"Dein Körper, ein Tatort" - Projekt im Rhein-Erft-Kreis: Förderung der anonymen Spurensicherung bei Sexualstraftaten

10. August 2023: Von Julia Willems, Gleichstellungsbeauftragte, und Thomas Schweinsburg, Pressesprecher, Rhein-Erft-Kreis

Ein wegweisendes Projekt im Rhein-Erft-Kreis legt den Schwerpunkt auf den Schutz und die Unterstützung von Betroffenen sexueller Gewalt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, das Kreisgesundheitsamt und das Frauenforum Brühl-Hürth e.V. haben mit dem St. Katharinen-Hospital in Frechen einen neuen Projektpartner an ihrer Seite, um Betroffenen eine anonyme Spurensicherung (ASS) zu ermöglichen. Unter dem Namen "Dein Körper, ein Tatort" ermöglicht das Projekt Betroffenen medizinische Hilfe und die Möglichkeit, Spuren zu sichern, unabhängig davon, ob sie später eine Strafanzeige erstatten möchten oder nicht.


Landrat Frank Rock und die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Erft-Kreises, Julia Willems, möchten betroffene Frauen dazu ermutigen, medizinische Hilfe und Versorgung nach einer Sexualstraftat in Anspruch zu nehmen.
Quelle: Rhein-Erft-Kreis

Das Projekt „Dein Körper, ein Tatort“ hat das Ziel, Betroffene von Sexualstraftaten zu ermutigen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und Spuren zu sichern, unabhängig davon, ob sie sich später für oder gegen eine Strafanzeige entscheiden möchten.
Das St. Katharinen-Hospital in Frechen bietet dazu nun medizinische Soforthilfe nach sexualisierter Gewalt an. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, Spuren in den gynäkologischen Abteilungen anonym sichern zu lassen. Das medizinische Personal im Krankenhaus erhält dazu Schulungen durch erfahrene Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner und durch das Gesundheitsamt.
Dr. Ralf Rosendahl, Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Katharinen-Hospital, betont die Bereitschaft des Krankenhauses zur Zusammenarbeit: "Besonders in einer solchen Ausnahmesituation ist eine einfühlsame und fachkundige Betreuung notwendig. Unser erfahrenes Team ist dafür sensibilisiert und geschult. Durch unsere Zusammenarbeit im Projekt möchten wir dazu beitragen, dass Betroffene genau die medizinische Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie benötigen.“


Das Team von Dr. Ralf Rosendahl am St. Katharinen-Hospital in Frechen bietet medizinische Soforthilfe und anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt an.
Quelle: Rhein-Erft-Kreis

Anonyme Spurensicherung
Die ärztliche Versorgung der Betroffenen steht dabei im Vordergrund, und die Entscheidung über eine Anzeige kann in Ruhe zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden. Das Angebot der anonymen Spurensicherung ermöglicht es Spuren für einen Zeitraum von zehn Jahren aufzubewahren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Tatspuren, selbst leichte Spuren, so schnell wie möglich ärztlich untersucht werden. Für Betroffene, die unsicher sind, ob sie den Täter anzeigen möchten oder nicht, bietet dieses Projekt daher die Möglichkeit, ohne Zeitdruck eine Entscheidung zu treffen. Sie können fachlichen Rat bei Beratungsstellen einholen und Gespräche mit Vertrauenspersonen führen, um heraus zu finden, ob und wann sie eine Anzeige erstatten möchten. Verschiedene Beratungsstellen stehen dabei unterstützend zur Seite und bieten Informationen und Hilfe an.


Die anonyme Spurensicherung ermöglicht es, Spuren für einen Zeitraum von zehn Jahren aufzubewahren.
Quelle: Rhein-Erft-Kreis

Umfassende Unterstützung
Landrat Frank Rock erklärt die Wichtigkeit des Projekts für die Betroffenen: "Es ist von großer Bedeutung, den Betroffenen von Sexualstraftaten umfassende Unterstützung zu bieten und ihnen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und dem Heilungsprozess zu helfen. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir uns dafür ein, dass die Betroffenen die nötige Unterstützung erhalten und wir als Gesellschaft sensibilisiert werden, um sexueller Gewalt entgegenzuwirken.“
Das Frauenforum Brühl-Hürth e.V., die Gleichstellungsstelle der Kreisverwaltung und das Kreisgesundheitsamt werben für die anonyme Spurensicherung, da vielen Menschen diese Möglichkeit nicht bekannt ist. 

Beratungsangebote für Frauen
Im Rhein-Erft-Kreis stehen Betroffenen neben dem St. Katharinen-Hospital in Frechen weitere Frauenberatungsstellen als Ansprechpartner zur Verfügung. Zusätzlich steht auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bundesweit rund um die Uhr zur Verfügung. Betroffene können das Beratungsangebot telefonisch oder per Online-Beratung nutzen. Das Hilfetelefon ist vertraulich und kostenfrei erreichbar unter der Telefonnummer 08000 116016 oder auf der Website www.hilfetelefon.de.

Für das Projekt der Anonymen Spurensicherung (ASS) wird im Rhein-Erft-Kreis seit dem Jahr 2019 eine koordinierende Gruppe eingesetzt, bestehend aus dem Frauenforum Brühl-Hürth e.V., der Gleichstellungsbeauftragten des Rhein-Erft-Kreises, dem Gesundheitsamt des Rhein-Erft-Kreises und der Frauenberatungsstelle im Café F. in Pulheim. Es gibt zudem einen regelmäßigen Austausch mit den Institutionen des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt an Frauen und Kindern im Rhein-Erft-Kreis sowie den ASS-koordinierenden Fachberatungsstellen in Bonn und Köln. Seit kurzem ist das St. Katharinen-Hospital in Frechen nun ein weiterer Kooperationspartner.

Die Kreisverwaltung des Rhein-Erft-Kreises wird weiterhin daran arbeiten, das Projekt auszubauen und über die anonyme Spurensicherung aufzuklären. Das Projekt "Dein Körper, ein Tatort" im Rhein-Erft-Kreis wird durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Diese Förderung ermöglicht es, das Projekt weiterzuentwickeln.

Julia Willems
Quelle: Rhein-Erft-Kreis
Thomas Schweinsburg