Berufliche Orientierung in Corona-Zeiten – Digitale Lösungen im Rhein-Kreis Neuss

12. Oktober 2021: Von Melina Bauer, Kommunale Koordinierungsstelle, Rhein-Kreis Neuss

Die andauernde Corona-Pandemie stellte auch die Kommunalen Koordinierungen mit ihren Kooperationspartnern bei der Umsetzung der Berufsorientierungsmaßnahmen an den weiterführenden Schulen im Rahmen von „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf in NRW“ vor besondere Herausforderungen. Wie kann der Übergang von der Schule in den Beruf trotz Pandemie und Nachholbedarf in Hinblick auf das Thema Digitalisierung gelingen, vielleicht sogar optimiert werden?

Mit kreativen, digitalen Orientierungsangeboten, dem neuen Onlinebewerberbuch unter www.321fachkraft.de und neuaufgelegter Homepage setzt sich die Kommunale Koordinierung Rhein-Kreis Neuss nicht nur für die Aufrechterhaltung der Beruflichen Orientierung der Jugendlichen unter erschwerten Bedingungen ein, sondern wirkt langfristig mit dem neuen Matching-Tool, dem Onlinebewerberbuch- als besonderes Herzensprojekt von Kreisdirektor Dirk Brügge - Passungsproblemen auf dem Ausbildungsmarkt entgegen.

Gemeinsame Unterstützungsstrategien für die Schulen
Gleich zu Beginn des Jahres 2021 richtete die Kommunale Koordinierung für die Studien- und Berufskoordinatorinnen und -koordinatoren (StuBos), die die Berufliche Orientierung innerhalb der Schulen im Rhein-Kreis Neuss organisieren, unterschiedliche, digitale Arbeitskreise zum Thema „Online-gestützte Durchführung und Ersatzangebote von Schülerbetriebspraktika im Schuljahr 2020/21“ aus. Als wesentlicher Bestandteil der Beruflichen Orientierung aller Jugendlichen im Rahmen von KAoA, bieten insbesondere die Schülerbetriebspraktika wichtige Anhaltspunkte für die Planung ihrer beruflichen Zukunft.
Die Corona-Pandemie, das daraus resultierende knappere Angebot an Praktikumsplätzen sowie die Aussetzung des Präsenzunterrichts und somit auch von Veranstaltungen wie den Schülerbetriebspraktika, stellten alle Beteiligten vor eine neue, zu bewältigende Aufgabe. Um den Schülerinnen und Schülern dennoch ein Berufsorientierungsangebot unterbreiten zu können und eine Auseinandersetzung mit Praktikumsinhalten und Berufsfeldern zu ermöglichen, wurde der Umsetzungsspielraum ausgedehnt. Somit mussten die Schulen ein Alternativangebot für diejenigen, die keinen Praktikumsplatz finden konnten oder zu diesem Zeitpunkt nicht antreten durften, zur Verfügung stellen. Dieses machte wiederum besonderes Engagement der Lehrkräfte erforderlich.
Mit dem wichtigen Ziel, die StuBos und Lehrkräfte bei der Umsetzung von KAoA zu unterstützen, stellte die Kommunale Koordinierung den Teilnehmenden des Online-Seminars für diese Aufgabe innovative Wege in Form von alternativen Best-Practice-Beispielen sowie weitere Anregungen für die Ausgestaltung insbesondere digitaler Praktikumsangebote vor. So konnten die Jugendlichen praktische Berufserfahrungen durch digitale Angebote, wie Berufsfelderkundungen und Praktika virtuell sammeln.
Mit tatkräftiger Unterstützung von Schulamtskoordinatorin Katja Winzer gelang es den Beteiligten flexibel auf die veränderten Bedingungen zu reagieren. Die zahlreichen Anmeldungen zeigten, dass nicht nur das Unterstützungsangebot bei den Lehrkräften auf großes Interesse stieß, sondern auch, dass ein digitales Seminarangebot sowohl Zeitersparnisse, als auch eine vereinfachte Kommunikationsmöglichkeit für die Teilnehmenden bedeutet. Neben Präsenzveranstaltungen möchte die Kommunale Koordinierung daher auch zukünftig digitale Arbeitskreise anbieten.
Darüber hinaus unterstützt die Kommunale Koordinierung Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Praxisangebote zur Beruflichen Orientierung mit einem zusätzlichen Leitfaden. Denn auch für Unternehmen stellt das regelmäßige Angebot von Praktika eine wichtige Maßnahme zur Sicherung ihres Fachkräftebedarfs dar.
Claudia Trampen ist Leiterin der Kommunalen Koordinierungsstelle Rhein-Kreis Neuss. Sie betont die Bedeutung einer guten Kooperation aller beteiligten Akteure, der Schulaufsicht und Schulamtskoordination für die Landesinitiative KAoA: „Einen bedeutenden Erfolgsfaktor zur Vermeidung von Corona-bedingten Ausfällen der Praxisphasen, stellte letztlich die gute Kooperationsbereitschaft aller Akteure dar. Zu Beginn der Corona-Pandemie galt es zeitnahe und praxistaugliche Lösungen zu finden, die auch jetzt noch als digitale Ergänzungsangebote der Beruflichen Orientierung genutzt werden können“.
Ein Beispiel hierfür war der Tag der Logistik, der jährlich im Rhein-Kreis Neuss stattfindet, in diesem Jahr allerdings erstmalig digital. Über 450 Schülerinnen und Schüler hatten bei dieser virtuellen Messe die Möglichkeit, die interaktiven Stände von 17 Austellern zu besuchen und direkt mit Ausbildungsunternehmen und Hochschulen in Kontakt zu treten. Das parallel stattfindende Bühnenprogramm bot spannende Einblicke in aktuelle Logistikthemen. Viele der Jugendlichen besuchten den Tag der Logistik als Teil ihrer Berufsfelderkundungen und erfuhren u. a. von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, was eine Region zu einem attraktiven Logistikstandort werden lässt.


Übersicht über die (virtuellen) Möglichkeiten der diesjährigen Berufsfelderkundungstage im Rhein-Kreis Neuss.
Quelle: Rhein-Kreis Neuss

Handlungsfeld „Attraktivität der dualen Ausbildung steigern“
Neben dem primären Ziel von KAoA, einen möglichst reibungslosen Übergang von der Schule in den Beruf zu ermöglichen, gilt es im dritten Handlungsfeld die duale Ausbildung als attraktive Anschlussmöglichkeit nach der Schule zu fördern. Um Unternehmen der Region bei der Besetzung von Ausbildungsstellen zu unterstützen, hat die Kommunale Koordinierung mit dem Onlinebewerberbuch „Auf die Plätze, Fachkraft, los!“ ein neues, digitales Matching-Tool im Rhein-Kreis Neuss eingeführt. Die Plattform www.321fachkraft.de bietet den Unternehmen eine einfache Möglichkeit Kontakt zu ausbildungsinteressierten Jugendlichen herzustellen und erleichtert den in Folge der Pandemie zusätzlich erschwerten Matching-Prozess.
Das Onlinebewerberbuch kehrt den gängigen Bewerbungsprozess. Demnach präsentieren sich die Jugendlichen mit ihren Profilen mit ihren Wunschberufen und Unternehmen können mit Hilfe einer Suchfunktion nach den Kategorien Ausbildungsberuf, Abgangsjahr und Wohnort nach für sie passenden Auszubildenden suchen. Die integrierte Nachrichtenfunktion erleichtert den Betrieben die direkte Kontaktaufnahme mit den Jugendlichen. Bei der Projektumsetzung setzt der Rhein-Kreis Neuss auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis als Initiator und Entwickler des Matching-Tools, aber auch weitere Kommunen wie der Oberbergische Kreis und Fürth sind in Abstimmungsprozesse zur Weiterentwicklung der Software und Evaluationsmöglichkeiten eng eingebunden.
Für die Bekanntmachung des Projekts nutzte die Kommunale Koordinierung außerdem die Kontakte zu den regionalen Bildungs- und Kooperationspartnern sowie Verbänden, der Handwerkskammer Düsseldorf, der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, der Unternehmerschaft Niederrhein und der Regionalagentur Mittlerer Niederrhein. Insbesondere die Lehrkräfte sind bei der Umsetzung in den Schulen vor Ort gefragt, wenn es um eine engmaschige Begleitung der Schülerinnen und Schüler bei der Erstellung ihrer Profile für das Onlinebewerberbuch geht. Aktuell präsentieren sich über 100 junge Menschen von acht verschiedenen Schulen aus dem RKN mit ihren Bewerbungsprofilen im Portal. Perspektivisch wird das Portal allen weiterführenden Schulen im Rhein-Kreis Neuss offen stehen.
Seit Anfang Juni 2021 bewerben die Kommunale Koordinierung und die Partner des Projekts „Auf die Plätze, Fachkraft, los“, das Onlinebewerberbuch aktiv bei den Unternehmen der Region. Nach einem durch Corona leicht verzögerten Startschuss, präsentierte Claudia Trampen das Onlinebewerberbuch den Unternehmen und Schulen aus dem Rhein-Kreis Neuss bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Kommunalen Koordinierungsstelle und der Kreiswirtschaftsförderung unter dem Motto „Schlüsselfaktoren für Ihren Unternehmenserfolg: Nachwuchskräfte, Innovation und Strukturwandel“. Unterstützung erhielt sie dabei von Torsten Schmitt, dem Leiter der Kommunalen Koordinierungsstelle Rheinisch-Bergischer Kreis und Julia Althoff, Projektmitarbeiterin im JOBSTARTER plus Projekt „KLiKK!“, die den Teilnehmenden wertvolle Erfahrungswerte, Tipps und Hinweise mit auf dem Weg gaben.


Nach einer Begrüßung durch Kreisdirektor Dirk Brügge präsentierte Claudia Trampen das Onlinebewerberbuch mit Unterstützung aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis: Torsten Schmitt, Leitung der Kommunalen Koordinierungsstelle Rheinisch-Bergischer Kreis, und Julia Althoff, Mitarbeiterin im JOBSTARTER plus Projekt „KLiKK!“, berichteten über ihre Erfahrungswerte (v.l.n.r.: Torsten Schmitt, Julia Althoff, Claudia Trampen, Kreisdirektor Dirk Brügge).
Quelle: Rhein-Kreis Neuss

Neugestaltung der KAoA-Homepage
Mit der Neuauflage ihres Webauftritts bietet die Kommunale Koordinierung seit dem Schuljahr 2020/2021 allen am Berufsorientierungsprozess Beteiligten im Rhein-Kreis Neuss die Möglichkeit sich mit der Landesinitiative intensiv auseinanderzusetzen. Die vollständige Überarbeitung der Rhein-Kreis Neuss Website hat die Kommunale Koordinierung zum Anlass genommen, den Bereich zur NRW-Landesinitiative KAoA neu aufzubereiten. Die zielgruppengerechte Aufbereitung der komplexen Elemente, Angebote und Informationen rund um KAoA, hilft den Besucherinnen und Besuchern passende Angebote und weiterführende Informationsquellen leicht zu finden. In Form von individuellen Bereichen werden nicht nur für Lehrkräfte Unterstützungsangebote bereitgestellt, sondern auch Jugendliche mit ihren Eltern und Erziehungsberechtigten erhalten mit nur wenigen Klicks gewünschte Informationen z.B. zu einzelnen Standardelementen und Zusatzangeboten im Kontext der Beruflichen Orientierung. Darüber hinaus werden Informationsmaterialien zum Download bereitgestellt sowie passende Veranstaltungen rund um KAoA und die Berufliche Orientierung übersichtlich aufgeführt. Auch für die Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss bietet der Webauftritt eine umfassende Übersicht über Möglichkeiten sich im Rahmen von KAoA bei potenziellem Fachkräftenachwuchs vorzustellen und sich z.B. in Form von Betriebspraktika oder Berufsfelderkundungstagen an der Beruflichen Orientierung der Jugendlichen zu beteiligen.