz zusammenkommt. Hier unterstützt man sich gegenseitig unter anderem bei IT Problemen, diskutiert die Umsetzung des Digitalpaktes und versucht sich in bestimmten Bereichen auf einheitliche Standards zu einigen, die nach Möglichkeit anzustreben sind. Von diesem interkommunalen Austausch hat man nach Aussage der Schul-IT in den letzten Monaten und Jahren sehr profitiert und dabei auch die eine oder andere gut funktionierende Lösung einer anderen Kommune übernommen, anstatt das Rad neu zu erfinden.


Präsentationsbildschirm am Pictorius Berufskolleg.
Quelle: P. Hanses

Einer der vorher erwähnten Punkte, nämlich die einheitliche Setzung von Standards, ist absolut notwendig für einen effizienten IT-Support der Schulen. Auch die Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler profitieren bei einem Schulwechsel von einheitlichen Systemen, indem sie weniger Einarbeitungszeit benötigen. Umso besser, wenn einige Standards interkommunal festgelegt werden können. Da die von der Schul-IT betreuten Förderschulen und Berufskollegs recht unterschiedliche Anforderungen an die Technik haben, werden die beiden Schulformen bei der Vereinheitlichung in bestimmten Bereichen getrennt. Die im Schulnetz verbauten Netzwerkkomponenten sind von demselben Hersteller, aber es werden beispielsweise je Schulform unterschiedliche Lernmanagementsysteme eingesetzt.

Obwohl in den letzten Jahren schon vieles umgesetzt wurde, wie in der Rückschau deutlich wird, sind selbstverständlich auch für die Schul-IT viele Fragen und Projekte offen. Die Digitalisierung der Schulen ist ein fortlaufendes Großprojekt ohne Endtermin. Durch Vereinheitlichung und Konzeptionierung lässt sich die Vielzahl an Teilprojekten jedoch erfolgreich abschließen.

Philip Hanses

Quelle: Kreis Coesfeld

Wilfried Mohring