Die Pflege der Fauna-Flora-Habitat-Gebiete im Kreis Olpe
Am Beispiel des Rübenkamps, eines nahezu fünf Hektar großen Kalkmagerrasens mit Wacholder im Kreis Olpe, werden Herausforderungen und Lösungen bei Erhalt und Pflege eines Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (FFH) beschrieben.
Kalkmagerrasen mit Wacholder auf dem Rübenkamp im Kreis Olpe
Quelle: Antonius Klein/ Kreis Olpe
Erhalt und Pflege eines Kalkmagerrasens mit Wacholder bei Elspe
Wacholder
Quelle: Sabine Venema
Oberhalb der weithin bekannten Freilichtbühne Elspe, Aufführungsort der Karl-May Spiele, befindet sich der bei weitem größte Kalkmagerrasen des Attendorn- Elsper Kalkgebietes und darüber hinaus der einzige Kalkmagerrasen des Kreises Olpe mit Wacholder. Entstanden durch jahrhundertelange Beweidung, hat sich auf dem Kalkuntergrund eine bunte Flora mit vielen seltenen Arten entwickelt. So kommen hier fünf Orchideenarten vor. Von den 130 Kräutern auf dem Rübenkamp stehen 21 auf der Roten Liste. Viele Insekten, insbesondere Wildbienen, fühlen sich hier aufgrund des Blütenreichtums hier wohl.
Seltene Pflanzen wie Sonnenröschen, Wundklee, Mannsknabenkraut und Wacholder wachsen auf dem Rübenkamp
Quelle: Sabine Venema
Da Kalkmagerrasen und Wacholderheiden vielfach durch Aufforstung oder Brachfallen verschwunden sind, stehen die letzten Vorkommen dieses Lebensraumtyps als FFH-Gebiete unter europaweitem Schutz. Mit Schutz allein ist es jedoch nicht getan, die spezielle Vegetation kann nur durch Beweidung erhalten werden. Bei Aufgabe der Beweidung verwandelt sich die bunte Blumenwiese innerhalb weniger Jahre in Gebüsch und später in Wald. Diese Entwicklung drohte vor zehn Jahren, als der Schäfer, der seit 1989 die Flächen gepflegt hatte, die Beweidung des Rübenkamps einstellte. Dies gab den Ausschlag, Pflanzen und Tiere gründlich zu erfassen und die bisherige Pflege auf den Prüfstand zu stellen. Die Inventur bescheinigte dem Rübenkamp einen überwiegend negativen Entwicklungstrend. Durch jahrelange Unterbeweidung hatten sich bereits viele Gebüsche wie Haselnuss und Schlehe auf der Fläche etabliert. Der Wacholder war überaltert und verjüngte sich nicht mehr. Die bunten Kräuter des Kalkmagerrasens gingen zurück, da durch die Hüteschafhaltung der Magerrasen nicht kurz genug gehalten werden konnte. In dem neu entwickelten Konzept wurde eine Umstellung des Beweidungssystems empfohlen: In kleinen mobilen Koppeln sollen die Schafe nur maximal drei Tage stehen, bis sie den Bewuchs gründlich abgefressen haben. Die seltenen, zumeist eher kleinwüchsigen Pflanzen, erlangen dadurch einen Vorteil gegenüber konkurrenzstarken Gräsern und anderen häufigeren Pflanzen. Zudem sollen einige Flächen zweimal, andere nur einmal und erst ab August beweidet werden. Zusätzlich werden Ausweichflächen benötigt, denn eine mindestens sechswöchige Beweidungspause ist vorgesehen.
Mannsknabenkraut
Quelle: Sabine Venema
Mittlerweile pflegt ein engagierter Landwirt aus der näheren Umgebung den Rübenkamp mit Schafen extensiver Rassen. Ausweichflächen konnten zur Verfügung gestellt werden, da der Kreis bereits vor Jahren in der Nähe Weideflächen angekauft hatte. Über drei Jahre hinweg wurde das Beweidungssystem erprobt und angepasst, auch musste die speziell zur Pflege des Rübenkamps angeschaffte Herde erst eine ausreichende Größe erreichen. Viel Arbeit bei geringem Futterertrag machen die Fläche nicht gerade attraktiv für einen Landwirt, daher muss die Beweidung entlohnt werden. Nach drei Jahren Übergangszeit wird die Beweidung nun über das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), ein EU Förderprogramm für extensive Landwirtschaft, finanziert.
Magerrasen mit Wacholder kann nur durch Beweidung erhalten werden
Quelle: Sabine Venema
Zeitgleich wurden Gehölze zurückgedrängt, die von allen Seiten und auch auf der Fläche selbst zu einem starken Rückgang des Magerrasenanteils geführt haben. Es konnten Gelder des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen verwendet werden. Erfreulicherweise fand sich auch eine Gruppe Ehrenamtler, die mit großem Einsatz Gebüsche entfernten und sich für zusätzliche Aufgaben, wie zum Beispiel Moos und Verfilzungen mit Harken zu Leibe zu rücken, begeistern ließen.
Wundklee
Quelle: Sabine Venema
Fünf Jahre intensiver Einsatz wurden belohnt mit der Zunahme seltener Pflanzen. Auch werden die Wacholder nicht mehr von Gebüsch bedrängt. Die Pflege dieses außerordentlichen Gebietes bleibt jedoch eine Dauer- und Pflichtaufgabe des Kreises Olpe, da FFH Gebiete nicht nur geschützt, sondern auch erhalten und entwickelt werden müssen. Im Kreis Olpe, einer der Kreise ohne Biologische Station, liegt diese Aufgabe in Händen der unteren Naturschutzbehörde.
Seltene Pflanzen wie der Fransenenzian nehmen wieder zu
Quelle: Sabine Venema
In der Verantwortung des Kreises Olpe liegen weitere FFH Gebiete mit Wacholderheiden. Zunehmend wird es schwierig, Schafhalter für solche maßgeschneiderten Konzepte auf landwirtschaftlich unattraktiven Flächen zu gewinnen und die Beweidung auskömmlich zu finanzieren. Das Kulturlandschaftsprogramm ist grundsätzlich das richtige Instrument, für Naturschutzflächen wie Wacholderheiden und Magerrasen aber oftmals zu unflexibel und zu schlecht dotiert.
Sabine Venema
Quelle: Kreis Olpe