Attraktiver Arbeitgeber - Laufevents, Einführungswochen und Programm für Quereinsteiger

23. Juli 2018: Von Steffen Buch, Abteilungsleiter Personal, Kreis Gütersloh

81 Prozent der Befragten beurteilen den Kreis Gütersloh als attraktiven Arbeitgeber. Das ist eines der zentralen Erkenntnisse, die bei der Bachelor-Arbeit von Thorsten Roth herausgekommen ist. Roth, inzwischen in der Ausbildungsleitung beim Kreis Gütersloh aktiv, hatte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt und kann auf seiner Stelle in der Personalabteilung mit daran arbeiten, dass Erkenntnisse aus seiner eigenen Bachelor-Arbeit einen Nachhall in der Unternehmenskultur finden: Wie kann man die zwei Einführungswochen für die neuen Auszubildenden noch attraktiver gestalten? Welche neuen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten drängen sich auf? Der Kreis Gütersloh hat sich im Herbst 2017 auf einer Abteilungsleiterklausur das klare Ziel gesetzt, attraktivster Arbeitgeber im Kreis Gütersloh zu werden. Das ist kein Selbstzweck, sondern soll unter anderem den potenziellen Nachwuchs anlocken. Unter anderem dadurch, in dem man sportlich von sich reden macht.

Rechtzeitig vor dem AOK-Firmenlauf, einem der größten Events im Firmensport im Kreis, trafen sie ein: Die neuen Trikots, schwarz, atmungsaktiv und mit der Dachmarke in Weiß dort, wo bei Fußballteams das Vereinswappen prangt. So war sie gut zu erkennen, die Mannschaft, die in 2018 wieder den Titel ‚größte Firmenmannschaft‘ gewann. Und nicht nur den: Nils Brinkrode wurde schnellster Azubi. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die vergleichsweise erst spät anfing, die Social-Media-Kanäle zu bedienen beziehungsweise bedienen durfte, hatte sich als Starttermin den Firmenlauf ausgesucht. Denn eines der Social-Media-Leitmotive ist es, die Bekanntheit als attraktiver Arbeitgeber zu erhöhen. Und welche eignet sich besser als indirekte Firmenbotschaft als ein großes Läuferteam mit dem Chef an der Spitze und dem schnellsten Azubi in den eigenen Reihen?


Mit gutem Beispiel voran: Sven-Georg Adenauer, der sportlichste Landrat Nordrhein-Westfalens, beim AOK-Firmenlauf.
Quelle: Kreis Gütersloh


Stellte wieder das größte Team beim AOK-Firmenlauf: Die Mannschaft der Kreisverwaltung Gütersloh.
Quelle: Kreis Gütersloh

Apropos Sport und Arbeitgeberattraktivität: Mit ‚Entspannung am Mittag‘, ‚Pilates‘ und ähnlichen Angeboten – teils in der Mittagspause – macht der Kreis Gütersloh schon einiges. Dass auf dem Gebiet nach oben keine Grenzen gesetzt werden, zeigte sich beim ‚Firmen Beach‘, einem Beachvolleyball-Cup für Firmenmannschaften. Der Kreis stellte zwei Teams, der Spaß stand im Vordergrund. Das lässt sich über das Unternehmen der Siegermannschaft nicht sagen: Es lässt seine Beachvolleyballer vier Stunden in der Woche trainieren – während der Arbeitszeit! Nils Brinkrode ist das nicht vergönnt, dafür startete er mit zwei abwechslungsreichen Wochen in seine Ausbildung.


Auch auf Sand aktiv: Zwei Teams nahmen am ‚Firmen Beach‘, dem Firmen-Beach-Volleyball-Cup in Gütersloh, in diesem Jahr teil.
Quelle: Kreis Gütersloh

Der Kreis Gütersloh erleichtert seit Jahrzehnten ihren neuen Auszubildenden den Start in die Ausbildungen mit zwei Einführungswochen. In diesen zwei Wochen lernen sich die Auszubildenden sowohl untereinander kennen als auch einige Kolleginnen und Kollegen aus der Kreisverwaltung. Diese stellen sich in ihren Funktionen vor – zum Beispiel Gleichstellungsbeauftragte, Jugend- und Auszubildendenvertretung, Personalrat – oder sie stellen ihre spannenden Aufgabenbereiche vor. So lernten die Auszubildenden in den vergangenen Jahren, wieviel Tonnen Salz die Mitarbeiter auf dem kreiseigenen Bauhof für den Winterdienst verbrauchen oder wie die Abfallentsorgung im Kreis Gütersloh funktioniert. Ebenso darf nie ein Besuch bei der Kreispolizeibehörde fehlen, wo die Auszubildenden auch schon mal in eine Zelle eingesperrt werden. Neben Arbeit der Polizisten auf der klassischen Polizeiwache wird auch die Arbeit der Leitstelle und natürlich auch die Arbeit der kreisangehörigen Kolleginnen und Kollegen in der Polizeiverwaltung vorgestellt. Dort absolvieren nämlich auch viele Verwaltungsauszubildende einen Ausbildungsabschnitt. In den Einführungswochen erarbeiten die Auszubildenden weiterhin auch einige Themen in Kleingruppen selber, wie zum Beispiel die Grundsätze der Zusammenarbeit oder die Rechten und Pflichten von Auszubildenden. Die Begrüßung der neuen Auszubildenden lassen sich Landrat Sven-Georg Adenauer und Kreisdirektorin Susanne Koch natürlich nicht entgehen, denn ihnen liegen die ‚Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Zukunft‘ sehr am Herzen. Denn auch beim Kreis Gütersloh ist der Demografische Wandel zu spüren.


Die neuen Auszubildenden besuchen in den beiden Einführungswochen auch die benachbarte Polizei.
Quelle: Kreis Gütersloh

Deshalb engagiert sich der Kreis Gütersloh auch seit 2017 beim neu vom Studieninstitut Westfalen-Lippe konzipierten Verwaltungslehrgang II für Quereinsteigende. Der im Februar 2017 zum ersten Mal gestartete zweijährige Lehrgang ist eine Reaktion auf den Fachkräftemangel in den Verwaltungen und soll es diesen ermöglichen, zusätzliches externes Personal gerade für den Bedarf in den Jobcentern zu gewinnen. Das Angebot richtet sich an Bewerberinnen und Bewerber, die außerhalb der Verwaltung bereits Berufserfahrung gesammelt haben und eine hochwertige Qualifikation (Studium, Fachwirt, oder ähnliches) besitzen.
Zu Lehrgangsbeginn fanden sich neben den drei Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kreises Güterslohs insgesamt noch 19 weitere Kandidaten der Stadt Münster, des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und des Kreises Warendorf im Studieninstitut in Münster ein, um die Ausbildung zu beginnen. Die Lehrgangsgruppe umfasste dabei einen bunten Querschnitt verschiedener Bildungshintergründe: Sparkassenfachwirte, Absolventen unterschiedlicher wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge, Vertretern geistes- und sozialwissenschaftlicher Studienfächer wie beispielsweise Philosophie oder Soziologie und ein Wirtschaftsingenieur. Allen Teilnehmern war bei all ihrer Unterschiedlichkeit gemein, dass sie bisher keine Berührungspunkte mit der öffentlichen Verwaltung als Arbeitsgeber gehabt haben und das Wort Quereinsteiger hier zu recht genutzt wird. Diese Vielfältigkeit der Teilnehmer führte immer wieder zu lebhaften Diskussionen während des Unterrichts in denen alle Beteiligten ihre unterschiedlichen Vorerfahrungen mit einfließen ließen.

Das Curriculum dieses Lehrgangs orientiert sich an denen herkömmlicher Verwaltungslehrgänge mit einem Schwerpunkt auf sozialrechtliche Fragen, wurde jedoch in einigen Punkten gestrafft, um eine zweijährige Ausbildungszeit sicherzustellen.
Für die Teilnehmer bedeutete dies, sich in kurzer Zeit in neue komplexe Wissensgebiete einzuarbeiten, um diese in den Praxisphasen anwenden zu können. Generell untergliedert sich der Lehrgang in den theoretischen Blockunterricht am Studieninstitut in Münster und in die Praxisphasen zwischen drei und sechs Monaten innerhalb der Fachabteilungen der Verwaltung mit wöchentlichem Besuch des Studieninstituts. Zu Beginn erfolgte zunächst ein umfassender Theorieblock in dem die Grundlagen für das spätere Arbeiten gelegt wurden, gerade das rechtswissenschaftliche Handwerkszeug wurde hier vertiefend vermittelt, bevor spezielle Rechtsgebiet behandelt wurden.

Der Kreis Gütersloh steht nicht nur neuen Wegen positiv gegenüber, um den eigenen Fachkräftemangel zu beheben, sondern bietet auch Personen, die Berufserfahrung sammeln möchten, über Bedarf hierfür Möglichkeiten an. Und es gibt auch eine Ausbildung, die offiziell gar nicht anerkannt ist, aber in immer mehr Kreisverwaltungen zu finden ist: Das Volontariat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Angelehnt an die Zeitungs-Volontariate dauert dieses Volontariat zwei Jahre, richtet sich an Hochschulabsolventen und soll deren Einstieg in den Beruf ebnen. Weil vieles nicht geregelt ist, hat eine Arbeitsgruppe der Pressesprecher NRW in einem Papier Empfehlungen ausgesprochen – von der Bezahlung bis zur externen Fortbildung. In der Pressestelle des Kreises Gütersloh wird seit vier Jahren ein Volontariat angeboten. Ein Ziel: Eine hochwertige Ausbildung, gute Zusatzqualifikationen, viel neue Erfahrung – schließlich erfolgt die Ausbildung über Bedarf. Die Volontäre sollen ein gutes Rüstzeug mitbekommen für die Jobsuche. Bestandteile in den zwei Jahren sind unter anderem: Ein vierwöchiger Grundkurs an der Akademie für Publizistik (Hamburg) – es geht auch günstiger und dichter dran, aber die Kurse im Norden sind besser und renommierter. Vier bis sechs Wochen eine auswärtige Station, etwa bei Miele oder Dr. Oetker in der Pressestelle. Und die Zusatzqualifikation ‚Social Media Manager‘ nach DEPAK wird den Volontären ebenfalls ermöglicht. Da schließt sich der Kreis wieder: Die erste Volontärin ist inzwischen in der Pressestelle als Social-Media-Managerin, Online-Redakteurin und Pressereferentin beschäftigt.

Fazit: Man darf nicht nur punkten, indem man versucht, nach außen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Man muss das alles leben, man muss auch etwas für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun, die schon da sind – auch die sollen diese Entwicklung spüren, sie alle sind zudem Markenbotschafter des Arbeitgebers ‚Kreis Gütersloh‘. Gerade Führungskräfte müssen das Ziel, attraktivster Arbeitgeber im Kreis werden zu wollen, mittragen. Und wenn es durch so schöne Anekdoten ist, wie die vom neuen Abteilungsleiter: Darauf angesprochen, dass er jetzt weniger verdiene als zuvor in der freien Wirtschaft meinte er: „Das ist relativ. Durch die Arbeitszeiten hat einer meiner Ex-Kollegen bereits zwei Ehen ruiniert. Der zahlt jetzt so viel Unterhalt, dass er effektiv weniger im Portemonnaie hat als ich.“


Steffen Buch
Quelle: Kreis Gütersloh