Arbeitsleben in Balance - Auszubildende aktivieren

23. Juli 2018: Von Elmar Diemel, Sachgebietsleiter Personalentwicklung und Ausbildungsleiter und Eva Ewen, Team Ausbildung, Kreisverwaltung Soest.

Der Kreis Soest setzt sich wie viele Arbeitgeber für eine gute und lange Arbeitsfähigkeit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Psychische Erkrankungen und Belastungssituationen treten mittlerweile auch bei jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer häufiger auf. Um dieser Problematik frühzeitig und präventiv zu begegnen, hat der Kreis Soest jetzt alle Auszubildenden befragt und startet mit einem Konzept zur Stärkung der (psychischen) Gesundheit.

Die Belastungen der Berufswelt verstärken sich immer mehr. Problemfelder wie psychische Erkrankungen und erhöhte Krankenquoten sind nur zwei Bereiche, die für Arbeitgeber zu immer größeren Herausforderungen werden. Die Themen „Gesundheit am Arbeitsplatz“ und „Gesundes Führen“ beschäftigen bereits seit vielen Jahren die Gesundheitswissenschaft und sind auch aus dem öffentlichen Dienst nicht mehr weg zu denken.  Neu in dem Sektor ist, dass auch junge Menschen immer stärker betroffen sind.

Auszubildende und duale Studierende beschreiben immer häufiger Situationen in ihrem Alltag - und besonders die Anforderungen in Berufsschulen und FHs - als belastend. Zur Förderung der psychischen Gesundheit und Belastbarkeit hat der Kreis Soest nun ein ganzheitliches Konzept zur Azubi-Gesundheit entwickelt. Dabei haben das Betriebliche Gesundheitsmanagement und die Ausbildungsleitung eng zusammengearbeitet. Die Idee dahinter ist eine frühzeitige Sensibilisierung für das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. Diese wird durch Weiterbildungen über die komplette Ausbildungsdauer dann verfestigt und dauerhaft ins Berufsleben transferiert.

Ein erster Schritt, um den aktuellen Standpunkt, aber auch Wünsche, Anregungen und Bedürfnisse zu erfahren, war eine elektronische Befragung aller Auszubildenden und Studierenden. In dieser wurden der Status quo aber auch kritische Ausprägungen von Belastungen oder Beanspruchungen festgestellt.

Die Befragung aller Auszubildenden und dual Studierenden fand im Frühjahr 2018 statt. Die Inhalte bezogen sich auf die körperliche und seelische Gesundheit. Dabei wurde das subjektive Belastungsempfinden in verschiedenen Kategorien genauso untersucht wie die Fähigkeit für Entspannung und aktiven Ausgleich zu sorgen. Außerdem wurden Bedarfe und Wünsche erfragt. Die Befragung war freiwillig und erfolgte anonym.

Starkes Interesse der Auszubildenden
Die Zielgruppe umfasste 58 Personen. Es haben sich erfreulicherweise 47 Nachwuchskräfte an der Befragung beteiligt. Dies entspricht einer Quote von 79,66%. Die Quote liegt deutlich höher als in vergleichbaren Befragungen üblich ist. Dies lässt auf ein hohes Interesse der Nachwuchskräfte an ihrer eigenen Gesundheit und eine hohe Erwartung an das Konzept schließen. Die Mitarbeit und kontinuierliche Beteiligung der Nachwuchskräfte ist uns besonders wichtig. Es ist unverzichtbar, dass sie sich durch persönliche Anregungen, Vorschläge und die Beteiligung an verschiedenen Maßnahmen einbringen. Ebenfalls wichtig war die Unterstützung durch Personalentwicklung, Jugend- und Auszubildendenvertretung, Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte und die Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen. Sie wurden ebenfalls frühzeitig involviert und äußerten sich durchweg positiv zu dem geplanten Vorhaben.

Ein zentrales Ergebnis der Befragung war, dass sich bezüglich Ausbildungs- bzw. Studienanforderungen mehr als 75 % der Befragten sowohl physisch als auch psychisch gut bis sehr gut fühlen. Besonders hinterfragt wurden hierbei Umfang und Schwierigkeit der Theorie- und Praxisabschnitte, Belastungen durch Klausuren und Prüfungen, aber auch durch teils längere Fahrzeiten.

Erfreulich ist ebenfalls, dass die Nachwuchskräfte über ausreichend Ressourcen zur eigenen Gesunderhaltung verfügen. Sie sind in der Lage sich zu erholen und zu entspannen. Viele empfinden ein aktives soziales Leben mit Familie bzw. Freunden dabei als sehr hilfreich. Die Mehrheit der Auszubildenden betätigt sich in der Freizeit außerdem ausreichend sportlich und hat ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein in den Lebensstil manifestiert (z. B. gesunde Ernährung, Entspannung etc.).

Stärkere Belastungen zeigen sich aktuell vor allem durch Prüfungsstress. Auch der Umfang der Ausbildungsinhalte in der Theorie wird eher als hoch empfunden.
Die Auszubildenden wünschen sich vor allem Seminare und Vorträge zu Umgang mit Belastung und Stress, Seminare zu Ausbildungsthemen (z. B. Fachseminare) und Sportangebote außerhalb der Dienstzeit. 

Konzept setzt konkret an
Beruhend auf diesen Ergebnissen wurde ein Konzept mit konkreten Maßnahmen erstellt. Immer im Fokus war dabei, bereits heute das Handwerks- und Rüstzeug zu vermitteln, um möglichst das gesamte Berufsleben bis zum Rentenbeginn gesund zu bewältigen.

Das Gesundheitskonzept der Kreisverwaltung sieht nun vor, konkrete Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Mittelpunkt stehen dabei vier bis sechs ganztägige Module. Diese beinhalten thematisch unter anderem Stress- und Belastungsbewältigung, Selbstreflexion, Gesundheitsvorsorge, Lerntechniken und Prüfungsvorbereitung, sichere Kommunikation sowie Ernährung und Bewegung. Es werden sowohl die Wünsche der Auszubildenden, als auch der aktuelle Stand des Betrieblichen Gesundheitsmanagements aufgegriffen.

Alle Module müssen von den Auszubildenden verpflichtend absolviert werden. Die Termine werden über drei Jahre verteilt. Die Struktur sieht daher ein bis zwei Module pro Jahr für jeden Auszubildenden vor. Aufgrund der Anzahl der Auszubildenden werden alle Module jeweils an mehreren Terminen angeboten. Es müssen keine festen Gruppen gebildet werden, so dass den Auszubildenden und Studierenden eine hohe Flexibilität angeboten werden kann. Die unterschiedlichen Gruppenzusammensetzungen fördern darüber hinaus den Austausch untereinander und können Blickwinkel erweitern sowie neue Wege aufzeigen.

Zum Abschluss ist eine regelmäßige Evaluation des Konzepts vorgesehen. Diese stellt sicher, dass das Konzept auch langfristig nah an den Auszubildenden bleibt und echten Nutzen bietet. Bei Bedarf werden aktuelle Themen aufgegriffen.


Eva Ewen (l.) und Elmar Diemel
Quelle: Kreisverwaltung Soest