Corona braucht kein Mensch!
Der Rheinisch-Bergische Kreis und die örtlichen Blaulichtorganisationen initiierten im Herbst eine gemeinsame Aufklärungskampagne zum Thema Infektionsschutz. Schirmherr der breit angelegten Aktion war Landrat Stephan Santelmann.
Mit einer bislang einzigartigen Kooperation im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit setzten sich der Krisenstab und das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises im Herbst und Winter 2020 dafür ein, Bürgerinnen und Bürger verstärkt für die Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienevorschriften zu sensibilisieren. Partner waren die Kreispolizeibehörde, die örtlichen Feuerwehren und Hilfsorganisationen, der Katastrophenschutz sowie die kreisangehörigen Kliniken. Die aufwändige Maßnahme startete im September bereits vor dem Aufkommen der „zweiten Welle“. Anlass war die Lageentwicklung: In den Monaten seit Beginn der Pandemie war die Dynamik hoch, komplexe Verordnungen und angepasste Handlungsdirektiven, die kommuniziert werden mussten, stellten auch den Rheinisch-Bergischen Kreis vor Herausforderungen. Im Zusammenspiel mit niedrigen Infektionszahlen während des Sommers mündete diese Entwicklung in der Region in einen kontroversen öffentlichen Diskurs im Hinblick auf die weitere Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen.
Glaubwürdigkeit und Relevanz für das Thema Infektionsschutz
Landrat und Schirmherr Stephan Santelmann berichtet: „Der Rheinisch-Bergische Kreis war als Anlaufstelle für viele öffentliche Anliegen stark in die Diskussion involviert: Weshalb sind persönliche Termine nur eingeschränkt möglich? Weshalb dauern manche Vorgänge während der Pandemie länger? Dabei wurde deutlich, dass manche Bürgerinnen und Bürger die Sicherheitsbestimmungen und das gesamte Thema Infektionsschutz relativierten. Aus der Gesellschaft selbst kam insbesondere über unsere Kanäle der sozialen Medien die Rückmeldung, dass viele Menschen in der Alltagspraxis Abstandsgebot und Hygieneregeln eher lax handhabten, was zunehmend für Kontroversen sorge.“
Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, übernahm die Schirmherrschaft der Kampagne „Corona? Braucht kein Mensch!“
Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis/Joachim Rieger
Die Konsequenz daraus lautete, dass durch ein innovatives und vor allem positiv besetztes Format der Öffentlichkeitsarbeit gegengesteuert werden sollte. Zielsetzung war es, durch eine konzertierte Aktion wichtiger Akteure aus den Bereichen der öffentlichen Sicherheit und des Gesundheitsschutzes Glaubwürdigkeit und Relevanz des Themas Infektionsschutz hervorzuheben. Eingängige Botschaften sollten mehr Aufmerksamkeit und damit eine höhere Akzeptanz der Handlungsempfehlungen zu erzielen.
Die Kampagnenpartner stimmten zu diesem Zweck unterschiedliche kontextbezogene Themenfelder und Einzelaktionen ab. Ziel war eine stringente Abfolge der Aktionen, die Besetzung relevanter Themen sowie die möglichst breitgefächerte Ansprache lokaler und regionaler Medien als Multiplikatoren. Im Zuge dessen entwickelte der Kreis ein umfangreiches, vorwiegend onlinebasiertes Kommunikationskonzept. Dies wiederum erforderte ein effektives Kampagnenmanagement, das der Rheinisch-Bergische Kreis federführend in Zusammenarbeit mit dem Klinikverbund GFO Kliniken Rhein-Berg übernahm. Die Ärztlichen Direktoren der Bergisch Gladbacher Kliniken, Stefan Machtens (Marien-Krankenhaus), Andreas Hecker (Evangelisches Krankenhaus) und Gereon Schiffer (Vinzenz-Pallotti-Hospital) waren sich einig über die Dringlichkeit des gemeinsamen Anliegens: „In den Kliniken war und ist es besonders wichtig, dass alle sich an die Regeln halten. Das pflegende und ärztliche Personal, aber auch alle anderen Helferinnen und Helfer stehen Tag für Tag an vorderster Front. Sie müssen bestmöglich geschützt werden. Wir sehen deshalb in der Verankerung von Hygiene- und Abstandsregelungen im öffentlichen Bewusstsein eine sehr hohe Relevanz.“
„Die Bereitschaft zur Unterstützung war überwältigend hoch“
Zum Kampagnenauftakt am 30. September 2020 appellierte Schirmherr Stephan Santelmann an Bürgerinnen und Bürger, Hauptamtliche und Ehrenamtliche der verschiedenen Berufsgruppen durch umsichtiges Verhalten zu unterstützen: „Die Angehörigen der Blaulichtorganisationen stehen an erster Stelle, wenn es darum geht, Gesundheit zu schützen und Leben zu retten. Also helfen Sie bitte den Helfenden!“ Den Kampagnenauftakt begleitete eine ausführliche Pressemitteilung, ergänzend erschienen Werbeanzeigen in Form von Bannern und kommerziellen Beiträgen auf der Webseite einer regionalen Nachrichtenplattform und in deren Newsletter.
Der Klinikverbund GFO Kliniken Rhein-Berg entwickelte Werbebanner zur Einbindung auf Webseiten und in sozialen Medien. Der Rheinisch-Bergische Kreis stellte sie auf der Kampagnenwebseite zum Download bereit.
Quelle: GFO Kliniken Rhein-Berg
Zusätzlich kommunizierten alle Kampagnenpartner die Nachricht auf ihren Webseiten und Kanälen der sozialen Netzwerke. Der Rheinisch-Bergische Kreis wies in sämtlichen externen E-Mails mit einem themenbezogenen Abbinder auf die Durchführung der Kampagne hin. Eine eigens eingerichtete, speziell suchmaschinenoptimierte Webseite mit weiterführenden Informationen stellte Werbeanzeigen zum Download zur Verfügung. Flankiert wurden die digitalen Maßnahmen von einer flächendeckenden Plakatierung mit hunderten von A1-Plakaten in allen kreisangehörigen Kommunen. Ergänzend wurden 1000 Exemplare im Format DIN A3 für Innenbereiche gedruckt. Verteilt wurden sie insbesondere durch Kooperationspartner des Rheinisch-Bergischen Kreises wie die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Tourismusorganisation Naturarena Bergisches Land, das Kulturbüro sowie die Kreishandwerkerschaft. Auch sie beteiligten sich an der Verbreitung im Internet, per Newsletter und via E-Mail. „Die Bereitschaft, die Kampagne und damit den Krisenstab zu unterstützen, war überwältigend hoch“, erklärt der Leiter des Krisenstabs, Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, rückblickend.
Als besonderes Angebot an die Bevölkerung führte der Rheinisch-Bergische Kreis im Oktober und November zwei innovative Online-Bürgerforen rund um das Thema Corona durch. In deren Rahmen beantwortete Dr. Sabine Kieth, Leiterin des Gesundheitsamtes für den Rheinisch-Bergischen Kreis, Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern via Livechat. Die Ergebnisse wurden von einem Tagungszeichner live dokumentiert und bildlich sowie textlich im Internet veröffentlicht. „Die Lage entwickelte sich nach dem vergleichsweise ruhigen Sommer im Herbst sehr rasch“, sagt Dr. Sabine Kieth rückblickend. „Der Informationsbedarf bei den Bürgerinnen und Bürgern war permanent hoch. Da wurde das Angebot der Online-Bürgerforen dankend angenommen.“
Dr. Sabine Kieth, Leiterin des Gesundheitsamtes, und Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, Leiter des Krisenstabs, beim 1. Rheinisch Bergischen Online-Bürgerforum am 15. Oktober 2020.
Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis/ Joachim Rieger
Kreative Visualisierung durch einen Tagungszeichner, hier die visualisierte Frage, ob der Kreis nicht kurzfristig neues Personal zur Kontaktpersonennachverfolgung einstellen könne. Antwort: Ja – bedingt.
Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis/ Volker Voigt
Doch auch praktische Hilfestellungen hatte sich das Gesundheitsamt zum Ziel gesetzt: In Zusammenarbeit mit dem Krisenstab waren bereits im Frühjahr Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel erworben und gelagert worden. Beides wurde im Rahmen der Kampagne gezielt an die sieben Tafeln in der Region verteilt. „Wir sind froh, dass wir in der glücklichen Lage sind, insbesondere Bedürftige damit zu versorgen“, so Markus Fischer, zuständiger Dezernent für den Sozial- und Gesundheitsbereich. Ausgegeben wurden insgesamt 1350 Liter Desinfektionsmittel sowie 13 000 Mund-Nasen-Bedeckungen. „Gesundheitsschutz bedeutet nicht nur Sicherheit für sich selbst und andere“, betonte der Schirmherr der Kampagne, Landrat Stephan Santelmann, bei der Übergabe der Materialien im November. „Er bedeutet auch gesellschaftliche Teilhabe für Menschen, die von Armut betroffen sind und nicht die finanziellen Mittel für Schutzmaterial haben.“ Nach der aktuellsten Änderung der Verordnungslage zur Maskenpflicht stellte der Krisenstab den Tafeln im Januar weitere 26 000 der medizinischen Mundschutze zu Verfügung.
Landrat und Schirmherr Stephan Santelmann überreicht medizinische Masken und Desinfektionsmittel an die Leiterin der Tafel Wermelskirchen, Brigitte Krips.
Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis/ Joachim Rieger
Den Abschluss der Kampagne bildete ab dem 1. Dezember ein digitaler Adventskalender auf der Webseite des Rheinisch-Bergischen Kreises. Täglich stellte der Kreis dabei Fotografien aus den kreisangehörigen Kommunen vor: markante architektonische Details, Landmarken, Denkmäler und mehr. Mit den Bilderrätseln warb der Kreis auf attraktive Weise für Spaziergänge in Stadt und Land anstelle von adventstypischer Geselligkeit. „In Zusammenarbeit mit der Tourismusorganisation Naturarena Bergisches Land wurden für richtige Lösungen Gutscheine für Gastronomien und Freizeiteinrichtungen in der Region vergeben“, berichtet Krisenstabsleiter Dr. Erik Werdel. Die speziell gestalteten Gutscheine waren von der Naturarena entwickelt worden, um örtliche Tourismusunternehmen während der Pandemie zu unterstützen. „Wir freuten uns, im Rahmen einer viel beachteten Kampagne auch auf diese Aktionen aufmerksam zu machen.“ Aufgrund des optimistischen Ausblicks und der Bewerbung der regionalen Unternehmen erzielte die Adventsaktion eine überaus positive öffentliche Resonanz.
Hohe mediale Aufmerksamkeit – positives Fazit
So wurden im Zuge der Corona-Lage im Herbst und Winter kontrovers diskutierte Entwicklungen wie Schwellenwertüberschreitungen auf Kreisebene, stufenweise Verhängung des Lockdowns oder Schulschließungen konstant durch positiv besetzte kommunikatorische Maßnahmen begleitet. Unter anderem machten die Partner mit folgenden Angeboten aufmerksam: Online-Bürgerdialoge, Materialausgabe an die Tafeln, Adventsaktion (Rheinisch-Bergischer Kreis), Pressekonferenz zum Thema Hygiene (Krankenhaus Wermelskirchen), Blutspendeaktion von pflegendem und ärztlichem Personal, Pressetermin zum Thema Ambulanzkapazitäten (Klinikenverbund GFO Kliniken Rhein-Berg), gemeinsame Pressemitteilung zum Thema pandemiebezogenes Leistungsspektrum (Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe). Durch diese abgestimmte Kommunikationsstrategie wurden in zwölf Wochen Kampagnenzeitraum sukzessive zehn Pressemitteilungen veröffentlicht, wobei sämtliche Einzelbeiträge auf regionaler Ebene große mediale Aufmerksamkeit und eine hohe Abdruckquote erzielten.
Schirmherr Stephan Santelmann zieht ein rundum positives Fazit: „Die Zahl der erreichten Menschen war hoch und die Rückmeldungen stimmen zuversichtlich. Ich bin stolz auf diese gemeinsame Kampagne, bei der so viele Partner und Unterstützer an einem Strang gezogen haben, zum Wohle der Bevölkerung. Nun ist es wichtig, dass wir die Aufmerksamkeit noch einmal hoch halten – damit 2021 das Jahr wird, in dem die Pandemie zu Ende geht.“
Mitwirkende der Kampagne „Corona? Braucht kein Mensch!“ waren die Kliniken in Bergisch Gladbach (GFO Kliniken Rhein-Berg, Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach) sowie das Krankenhaus Wermelskirchen, die örtlichen Feuerwehren, die Kreispolizeibehörde sowie das Deutsche Rote Kreuz Kreisverband Rheinisch-Bergischer Kreis e.V., die Johanniter Unfallhilfe im Regionalverband Rhein-Berg/ Oberberg, die Malteser Bergisch Gladbach, die DLRG Bezirk Rheinisch-Bergischer-Kreis e.V., das THW Bergisch Gladbach sowie der Arbeiter-Samariter-Bund RV Bergisch Land e.V.. |
Julia Kaiser
Quelle: Privat