Tierseuchen: Experten aus Niedersachsen und NRW beraten gemeinsam Bekämpfungsstrategien
Der Begriff Pandemie ist seit Corona in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. In der Veterinärmedizin sind es insbesondere die Vogelgrippe (HPAI) und die Afrikanische Schweinepest (ASP) mit ihren schweren, oft tödlichen Krankheitsverläufen, deren weltweite Ausbreitung aktuell viele Tiere bedrohen. Sie stellen damit ein erhebliches Risiko für die Tiergesundheit und die Landwirtschaft dar. Die Bekämpfung der Vogelgrippe ist dabei kein auf einzelne Ställe begrenztes Phänomen mehr, sondern das Virus ist ganzjährig weltweit u.a. bei Wildvögeln nachweisbar. „Wir brauchen bei der Geflügelpest eine neue Bekämpfungsstrategie, damit wir die erforderlichen Maßnahmen auch bei einem dauerhaften Vorkommen des Virus in der Umwelt wirksam gestalten können. Wir wollen in der Bekämpfung, deren Hauptlast die kommunalen Veterinärbehörden tragen, nicht nachlassen, aber das europäische und nationale Tiergesundheitsrecht müssen der veränderten Lage besser Rechnung tragen. Dies konnten wir jüngst der EU-Kommission bereits darlegen“, erklärte Dr. Joachim Schwind, Geschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages (NLT).
In der gemeinsamen Tagung des Ausschusses für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Landkreistags NRW mit dem Ständigen Arbeitskreis Veterinärwesen des Landkreistags und des Städtetags Niedersachsen in Osnabrück ging es auch um die Vorbereitung auf einen möglichen Seuchenausbruch der Afrikanischen Schweinepest in beiden Ländern. Die aktuelle Situation wurde anhand von Erfahrungen bei der Seuchenbekämpfung in den ostdeutschen Ländern sowie der Fachexpertise des Bundes diskutiert. „Wir haben gesehen, dass ein Tierseuchenausbruch bei Haus- oder Wildschweinen alle Beteiligten massiv fordert. Deshalb müssen wir uns auf die Bekämpfung konzentrieren und die Bürokratie geringhalten. Sollte es zu weiteren Ausbrüchen kommen, müssen die Länder umgehend die betroffenen kommunalen Behörden tatkräftig unterstützen“, forderte Prof. Dr. Wilfried Hopp, Leitender Kreisveterinärdirektor des Kreises Soest und stellv. Vorsitzender des Ausschusses für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Landkreistags Nordrhein-Westfalen (LKT NRW). Zudem müssten Präventivmaßnahmen ergriffen werden, um das Risiko eines Ausbruchs zu minimieren. Und das in enger Kooperation und Vernetzung aller Akteure.
Der bereits spürbare Fachkräftemangel, der auch besonders das in den Veterinärämtern benötigte Spezialpersonal betrifft, war ebenfalls Thema der Klausurtagung. Aufgrund des unterschiedlichen Laufbahnrechts in den Ländern kommt es immer wieder zu Problemen bei der Anerkennung der sehr unterschiedlichen Ausbildungen im Veterinärbereich. „Die Länder, die für die Ausbildung und Anerkennung von Berufsqualifikationen zuständig sind, müssen die demografische Entwicklung aufgreifen und die Anzahl der Ausbildungsplätze dauerhaft erhöhen. Zudem müssen wir im Laufbahnrecht und bei der Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse schneller und flexibler werden“, so Hauptgeschäftsführer Dr. Jan Arning vom Niedersächsischen Städtetag.