Corona-Zwischenbilanz des Rhein-Erft-Kreises: Kreisverwaltung sieht sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie gut aufgestellt
Der Rhein-Erft-Kreis liegt inmitten des Rheinischen Reviers zwischen den Oberzentren Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen. Ein Kreis geprägt durch touristische Ausflugsziele, Pendler, die in das Kreisgebiet kommen oder aus dem Kreis in die benachbarten Städte fahren und viele berufliche Übernachtungsgäste - nicht nur zu Messezeiten. Was ansonsten ein starker Faktor für die Wirtschaft ist, kann in einer Pandemie die Ausbreitung um ein Vielfaches beschleunigen. Die Kreisverwaltung Rhein-Erft sah und sieht sich daher einer Pandemiebekämpfung gegenüber, welche durch die vielen Faktoren der Verbreitung des Virus nochmals verschärft wird.
Anfang 2020 kam die Nachricht, dass das Coronavirus in Norditalien viele Tote fordert. In China waren bereits ganze Städte abgeriegelt. Als die Nachricht über die Verbreitung des Virus durch eine Karnevalssitzung im Nachbarkreis Heinsberg die Runde machte, war dies der Anfang für mindestens wöchentliche Sitzungen des Krisenstabes in der Kreisverwaltung und Maßnahmen zum Schutze der über 475.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Rhein-Erft-Kreis.
Die Anzahl der Corona-Fälle nahm zu Anfang, im Vergleich zu den benachbarten Kreisen und Städten, im Kreisgebiet nur mäßig zu. Dies war neben einer konsequenten Erfassung der Indexfälle und der Ermittlung der Kontaktpersonen auch den Maßnahmen des ersten Lockdowns im März 2020 und der Disziplin der Bevölkerung geschuldet. So nahmen Bedienstete des Kreisgesundheitsamtes bereits Ende Februar 2020 erste Abstriche beim Personal der Bundesknappschaft mit Sitz in Bergheim, nachdem bekannt wurde, dass ein dortiger Beschäftigter zuvor auf der deutschlandweit bekannten Karnevalssitzung in Gangelt war und positiv auf das Corona-Virus getestet wurde. Als unmittelbare Folge blieb die Dienststelle der Knappschaft in Bergheim für 14 Tage geschlossen. Kurz darauf musste eine Bergheimer Schule für zwei Wochen geschlossen werden. Heute würde über solche Vorgänge keine Zeitung mehr berichten. Im März 2020 allerdings waren dies noch große Schlagzeilen in der Lokalpresse.
Mittlerweile, nach einem Jahr, sind die Corona-Fallzahlen im Rhein-Erft-Kreis nicht mehr als milde zu bezeichnen. Zwischenzeitlich hatten sich auch hier die Inzidenzwerte in Richtung 200 bewegt, auch wenn diese Marke zum Glück bislang nie erreicht worden ist. Entsprechend kann auch die Entwicklung der Kreisverwaltung, und vor allem die des Kreisgesundheitsamtes, als sehr dynamisch bezeichnet werden. Noch im März 2020 wurde der Krisenstab unter der Leitung vom damaligen Landrat Michael Kreuzberg eingerichtet und erste Maßnahmen zum Schutz der Menschen im Rhein-Erft-Kreis koordiniert.
Da vor allem in der Anfangszeit eine große Verunsicherung unter den Menschen im Kreis herrschte und der Drang nach Informationen besonders hoch war, wurde noch im gleichen Monat die so genannte Corona-Hotline eingerichtet. Seither können sich Bürgerinnen und Bürger unter der Rufnummer (02271) 83-12345 an die Kreisverwaltung wenden um Antworten auf ihre Fragen rund um das Thema Corona zu erhalten. Je nach Infektionslage war das Team in der Hotline an 7 Tagen die Woche erreichbar.
Im Verlauf des Jahres 2020 wurden die Kapazitäten im Bereich der Kontaktnachverfolgung stetig erweitert. Das trug maßgeblich dazu bei, dass Infektionsketten besser nachvollzogen, zusätzliche Tests angeordnet und konsequente Quarantäneanordnungen ausgesprochen werden konnten. Die Infektionszahlen im Kreis beliefen sich dadurch auf einem bundesweit unteren Rang.
Die Testung der Corona-Verdachtsfälle im Rhein-Erft-Kreis wurde vom Krisenstab und dem Kreisgesundheitsamt koordiniert. Die zügig eingerichteten Testzentren in einzelnen Kommunen des Kreises wurden bereits im April 2020 um ein großes Drive-In Testzentrum in Kerpen ergänzt. Weitere Drive-In Teststationen folgten, mit dem Vorteil der Kontaktminimierung und einem geringeren Verbrauch der anfangs sehr knappen medizinischen Ausrüstung. Zudem wurden zwei ehemalige Rettungswagen umfunktioniert und zu Screeningmobilen umgerüstet. So konnten weniger mobile Menschen und auch Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen zügig getestet werden.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die schnelle und konsequente Pandemiebekämpfung war die enge Abstimmung mit der kommunalen Politik. Die zeitweise Übertragung der Befugnisse des Kreistages auf den Kreisausschuss hatte den Zweck, Abstandsregeln und Hygienevorschriften einhalten und zeitgleich die demokratische Legitimierung weiterhin stattfinden lassen zu können.
„Es ist in der Pandemie wichtig auf Sicht zu fahren und die Dinge dort anzupacken, wo es nötig ist. Unser Ministerpräsident Armin Laschet macht hier eine gute Figur, da er die regionalen Aspekte nicht aus den Augen verliert und mit diesem Augenmerk werden wir auch im Kreis weiter vorgehen,“ erklärt der im Herbst 2020 neu gewählte Landrat Frank Rock.
Landrat Frank Rock.
Quelle: Rhein-Erft Kreis
In der Kreisverwaltung wurden zahlreiche Strukturen optimiert, Arbeitsabläufe geändert und die Digitalisierung vorangetrieben. Denn trotz vorübergehender Schließung der Verwaltung für den Publikumsverkehr sollten weiterhin alle Leistungen bürgerorientiert angeboten werden können. So wurde in der Zulassungs- und Führerscheinstelle komplett auf eine Online-Terminvergabe umgestellt. Die dadurch entstandene Entzerrung des Bürgeraufkommens ließ damit die Öffnung an allen Tagen zu. Um eine höchstmögliche Sicherheit der dortigen Mitarbeitenden und Kunden zu gewährleisten, wurden zusätzlich zur Maskenpflicht der Kunden und der angebrachten Plexiglasscheiben, regelmäßige Testungen der Mitarbeitenden durchgeführt.
In der Ausländerbehörde ist die Terminvergabe schon früher eingeführt worden, allerdings wurden auch hier die Maßnahmen nochmals angepasst. Dadurch, dass das Amt im Erdgeschoss und damit ebenerdig liegt, konnte die Bearbeitung der unterschiedlichen Anliegen am Fenster erledigt werden. Zusätzlich wurden auch hier zum Schutz der Mitarbeitenden und Bürgern Plexiglasscheiben als Spuckschutz angebracht, was sich auch in anderen Bereichen der Verwaltung bewährt hat, wie zum Beispiel im Veterinäramt bei der Abgabe von Trichinenproben. Zu den normalen Öffnungszeiten der Kreisverwaltung können die Proben durchs Fenster gereicht werden, um den Kontakt zu minimieren und den Abstand zu gewährleisten.
Abgesehen von diesen Maßnahmen und den allgemein gültigen Regeln wie Abstand, Hygiene und achtungsvoller Umgang, wurden auch die Themen Home-Office und Telearbeit in der Kreisverwaltung neu gedacht. Durch eine neue Dienstvereinbarung wurde es den Beschäftigten ermöglicht in der Corona Pandemie vorwiegend von zu Hause zu arbeiten. Über ein gesichertes System wurde der Zugriff auf die Server der Kreisverwaltung von zu Hause ermöglicht und eingehende Dienstanrufe wurden über eine App auf das private Smartphone der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgeleitet, damit diese für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar bleiben.
Dass viele Besprechungen digital stattfinden ist längst Alltag geworden und erleichtert auch die schnelle Kommunikation innerhalb der Behörden ungemein. Auch fanden sogar die so genannten Praxisprüfungen, welche die Anwärterinnen und Anwärter der Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt (vormals gehobener Dienst), per Video statt. Darüber hinaus gab es bereits IT- und Software-Schulungen am Telefon.
All dies hat die Kreisverwaltung in die Lage versetzt auch weiterhin alle Aufgaben ordnungsgemäß zu erledigen.
Status Quo:
Die Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamtes werden mittlerweile von 25 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten im Bereich der Kontaktnachverfolgung sowie von weiteren 64 extern eingestellten Voll- und Teilzeitkräften in den Spezialteams der Corona-Krisenstruktur tatkräftig unterstützt. Darüber hinaus werden in den einzelnen Teams 24 Kolleginnen und Kollegen eingesetzt die sowohl von den kreisangehörigen Kommunen als auch von Bundes- und Landesbehörden abgeordnet wurden. Zusätzlich können insgesamt 60 Mitarbeitende der Kreisverwaltung in einem rollierenden System bedarfsorientiert eingesetzt werden.
Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten unterstützen die Kreisverwaltung im Bereich der Kontaktnachverfolgung.
Quelle: Rhein-Erft Kreis
Die mobilen Impfteams konnten nach Beginn der Corona-Impfungen Ende Dezember 2020 binnen einer Woche bereits 2.000 Personen aus verschiedenen Pflegeeinrichtungen impfen. Bis zum 24. Januar waren im Rhein-Erft-Kreis über 9.000 Personen durch die mobilen Teams in 34 stationären Pflegeeinrichtungen gegen das Virus geimpft. Damit waren knapp drei Wochen nach Beginn der Impfkampagne 39 der 45 stationären Pflegeeinrichtungen im Rhein-Erft-Kreis mit einer ersten Impfung versorgt worden.
Kurzfristig im Rahmen dieser Einsätze zur Verfügung stehende überschüssige Impfdosen (sog. Pufferdosen) wurden dabei, analog den Priorisierungsvorgaben der Impfverordnung des Bundes, insbesondere an Personal des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und der Polizei sowie an den Einrichtungen angegliederte Bewohnerinnen und Bewohner über 80 Jahre von betreutem Wohnen verimpft.
Mobiles Impfteam bei den ersten Impfungen in einer Pflegeeinrichtung.
Quelle: Rhein-Erft Kreis
Das barrierefreie Corona-Impfzentrum des Rhein-Erft-Kreises hat am 8. Februar seinen Betrieb aufgenommen und ist an 7 Tagen pro Woche zunächst von 14.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Untergebracht in einem ehemaligen Supermarkt in Hürth weist es viele positiven Standortattribute auf. In der knapp 5.000 Quadratmeter großen Liegenschaft wurden sieben Impfstraßen eingerichtet, in denen mehr als 1.500 Menschen pro Tag geimpft werden können. Darüber hinaus gibt es Wartebereiche, Räume zur Aufklärung und Räume zur Nachbeobachtung, in denen großzügige Sicherheitsabstände eingehalten werden können. Zudem verfügt das Impfzentrum über zahlreiche Parkmöglichkeiten und ist über den ÖPNV gut erreichbar. Als Betreiber konnte die Johanniter Unfallhilfe gewonnen werden. Das medizinische Personal zum Betrieb wird nach einer Vereinbarung des Landes mit der Kassenärztlichen Vereinigung von den Kassenärzten zur Verfügung gestellt.
Mit dem Impfzentrum, den Testzentren, der Corona-Hotline, der personell gut aufgestellten Kontaktnachverfolgung und den mobilen Impfteams sieht sich die Kreisverwaltung im weiteren Kampf gegen die Corona Pandemie gut aufgestellt. Doch ein Erfolg ist nur durch die Disziplin und Rücksicht aller möglich.
„Nun liegt es an uns und der Bevölkerung, auch in der zweiten Welle der Pandemie die Vorsicht und Rücksichtnahme zu zeigen, die bisher gezeigt wurde. Denn bekanntlich ist die zweite Halbzeit genauso wichtig wie die erste! Aber es ist zumindest die Hoffnung da, dass im Jahre 2021 wieder mehr Normalität eintreten wird,“ so Landrat Frank Rock.
Marco Johnen
Quelle: Rhein-Erft Kreis