3,6 Millionen Euro Fördermittel für digitales Gesundheitsamt der Zukunft
Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde und macht auch vor dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) keinen Halt. Insbesondere die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass die Aufgaben des ÖGD mit Digitalisierungsmaßnahmen effektiver erfüllt werden könnten. Das Gesundheitsamt des Kreises Lippe hat sich dem Thema intensiv verschrieben und in den vergangenen zwei Jahren Fördermittel des Bundesministeriums für Gesundheit in Höhe von insgesamt 3,6 Millionen Euro eingeworben.
„Als moderne Verwaltung wollen wir digitale Bürgernähe leben“, betont Landrat Dr. Axel Lehmann. „Das geht allerdings nur, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen“. Und die haben die Mitarbeitenden im Gesundheitsamt in den vergangenen zwei Jahren geschaffen:
Projektförderung durch die Europäische Union.
Quelle: EU
DiGiLIP
Im Rahmen des Modellprojekts „DiGiLIP – Digitales Gesundheitsamt in Lippe“, für das Fördermittel in Höhe von 1,6 Mio.€ zur Verfügung stehen, ist seit Oktober 2022 eine Digitalisierungsstrategie entstanden, die die Mitarbeitenden digital fit machen soll: Mit dem Projekt, das nun ausläuft, wurden die Weichen für das Gesundheitsamt der Zukunft in Lippe erfolgreich gestellt. „Die außergewöhnlich hohe Fördersumme ist dem großen Engagement der Mitarbeitenden zu verdanken, die den hohen Mehrwert eines digital fortschrittlichen Gesundheitsamtes erkannt haben und mit Leben füllen“, unterstreicht Lehmann.
Die Maßnahmen konzentrierten sich darauf, die internen technischen Strukturen belastbar aufzustellen sowie die Sicherheit der Mitarbeitenden im Umgang mit den neuen digitalen Möglichkeiten zu stärken. Konkret bedeutet das: Die Ausstattung der Mitarbeitenden mit mobilen Endgeräten und weitere technische Anschaffungen zur Digitalisierung von Akten waren ein grundlegender Baustein des Projekts. In interaktiven Informationsveranstaltungen wurden anstehende Veränderungen transparent vermittelt. Möglichkeiten zum einfachen, digitalen Austausch und Feedbackabgabe sowie eine Plattform zur digitalen Zusammenarbeit und Informationsweitergabe wurden eingerichtet. So sind auch Mitarbeitende, die oft tagelang in Außendiensten tätig sind, nicht mehr vom Informationsfluss abgeschnitten und können von jedem Ort aus auf ihre Fachverfahren und Dateien zugreifen. Ein weiterer wichtiger Baustein von DiGiLIP waren Maßnahmen zur Bestandsaufnahme und Erhöhung der Informationssicherheit.
Freuen sich über den digitalen Fortschritt im Gesundheitsamt (v.l.): Sabine Beine, Christine Schmidt und Dr. Kerstin Ahaus.
Quelle: Kreis Lippe
Dass das Thema Digitalisierung mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hat, weiß Christine Schmidt, die das Projekt im Gesundheitsamt leitet: „Es gibt zum Beispiel viele verschiedene Softwarelösungen, die untereinander aber nicht agieren. Somit ist in vielen Bereichen immer noch eine manuelle Informationsübertragung von System A zu System B notwendig. Unser Hauptanliegen ist es, Lösungen zu finden, die die manuelle Zuarbeit auf ein Minimum beschränken, auch wenn sich diese nicht ganz vermeiden lassen“. Hier ist man auf einem guten Weg: Ein neues Fachverfahren und weitere neue digitale Anwendungen wurden intensiv im Hause geschult und Handbücher hierzu erstellt. Im Austausch mit anderen Gesundheitsämtern, die das gleiche Fachverfahren nutzen, hat die Projektgruppe eine schrittweise Weiterentwicklung des Verfahrens als Web-Applikation beim Anbieter des Fachverfahrens angestoßen und liefert in diesem Zusammenhang wesentliche Inhalte.
Digital unterwegs: (v.r.) Das DiGiLIP-Team mit Dorothee Bend, Erika Janzen, Michael Krüger, Christine Schmidt und Claudia Reinhold.
Quelle: Kreis Lippe
Ein Grundsatz der Projektarbeit lautet: „Digitalisierung geht nicht ohne die Kolleginnen und Kollegen. Diese auf die digitale Reise mitzunehmen, ist eine Herzensangelegenheit des DiGiLIP-Teams“, unterstreicht Schmidt. Und das funktioniert gut, die Motivation und der Nutzen für die Mitarbeitenden im Gesundheitsamt sind groß. Doch auch der Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger wird sich sukzessive zeigen: So können Schuleingangsuntersuchungen künftig online von den Erziehungsberechtigten selbst terminiert werden. Bisher hat das Gesundheitsamt einen festen Termin vorgegeben. Der Fragebogen, den Eltern im Vorfeld handschriftlich ausfüllen müssen, soll online zur Verfügung gestellt werden. Die Antworten fließen datenschutzkonform direkt in den Datensatz des Kindes ein. Auch die Überprüfung der Hör- und Sehfähigkeit der künftigen Erstklässlerinnen und Erstklässler wird dank digitaler Geräte künftig komfortabler und zeitsparender ablaufen, wovon Kinder wie Mitarbeitende gleichermaßen profitieren.
DiGiLIP 2.0
Nach DiGiLIP startet DiGiLIP 2.0: „Auf dem mit dem DiGiLIP gebildeten Fundament aufbauend, werden mit dem DiGiLIP 2.0 bis zum 31. August 2026 neue Maßnahmen in Angriff genommen, die sich überwiegend auf Kommunikationswege von und nach außen konzentrieren, um hiermit das Gesamtbild eines Digitalen Gesundheitsamtes in Lippe 2025 abzurunden“, erklärt Dr. Kerstin Ahaus, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. Dafür gibt es jetzt vom Bund noch einmal Fördermittel in Höhe von 1,85 Millionen Euro. Zusammengefasst werden nachfolgende Themen betrachtet: Prävention, Beratung, Information des ÖGD online darstellen, Kommunikationswege nach innen und außen digital aufstellen sowie Daten- und IT-Sicherheit krisenfest aufstellen. Online-Fragebögen sollen auf andere relevante Fachgebiete des Gesundheitsamtes ausgeweitet und mobile Sprachcomputer zur besseren Verständigung mit Bürgerinnen und Bürgern ohne ausreichende Deutschkenntnisse angeschafft werden. Ziel ist zudem, die digitale Kommunikation mit z.B. Arztpraxen, Kliniken, Apotheken, aber auch Gerichten oder Sozialämtern auszubauen.
ÖGD.NeT
Im laufenden Projektzeitraum hat das Bundesgesundheitsministerium weitere Förderaufrufe veröffentlicht. Das Land Nordrhein-Westfalen hat das Gesundheitsamt des Kreises Lippe als eins von nur vier Gesundheitsämtern in NRW ausgewählt, sich am Projekt ÖGD.NeT zu beteiligen. Hierzu konnten für Lippe weitere Fördermittel in Höhe von 150.000 Euro eingeworben werden. Das Beteiligungsprojekt wird übergeordnet vom Bundesministerium für Gesundheit mit dem Robert-Koch-Institut geleitet und hat die Zielsetzung, ein optimiertes Fachverfahren für den Infektionsschutz zu entwickeln. Im Rahmen einer agilen Softwareentwicklung werden hierzu die Landesgesundheitsbehörden bzw. Landesstellen und Gesundheitsämter vor Ort mit eingebunden, die die einzelnen Entwicklungsschritte intensiv auf Praktikabilität prüfen. Der Projektzeitraum läuft bis zum 31. August 2026.
Fazit
Alle Maßnahmen, die im Rahmen der Projekte bisher umgesetzt wurden oder angestoßen werden sollen, haben einen nachhaltigen Charakter, davon ist Sabine Beine, zuständige Verwaltungsvorständin beim Kreis Lippe, überzeugt: „Prozessmodelle werden weiterhin regelmäßig überprüft, inhaltlich ergänzt und evaluiert, denn Prozessmanagement endet nie und dient unserem Gesundheitsamt als Grundlage, um Standards zur Qualitätssicherung zu bilden.“ Informationssicherheitsmaßnahmen, die sich als erfolgreich erwiesen haben, werden auf Kreisebene weiter umgesetzt und die Mitarbeitenden-Schulungen in einem festen Turnus stetig wiederholt. „Von den umfangreichen Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre und dem Wissen der Gesundheitsamt-Mitarbeitenden können nicht nur die eigenen Kolleginnen und Kollegen im Haus, sondern auch weitere Behörden profitieren“, ist sich Beine sicher.
Hintergrund |
Christine Schmidt
Quelle: Kreis Lippe